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Reaktionen aus Griechenland auf das neue Hilfspaket

Jannis Papadimitriou27. November 2012

Griechenland atmet angesichts der neuen Tranche aus der laufenden Finanzhilfe auf - und macht sich dennoch Sorgen um die nächsten Schritte nach dem Milliarden-Deal von Brüssel.

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Eine Ein-Euro-Muenze auf einer Fahne der Europaeischen Union, im Hintergrund ist eine griechische Fahne zu sehen.
Bild: dapd

"Alles ist gut gegangen, dafür haben alle Griechen gekämpft“, erklärte der konservative Ministerpräsident Antonis Samaras lakonisch am Dienstagmorgen (27.11.2012) in Athen. Für den mitregierenden Sozialistenchef Evangelos Venizelos war das Verhandlungsergebnis von Brüssel "der Neustart, den Griechenland dringend braucht nach neun Monaten Wartezeit".

Nur die Linksopposition war wieder einmal nicht zufrieden: "Da hat doch nur Frau Merkel mit Frau Lagarde in Abwesenheit unseres Landes verhandelt“, kritisierte Oppositionschef Alexis Tsipras und fügte hinzu: "Eigentlich gibt es ja nur eine Lösung: Den politischen Wechsel, den unser Land sehnsüchtig erwartet, damit das Volk wieder in den Vordergrund tritt. Und dieser Wechsel wird kommen", sagte Tsipras - wohl wissend, dass seine Partei in allen Umfragen der letzten Wochen führt, und das deutlich vor den regierenden Konservativen.

Der Ministerpräsident Präsident Antonis Samaras geht an Fotografen vorbei. (Foto: REUTERS/Eric Vidal) (BELGIUM - Tags: POLITICS BUSINESS)
Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras: "Alles ist gut gegangen."Bild: Reuters

Alles nur Täuschung?

"Ein erstes Lächeln - der große Kompromiss zwischen Deutschland und dem IWF“, schrieb am Dienstag die auflagenstärkste Athener Zeitung "TA NEA". Der Kommentator der Zeitung warnte jedoch vor zu viel Euphorie: "Jetzt sind wir wieder am Ball. Die Sparmaßnahmen werden aber wehtun".

"Giftdosis" titelte ihrerseits die linksliberale "Zeitung der Redakteure" - ein Wortspiel. Das Wort "Dosis" bezeichnet im Neugriechischen nämlich sowohl eine Dosis Medizin, als auch eine Kredittranche. Die Zeitung erklärte dazu: "Die Forderungen unserer Gläubiger verurteilen die griechische Gesellschaft zu einem langsamen Tod. Mit allerlei Rechentricks gaukelt man uns vor, die griechischen Schulden könnten getilgt werden, in Wirklichkeit wird das aber in die ferne Zukunft verschoben."

Zwischen Hoffen und Bangen

Panagiotis Ioakeimidis, Politikprofessor an der Universität Athen, sieht das ganz anders: "Ohne Zweifel war der Brüsseler Beschluss eine positive Entwicklung, obwohl es nicht an Unsicherheiten oder Unklarheiten mangelt. Er könnte sogar in naher Zukunft einen Wendepunkt in der Griechenland-Krise bringen, vorausgesetzt, die vereinbarten Sparmaßnahmen würden auch umgesetzt", erklärt Ioakeimidis in einem Interview mit dem Athener TV-Sender Skai.

IWF-Chefin Christine Lagarde beim Euro-Zonen-Treffen am 26.11.2012 in Brüssel (Foto: GEORGES GOBET/AFP/Getty Images)
IWF-Chefin Christine Lagarde beim Euro-Zonen-TreffenBild: Getty Images

Der Journalist Panagiotis Panagiotou, der bei der jüngsten Parlamentswahl für die gemäßigte Linkspartei "Demokratische Linke“ kandidierte, konnte sich einen Seitenhieb gegen Deutschland nicht verkneifen: Europa und vor allem Deutschland hätten sich zu einer endgültigen Regelung der Verschuldung durchringen müssen, erklärte Panagiotou im griechischen Staatsfernsehen und fügte hinzu: "Man kann nicht die Führung in Europa beanspruchen ohne eine Gegenleistung entrichten zu wollen."