Wachsende Wut und Trauer in Myanmar
Seit dem Militärputsch am 1. Februar befindet sich Myanmar im Ausnahmezustand. Hunderttausende gehen weiter gegen die Junta auf die Straße - die Sicherheitskräfte setzen immer härtere Mittel ein.
Die Massenkundgebungen gehen weiter
Trotz des brutalen Vorgehens der Armee haben in Myanmar am Wochenende erneut hunderttausende Menschen gegen den Militärputsch und für Demokratie protestiert, wie hier in der Millionenstadt Mandalay. Die drei erhobenen Finger - ein Handzeichen aus der Filmreihe "Hunger Games" - bleiben weiter symbolische Geste des Protestes.
Das harte Vorgehen der Polizei
Die Sicherheitskräfte gingen erneut mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Protestierende vor. Bilder in sozialen Medien zeigten, wie auch Barrikaden in Flammen gesetzt wurden. Am 1. Februar hatte das Militär gegen die faktische Regierungschefin Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen.
Kein Entkommen
Bewaffnete Polizisten verfolgten Demonstranten bis in den Flur eines Gebäudes. Die Militärherrscher in Myanmar setzen trotz internationalen Drucks weiter auf Gewalt, um die Proteste im ganzen Land zu stoppen. Die UN-Sondergesandte für Myanmar, Christine Schraner Burgener, rief unterdessen die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats auf, die "verzweifelten Appelle" der Menschen in Myanmar zu erhören.
Tödliche Barriere aus Sand
Demonstranten blockieren in zahlreichen Städten die Straßen, bauten aus Ziegelsteinen und Sandsäcken Barrikaden. Der Einsatz ging für einen Aktivisten tödlich aus: In Mandalay wurde am Freitag ein Mann von einem tödlichen Schuss in den Nacken getroffen. Der 26-Jährige hatte zuvor dabei geholfen, Barrikaden zu errichten, um die Sicherheitskräfte aufzuhalten.
Widerstand der Vielen
Ein Soldat bewacht einen Mann auf den Straßen Mandalays. Der Widerstand in Myanmar wird von ganz unterschiedlichen Akteuren unterstützt: von jungen Demonstranten und der sogenannten "Generation Z", aber auch von der "Bewegung zivilen Ungehorsams". Nach dem Putsch weigerten sich zuerst Ärzte und Krankenschwestern, unter der Militärregierung zu arbeiten. Schnell schlossen sich weitere an.
Verbotene Bilder
Auf den Straßen der Städte stehen sich junge Demonstranten mit selbstgebauten Schutzschilden und Polizisten gegenüber. Solche oder ähnliche Bilder bekommen viele Menschen in Myanmar kaum zu sehen: Die Junta versucht, die Verbreitung von Informationen über die Proteste und deren Niederschlagung zu stoppen, indem sie das Internet blockiert und das Online-Netzwerk Facebook zensiert.
Die Macht der Röcke
Inzwischen setzen Demonstranten auch auf ein höchst ungewöhnliches Mittel - traditionelle Frauenröcke. Die sogenannten "longyui" werden an Leinen über den Straßen der Stadt aufgehangen und sollen die Sicherheitskräfte davon abhalten, gewaltsam gegen die Demonstranten vorzugehen. Das hat mit dem verbreiteten Glauben zu tun, dass diese Frauenröcke die Kraft von Männern schwächen könnten.
Eine Barriere aus Stoff
Manche Soldaten weigern sich deshalb, einen weiblichen 'longyi' anzufassen, aus Angst, dies könnte ihr Glück im Kampf zunichte machen."Wenn die Anwohner ihre 'longyi' aufhängen, können sie (Soldaten und Polizisten) nicht in die Straßen gehen, sie können sie nicht überqueren und sie müssen sie erst abnehmen", erläutert Thinzar Shunlei Yi, eine Demonstrantin aus Yangon.
Die Zahl der Toten wächst
Angehörige trauern in Yangon neben der Stelle, an der ein Familienmitglied während der Proteste ums Leben kam. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit dem Militärputsch Anfang Februar mindestens 55 Menschen getötet. Allein am Mittwoch, dem bislang blutigsten Tag, starben 38 Menschen bei Kundgebungen. Die Zahl könnte weiter steigen, viele Menschen wurden teils schwer verwundet.
Die Trauer ist groß, die Wut auch
Auch bei dieser Beerdigung in Yangon erheben die Protestierenden ihre Hände zur symbolischen Kampfgeste. Die Menschen, um die sie trauern, wurden bei einer Kundgebung erschossen - wie auch dieser junge Mann, der auf dem Bild zu sehen ist. "Wir werden bis zum Ende kämpfen. Die Revolution muss siegen": So enden viele Interviews mit Demonstranten, wie Journalist Cape Diamond auf Twitter berichtet.