Waldschutz im Kaukasus
11. Mai 2010Fünfeinhalb Millionen Hektar in 250 Gebieten: so groß ist die Schutzfläche im gesamten Kaukasus inzwischen. Dafür gesorgt haben verschiedene Umweltinitiativen mit internationaler Unterstützung. Auch die deutsche Bundesregierung ist dabei und hat mehrere der Wiederaufforstungsprojekte in der Region finanziert.
Wieder aufgeforstet wurde zwar schon zu Zeiten der Sowjetunion. Doch damals hatten die Förster nur Kiefern gesetzt – eine reine Monokultur. Ökologisch sinnvoll ist nach Ansicht der Umweltschützer vom World Wide Fund for Nature (WWF) nur ein Mischwald mit Erlen, Eschen, Linden und anderen Arten, damit auch bei einem fortschreitenden Klimawandel genügend Baumarten überleben. Ein Umdenken war nötig. WWF-Waldexperte Frank Mörschel ist mit Projekten seiner Organisation daran beteiligt: "Wir versuchen, neue Ideen reinzubringen, den Menschen neue Kulturen und neue Geräte an die Hand zu geben." Das Ganze sei aber auch ein "Erfahrungsaustausch".
Neue Perspektiven für die Bevölkerung
Doch es ist nicht immer leicht, die örtliche Bevölkerung in den Waldschutz mit einzubeziehen – so wie in einigen Gegenden Georgiens, in denen fast 30 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben. Holz zum Heizen und Weideflächen für ihr Vieh sind wichtiger für das eigene Auskommen als der Umweltschutz, wie Nugzar Zazanashvili, Leiter der Naturschutzabteilung des WWF-Kaukasus-Programmbüros erklärt: "Die Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung ist schwierig. Wenn wir über 'Euer Land', 'Eure Interessen', 'Eure Zukunft' sprechen, verstehen die Leute nicht, dass nicht nur sie gemeint sind, sondern wir alle." Nur langsam, so seine Erfahrung, begreifen die Bewohner der betroffenen Gebiete, wie wichtig der Klimaschutz für ihre Zukunft ist.
Aber die Schutzprojekte helfen auch ganz unmittelbar. Einige der Bewohner haben im Rahmen des Projekts Arbeit gefunden und verdienen Geld mit dem Pflanzen von Bäumen oder bewachen die Zäune der Schonungen, die das Vieh fernhalten sollen. Doch es geht auch um langfristige Perspektiven für die Menschen vor Ort. So wollen die Projektleiter ihnen bei der Vermarktung regionaler Produkte wie Käse, Fleisch und Honig helfen – vorausgesetzt, diese sind umweltfreundlich erzeugt worden, etwa wenn das Vieh nur auf ausgewiesenen Flächen geweidet hat. Und die Bewohner sollen weiterhin ein Recht auf nachhaltig erzeugtes Brennholz aus dem Wald haben. Denn im Winter steigt das Quecksilber selbst tagsüber bisweilen auf nicht mehr als 20 Grad – minus.
Größte Herausforderung: Politische Spannungen
Nachdem das erste Wiederaufforstungsprojekt abgeschlossen ist, konzentriert sich der WWF jetzt darauf, weitere grenzüberschreitende Projekte umzusetzen. Schließlich erstreckt sich der Kaukasus mit einer Fläche von 500.000 Quadratkilometern über sechs Länder: Georgien, Aserbaidschan, Armenien, sowie Teile Russlands, der Türkei und des Iran. Die größte Herausforderung sehen die Waldexperten dabei in den immer wieder auftretenden Unruhen in der Region. Denn es gibt über 40 Volksstämme im Kaukasus. Nugzar Zazanashvili aber gibt sich zuversichtlich: "Dies ist eine Gebirgsregion, hier gibt es immer mal Spannungen und Kriege. Aber es gab auch immer eine Art 'kaukasischer Identität' und 'Fair Play'." Das bedeute, dass auch wenn die Völker der Region keine gemeinsame politische Sprache finden können, "wir uns trotzdem gemeinsam um Natur- und Umweltschutz bemühen".
Hauptziel der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist für den WWF, die einzelnen Schutzgebiete mit sogenannten grünen Korridoren zu verbinden, Netzwerke für die ökologische und soziale Entwicklung der Region aufzubauen – und schließlich auch bedrohten Tierarten wie dem Leoparden wieder genügend Lebensraum zu bieten.
Autorin: Alexa Meyer
Redaktion: Ranty Islam