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Doppelspitze für die Linksfraktion

15. Juni 2015

Die Fraktion der Linken im Bundestag soll künftig von Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch gemeinsam geführt werden. Nach zehn Jahren im Amt will Noch-Fraktionschef Gysi im Oktober nicht mehr kandidieren.

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Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Lange Zeit konnten sie sich nicht leiden. Aber inzwischen wird der Wortführerin der Parteilinken, Sahra Wagenknecht, und dem Hoffnungsträger der ostdeutschen Reformer, Dietmar Bartsch, ein ganz pragmatisches Verhältnis zueinander nachgesagt. Ob das reicht, um die größte Oppositionspartei im Bundestag zu führen, wird sich zeigen.

Am 13. Oktober will die Fraktion der Linken ihre neue Doppelspitze wählen. Polit-Star Gregor Gysi hatte vor einer Woche erklärt, dass er sich nach zehn Jahren an der Fraktionsspitze nicht wieder um das Amt bewerben will. Nun wurden seine bisherigen Stellvertreter in einer Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstands nominiert.

Wortführerin von Linksaußen

Als prominenteste Vertreterin des linken Flügels hatte Wagenknecht, geboren in Jena, lange Zeit einen schweren Stand in der Partei. Als Mitglied der Kommunistischen Plattform war die 45-Jährige all jenen ein Dorn im Auge, die die Partei auf Regierungsfähigkeit trimmen wollen. Sie gilt als fast ebenso begnadete Rednerin wie Gysi, der lange verhinderte, dass sie neben ihm in die Fraktionsspitze aufsteigen konnte.

Im Frühjahr, nach einer internen Abstimmungsniederlage in der Griechenland-Politik, erklärte die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin dann frustriert ihren Verzicht auf eine Kandidatur. Nach Gysis Rückzug ließ sie sich aber relativ schnell umstimmen. Einem möglichen Bündnis ihrer Partei mit der SPD und den Grünen steht sie sehr zurückhaltend gegenüber.

Lange Parteikarriere

Bartsch dagegen, der als führender Repräsentant des Reformerflügels gilt, drängt die Linke stärker als die meisten anderen, sich einem Bündnis mit der SPD zu öffnen. Der 57-Jährige blickt auf eine lange Parteikarriere. Zunächst Schatzmeister der Vorläuferpartei PDS wurde er anschließend Bundesgeschäftsführer, bis er sich 2010 mit seinem damaligen Parteichef überwarf. Oskar Lafontaine, Wagenknechts heutiger Ehemann, warf ihm eine gezielte Intrige vor.

2012 unterlag Bartsch in einem beispiellosen Flügelkampf um den Parteivorsitz, an dem auch Lafontaine beteiligt war. Seitdem hat der von Gysi protegierte Ökonom den Fraktionsvorsitz im Blick. Sein Auftritt auf dem Bielefelder Parteitag hatte bereits den Charakter einer Bewerbungsrede. Er vermied ein klares Plädoyer für seinen rot-rot-grünen Kurs und rief stattdessen zur Geschlossenheit auf.

uh/rb (dpa,afp)