Waldbrände in Europa klettern auf Rekordniveau
14. August 2022Wie die Nachrichtenagentur afp unter Hinweis auf jüngste Datenerhebungen des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (EFFIS) meldet, sind in diesem Jahr nicht nur wie sonst hauptsächlich die großen Mittelmeerländer betroffen. Vielmehr leiden auch andere Regionen enorm. So kämpften im Juli Tausende Feuerwehrleute fast zwei Wochen gegen den größten Waldbrand in der modernen Geschichte Sloweniens.
"2022 ist bisher ein Rekordjahr", konstatiert EFFIS-Koordinator Jesus San-Miguel. "Trockenheit und extrem hohe Temperaturen haben ganz Europa erfasst." Dies treibe die Waldbrandgefahr enorm in die Höhe. "Die Situation ist beunruhigend - und wir sind gerade erst in der Mitte der Brandsaison." Seit 2010 gebe es einen Trend zu mehr Bränden in Mittel- und Nordeuropa, mit Feuern in Ländern, die "normalerweise keine Brände in ihrem Gebiet erleben", fügte er hinzu. EFFIS verwendet Satellitendaten des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) der Europäischen Union.
Am schlimmsten betroffen ist in diesem Jahr bisher Spanien mit 245.000 Hektar verbrannter Fläche, wie der Satellitenüberwachungsdienst der EU weiter mitteilt. Es folgen demnach Rumänien mit 150.000 und Portugal mit 77.000 Hektar. In diesem Jahr haben Feuer in EU-Ländern wie Österreich, Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien Menschen zur Flucht gezwungen, Gebäude zerstört und Wälder verbrannt.
Große Teile Europas leiden 2022 unter einer Reihe von Hitzewellen, Waldbränden und einer außerordentlichen Dürre, die nach Ansicht von Experten auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sind. Sie warnen, dass künftig häufigere und längere Hitzewellen zu erwarten sind.
Feuerwehr stoppt verheerende Waldbrände in Frankreich
Im Südwesten Frankreichs ist es derweil Feuerwehrleuten gelungen, die Ausbreitung der seit Dienstag wütenden Waldbrände aufzuhalten. "Das Feuer konnte über Nacht dank der bedeutenden eingesetzten Mittel nicht weiter vordringen", twitterte am Samstag der örtliche Präfekt. Dadurch konnte eine wichtige Autobahn vor Beginn des Wochenende-Verkehrs wieder geöffnet werden. Feuerwehrleute aus ganz Europa waren ihren Kollegen in der Gironde zu Hilfe gekommen, wo große Waldflächen zerstört wurden. Rund 10.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Der Flächenbrand wurde in den vergangenen Tagen bei drückender Sommerhitze von mehr als 40 Grad Celsius immer wieder durch starke Winde angefacht.
Bereits im Juli waren große Waldbrände im Südwesten ausgebrochen, bei denen 20.000 Hektar Wald vernichtet wurden und fast 40.000 Menschen zeitweise ihre Häuser räumen mussten. In Frankreich sind dieses Jahr bereits 60.000 Hektar Land den Flammen zum Opfer gefallen, sechs Mal so viel wie im Schnitt der Jahre von 2006 bis 2021. Frankreich erlebt bereits die dritte Hitzewelle in diesem Sommer mit Temperaturen von derzeit bis zu 37 Grad und extremer Trockenheit.
Fortschritte gegen Waldbrände in Portugal
Indessen ist es auch in Portugal gelungen, die Waldbrände im Naturpark Serra da Estrela unter Kontrolle zu bringen, wie der Zivilschutz am Samstag erklärte. Es gebe jedoch "noch viel zu tun", um ein Wiederaufflammen des Brands zu verhindern, sagte Miguel Cruz, Vertreter der Zivilschutzbehörde. Noch immer bereiteten starke Winde den Feuerwehrleuten Sorgen. Innenminister José Luís Carneiro hatte das Feuer am Freitag als "Umwelttragödie" bezeichnet. Portugal verzeichnet den heißesten Juli seit fast einem Jahrhundert.
Brand auf griechischer Insel Thasos eingedämmt
Ein seit Tagen wütender Brand auf der griechischen Ferieninsel Thasos ist am Sonntagmorgen teilweise unter Kontrolle gebracht worden. Die Gefahr sei aber nicht gebannt, da es noch zahlreiche Brandherde gebe, teilten örtliche Behörden mit. Vier Löschflugzeuge, fünf Helikopter, Hunderte Feuerwehrleute, Freiwillige und auch Militäreinheiten sind im Einsatz, um die Brandherde zu beseitigen. Die Insel im Norden der Ägäis ist dicht bewaldet, die Brände wüten auf unwegsamem Gelände.
In Griechenland sind in diesem Jahr bisher nach Angaben des Zivilschutzes mehr als 13.000 Hektar verbrannt. Nach Monaten der Trockenheit, bei hohen Temperaturen und starken Winden herrschten Zustände, die jedes kleine Feuer zu einem riesigen Waldbrand machen könnten, sagten Meteorologen.
kle/se (afp, rtr, dpa)