Walk of Fame: Zwei US-Präsidenten und ein Schuhverkäufer
Seit 60 Jahren säumen Sterne den Hollywood Boulevard in Los Angeles. Der Walk of Fame ist eine Touristenattraktion, doch einige berühmte Namen sucht man vergeblich. Auf einen Stern würde die Stadt gern verzichten...
Zum Ruhme Hollywoods...
1953 hatte die Handelskammer von Hollywood die Idee zum Walk of Fame, der den Ruhm der Stadt widerspiegeln sollte. 1958 gab der Stadtrat von Los Angeles grünes Licht, bis zwei Klagen das Projekt hinauszögerten: Anwohner wehrten sich, weil sie die Kosten der Umgestaltung zahlen sollten. Sie unterlagen ebenso wie Charles Chaplin Jr., der Schadensersatz verlangte, weil sein Vater keinen Stern bekam.
Charlie Chaplin
Gegen einen Stern für Charlie Chaplin gab es lange Widerstand: 1952 wurde dem Engländer nach einem Heimatbesuch in GB die Wiedereinreise in die USA verboten - wegen "unamerikanischer Umtriebe". Konservative sahen in dem liberalen Chaplin einen Kommunisten. 1972 erhielt er dann doch einen Stern. Er reiste aus der Schweiz an, wo er inzwischen lebte - blieb der Zeremonie aber nach Morddrohungen fern.
Terrazzo als Kulturdenkmal
Die Sterne wurden anfangs in vier Kategorien vergeben: Film, Fernsehen, Musik, Radio. 1984 wurde das Feld um Theater/Live Performance erweitert. Potenzielle Kandidaten müssen nominiert werden und fünf Jahre in ihrer Kategorie tätig sein, um eine Bodenplatte aus altrosafarbenem Terrazzo zu erhalten. Seit 1978 ist der Walk of Fame Kulturdenkmal. Heute säumen mehr als 2500 Sterne den Boulevard.
Stanley Kramer
Häufig wird der Stern der Oscar-Gewinnerin Joanne Woodward als erster des Walk of Fame genannt - falsch! Anfangs war es nicht üblich, neue Sterne mit Zeremonien einzuweihen, Woodward war lediglich die Erste, die mit Stern fotografiert wurde. Der erste Stern, fertiggestellt am 28. März 1960, ehrt Stanley Kramer, den Regisseur des Kinoklassikers "Das Urteil von Nürnberg" (1961).
Gene Autry
Der Sänger, Schauspieler und Rodeo-Unternehmer Gene Autry, auch bekannt als "Singender Cowboy", ist der Rekordhalter auf dem Walk of Fame: Als einziger Prominenter wurde er in allen fünf Kategorien mit jeweils einem Stern geehrt. Die ersten vier Sterne erhielt er direkt im Eröffnungsjahr 1960. Autry gehörten ein Fernseh- und mehrere Radiosender.
Donald Trump
Trump ist einer von zwei auf dem Walk of Fame Geehrten, die später US-Präsident wurden. Sein Vorgänger in dieser exklusiven Disziplin ist der ehemalige Western-Schauspieler Ronald Reagan. Übrigens sind mit der Nominierung 50.000 Dollar (ein Teil davon geht an die Historische Stiftung Hollywoods) fällig. In der Regel übernehmen die Geehrten die Kosten - für Milliardär Donald Trump kein Problem.
Protest gegen Politik
Trump erhielt seinen Stern 2007 für die Reality-TV-Show "The Apprentice"(Der Lehrling), in der er Bewerber drangsalierte. Das war ungewöhnlich, weil Reality-Formate eigentlich nicht mit einem Stern geehrt werden. Weil Trump sowohl vor seiner Präsidentschaft als auch nach seiner Wahl Einwanderer und Frauen beleidigte, wurde sein Stern bereits dreimal das Ziel von Vandalismus - per Spitzhacke.
