Wandernde Tierarten kennen keine Staatsgrenzen
Elefanten, Wölfe und Aale zählen zu den besonderen Lebewesen, die weite Strecken zurücklegen. Doch die Nomaden der Tierwelt brauchen zum Überleben feste Wanderrouten und saisonale Bedingungen an ihren Zwischenzielen.
Rüsseltiere in größter Not
Knochenfunde zeigen: Die Saiga-Antilope gab es schon in der letzten Eiszeit. Getötet werden die geselligen Huftiere wegen ihrer gedrehten Hörner, aus dem Glauben heraus, dass sich daraus Pulver mit Heilkraft produzieren lässt. Die wenigen Tiere in Zentralasien kommen mehrere Tage ohne Wasser aus, können schwimmen, schnell lange laufen und sind unentbehrlich für den Erhalt der halbfeuchten Steppen.
Von wegen Miezekatze!
Der Eurasische Luchs mit seinen ausgeprägten Ohrpinseln ist nach Braunbär und Wolf das größte heimische Landraubtier und ebenso selten. Er hört angeblich eine Maus in 50 Metern Entfernung. Die Jagd auf Nutztiere wurde der Großkatze in den vergangenen Jahrhunderten allerdings zum Verhängnis. Sie wurde gnadenlos ausgerottet. Heute werden seltene, ausgewilderte Luchse meist Opfer im Straßenverkehr.
Schwergewichte und leichte Mädchen
Männliche Seeelefanten wiegen zehnmal mehr als Weibchen. Im Wasser sind die Säuger allein unterwegs. Mit dem Rüssel vertreiben die Bullen Nebenbuhler. An Land ist das Leben mühsam, da sie sich robbend bewegen. Dafür kuscheln sie dort in Kolonien, ehe sie erneut abtauchen. Diese Robben gehören zu den Migranten, die zehntausende Kilometer pro Jahr zurücklegen. Sie stehen in den USA unter Schutz.
Gewinner und doch Verlierer
Wandernder Albatros in der Zwickmühle: Der Klimawandel produziert stärkere Winde, somit kommt er schneller voran. Infolge der Erderwärmung findet er mehr Futter, was ihn kräftiger macht. Dadurch gestärkt, zeugt er mehr Junge - sofern sein Leben nicht als Beifang zuvor am Haken einer Fischerleine ein jähes Ende gefunden hat. Jährlich sterben weltweit grausam unter Wasser etwa 100.000 Albatrosse.
Leben mit Nomaden in der Tundra
Rentiere liefern den Menschen in der Tundra Nahrung und Kleidung. Sie ernähren sich von Flechten und Moosen. Der Klimawandel stellt jedoch eine ernsthafte Bedrohung dar. Der wenige Schnee wird schnell nass und gefriert in der Nacht. Die betonharte Eisschicht, die entsteht, ist für Hufen und Schnauze undurchdringlich. Die Tiere verhungern oder versinken im Eiswasser, über das sie einst liefen.
Kühles, trockenes, windarmes Wetter
Karibus, die nordamerikanischen Verwandten der Rentiere, wandern in großen Herden jedes Jahr bis zu 1350 Kilometer weit, so die Organisation Arctic Network Inventory and Monitoring Program. Anderen Angaben zufolge schafften die Säugetiere 4800 Kilometer. Forscher der Maryland University beobachteten, dass alle Rudel fast am gleichen Tag aufbrechen.
Überlebenskünstler vor dem Untergang?
Meeresschildkröten haben 250 Millionen Jahre auf dem Buckelpanzer, doch welche Distanzen sie schaffen, ist noch nicht erforscht. Die Paarung findet offenbar auf offenem Meer statt. Zur Eiablage paddeln die Weibchen an den Strand. Hier werden sie gejagt, und ihre Eier gestohlen. Im Wasser landen sie als ungewollter Beifang in der Falle oder verenden an Plastik, das sie für Quallen hielten.
Zugvogel mit virtuoser Stimmenvielfalt
Nachtigall-Männchen singen in verschiedensten Tönen mit großem Repertoire. Wie Minnesänger im Mittelalter geben sie vor der Brutzeit nur nachts ihr Solo zum besten, mit dem Ziel, Weibchen anzulocken. Im Herbst zieht es die Langstreckenflieger aus den Laubwäldern in die Wärme Afrikas, nördlich des Äquators. Die Aufforstung mit Nadelbäumen und Biozide in der Landwirtschaft gefährdet den Vogel.
Das lange Elend
Werbefotos für Safari-Urlaub in Afrika ohne Giraffen? Undenkbar. Doch wie Elefanten, Nashörner, Gorillas sind sie vom Aussterben bedroht. Wilderer machen Jagd auf das welthöchste Tier. Des Fleisches wegen. Und das Hirn soll, so der Aberglaube, Aids heilen. Weitere Feinde sind Löwen, Leoparden und Hyänen. Der ständigen Bedrohung ausgesetzt, gönnen sich Giraffen lediglich 30 Minuten Schlaf pro Tag.
Die Mär vom bösen Wolf
Dem fernwandernden Raubtier wurde sein Trieb, Nutztiere zu reißen, zum Verderb. Seit der politischen Wende um 1990 und der Beseitigung von Zäunen und Schussanlagen breitet sich die in Deutschland ausgestorbene Art nach Westen aus. Wegen seines schlechten Rufs und seinem Hunger auf Schafe und Ziegen steht der Wolf unter Beobachtung wie keine zweite Wildtierart. Sein größter Feind? Das Auto.
Segen für Menschen, Fluch für Tiere
Wege, Straßen, Brücken und Trassen sind von und für Menschen gebaut. Sie verbinden. Wildtiere dagegen werden durch die zersiedelten Naturflächen isoliert. Daher fordern Tierschutzorganisationen, die Anforderungen von Tieren bei Neubaumaßnahmen und Instandsetzungen der Infrastruktur zu berücksichtigen. Grüne Brücken als Korridore für die Vierbeiner können Tier und Mensch schützen.
Gejagt für seine Flossen und Fleisch
Wir wollen nicht über Schönheit streiten! Der bis zu zwölf Meter lange Riesenhai trägt sein Maul offen - auf der Suche nach Plankton, Fischen und nach acht bis 15 Grad kaltem Wasser. Unter Schutz steht er, weil er trotz seiner Größe, als Beifang beim Abfischen anderer Meerestiere im Netz landet oder gezielt gejagt wird: Seine Flossen und sein Fleisch gelten in China als Delikatesse.
Wohin mit dem Weihnachtsbaum? In den Zoo.
Ja, sie lieben die Überbleibsel des Festes. Wegen des Harzes an der Rinde. Aber nur ohne Deko. Noch lieber durchstreifen Elefanten weite Landstriche. Doch weil Siedlungen und Straßen gebaut, Wälder gerodet und Äcker angelegt werden, verlieren die Dickhäuter ihre Lebensräume. Die Jagd nach den kostbaren Stoßzähnen haben darüber hinaus zu einem dramatischen Rückgang der Population geführt.