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Burundi: Die Angst geht um

Simone Schlindwein21. Juli 2015

Schüsse und Granaten verängstigen die Bevölkerung in Burundi, es gab in der Nacht zum Wahltag mindestens zwei Tote. Nur wenige trauen sich, in den Oppositionshochburgen wählen zu gehen, berichtet Simone Schlindwein.

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Bild: DW/S. Schlindwein

Am Stadtrand von Burundis Hauptstadt Bujumbura liegt das Armenviertel Cibitoke, in dem viele Menschen der Opposition nahestehen. Hier hatte es im April und Mai heftige Proteste gegen die dritte Amtszeit von Präsident Pierre Nkurunziza gegeben. Von den rund 1500 Wählern, die in diesem Wahlbezirk registriert sind, haben zwei Stunden nach Eröffnung der Wahllokale lediglich 23 ihre Stimmen abgegeben. Die meisten Wähler waren Polizisten und Soldaten der Armee - also regierungstreue Wähler.

Auch Marie Ndabegererremana, eine ältere Frau aus dem Viertel, ist zu dem Wahllokal in der Grundschule gekommen, um abzustimmen. Doch sie sagt, sie habe sich heimlich herschleichen müssen. "Man will uns einschüchtern, nicht wählen zu gehen. Ich weiß nicht, wer das tut, aber einige Leute sagten mir, diese Granaten schlagen ein, um uns Angst zu machen."

Die ganze Nacht über waren in Bujumbura Schüsse zu hören. Granaten schlugen ein. Wer genau geschossen hat, ist nicht bekannt. Doch es ist zu vermuten, dass die mittlerweile bewaffnete Opposition versucht, die Leute einzuschüchtern, damit sie nicht zur Wahl gehen.

Es ist schwer, in diesen Tagen mit Menschen in Burundi zu sprechen. Alle fürchten sich. Viele wollen nichts sagen. Zahlreiche Polizisten und Soldaten der Armee stehen um das Wahllokal herum, schwer bewaffnet. Alle haben Angst. Zu Recht: In der Nacht zum Wahltag war es in mehreren Teilen der Hauptstadt Bujumbura erneut zu blutigen Unruhen gekommen. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet.

Leichen auf den Straßen

In dem Oppositionsstadtteil Nyakabiga strömen die Menschen zusammen. Vielen ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Eine Leiche liegt mitten auf der Straße. Jugendliche haben eine Straßenblockade darum herum errichtet, Autorreifen brennen.

Polizisten beobachten schwerbewaffnet die Menschentraube. Sie unternehmen nichts, anscheinend warten sie auf Befehle.

Ein junger Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, ist wütend. "Ich bin Mitglied der Bewegung, die gegen die dritte Amtszeit von Pierre Nkurunziza demonstriert hat. Ich kann doch nicht einfach wählen gehen, wenn man hier auf Leute schießt", sagt er der DW. "Wir sehen doch die Leiche, die hier liegt. Es gibt hier keine Sicherheit. Wir haben alle Angst." Die Opposition habe bereits erklärt, dass sie sich aus diesen Wahlen zurückziehe. "Unsere Oppositionsführer haben uns gesagt, dass wir nicht bei diesen verfassungswidrigen Wahlen teilnehmen sollen."

Menschen stehen um eine abgedeckte Leiche auf Bujumburas Straßen
Bewohner stehen fassungslos vor einer abgedeckten Leiche im Stadtviertel NyakabigaBild: DW/S. Schlindwein

Viele der Jugendlichen nicken zustimmend. Den meisten ist Wut, Frustration und auch die Angst im Gesicht deutlich anzusehen. Auch der junge Mann zittert am ganzen Leib, seine Hände und seine Lippen beben. Der psychologische Terror, der von allen Seiten - Regierung sowie Opposition - in diesem Land ausgeübt wird, zeigt seine Wirkung.