Publikumsattraktion
Manche Stars würden sich wahrscheinlich wünschen, dass ihren Zeremonien ähnlich viele Zuschauer beiwohnen wie hier der Reparatur des beschädigten Sterns von US-Präsident Trump. Für den Stadtrat von West Hollywood hätte es diese Nachbesserung nicht gebraucht. Im August 2018 forderte er die Entfernung des Sterns, weil Trumps Politik nicht mit den Werten der Region vereinbar sei. Bislang erfolglos.
Chevrolet Suburban
Was Greta wohl dazu sagt? Dieses klimafeindliche Gefährt erhielt 2019 einen Stern für knapp 2000 Auftritte in Filmen und TV-Serien, darunter "John Wick", "The Sopranos" und "The Walking Dead". Seit 1960 tauchte das Gefährt jedes Jahr in mindestens einem Film auf. Die Ehrung wurde als bloße Werbung kritisiert. Ein Indiz: Der nicht geehrte Ford Mustang trat in mehr als 4500 Filmen in Erscheinung.
Gravierende Fehler
Auch als VIP ist das Leben nicht einfach: Da zahlt man 50.000 Dollar - und dann ist der eigene Name falsch eingraviert. Auf dem Stern von Julia Louis-Dreyfus ("Seinfeld") stand 2010 "Julia Luis Dreyfus". Die Schauspielerin lachte über den Lapsus, der kurz darauf korrigiert wurde. Es war der zweite Schreibfehler - der erste hatte Dick van Dyke ("Diagnose: Mord") 1993 heimgesucht: "Vandyke".
Berühmte Verweigerer
Viele prominente Namen suchen die jährlich an die zehn Millionen Besucher auf dem Hollywood Boulevard vergeblich: Bruce Springsteen, Clint Eastwood, Prince - sie alle sind in der Vergangenheit nominiert worden, gaben jedoch nicht ihr Einverständnis. Auch Superstars wie Julia Roberts, George Clooney, Madonna, Brad Pitt und Leonardo DiCaprio gehören nicht zum dort geehrten Kreis.
Cher
Mehrere Musiker sind mit zwei Sternen auf dem Hollywood Boulevard verewigt - als Solokünstler und Teil einer Gruppe, darunter alle Beatles. Die Sängerin Cher hätte dazu gehören können, lehnte aber 1983 das seit 1968 obligatorische Erscheinen ab. An der Auszeichnung des Duos Sonny & Cher nahm sie 1998 dagegen teil - zu Ehren ihres kurz zuvor verstorbenen Ex-Manns und -Gesangspartners Sonny Bono.
Muhammad Ali
Der Boxer wurde 2002 geehrt, nachdem der zuständige Ausschuss beschlossen hatte, Boxkämpfe als Live-Aufführung zu akzeptieren. Alis Stern ist der einzige, der nicht auf dem Boden, sondern an einer Hauswand installiert worden ist. Der 1975 zum Islam konvertierte Ali hatte darum gebeten, weil niemand den Namen des Propheten Muhammad mit Füßen treten soll.
Ed O'Neill
Apropos Wünsche: Die Geehrten können einen Ort vorschlagen, an dem ihr Stern in den Boden eingelassen wird. Manchmal setzt die zuständige Kommission das Ersuchen um - besonders, wenn es so lustig ist wie im Fall von Ed O'Neill, der in "Eine schrecklich nette Familie" jahrelang einen entnervten Schuhverkäufer spielte. Sein Stern glänzt seit 2011 folgerichtig vor einem Schuhgeschäft.
Michael Jackson
Als die Nachricht vom Tod des King of Pop die Runde machte, versammelten sich zahlreiche Fans auf dem Hollywood Boulevard, legten Blumen und Kerzen nieder, sangen und beteten. Blöd nur, dass sie zunächst am Stern des gleichnamigen und heute noch lebenden Radiomoderators Platz nahmen. Der Stern der verstorbenen Pop-Ikone war wegen einer Filmpremiere mit einem roten Teppich verdeckt.