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VW-Techniker als Sündenböcke?

6. März 2016

Zeit- und Kostendruck haben nach Darstellung von VW den Dieselskandal begünstigt. In einem Schreiben der VW-Anwälte werden die Techniker des Konzerns verantwortlich gemacht.

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VW-Auspuff (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/J.Stratenschulte

Weil die bei den Arbeiten für den Skandalmotor EA189 anders als früher nicht mehr auf legalen Wegen an ihr Ziel zu kommen glaubten, wählten Konstrukteure aus der Motorenentwicklung den Ausweg über die illegale Software. Das geht aus der Reaktion des VW-Konzerns auf Anlegerklagen hervor, aus der die Deutsche-Presse-Agentur und der NDR zitieren.

Spagat zwischen US- und EU-Vorgaben

Darin schreiben die VW-Anwälte zu den Ursachen der größten Krise in der rund 80-jährigen Firmengeschichte, dass der Spagat zwischen den Abgas-Vorgaben in den USA und denen der EU immer schwieriger zu lösen gewesen sei. "Im Kern gründet sich die gesamte Dieselthematik somit auf den (grundsätzlich aber lösbaren) Zielkonflikt der Erreichung der in den USA geltenden strengen Stickoxidwerte bei gleichzeitiger Erreichung der vor allem in der EU geltenden Rußpartikel- und Kohlendioxidgrenzwerte", heißt es in der Klageerwiderung. Demnach sind die einen Vorgaben oft nur auf Kosten der anderen optimierbar.

"Diesen Zielkonflikt haben die VW-Techniker im Rahmen des technischen Konzepts der Dieselmotoren-Baureihe EA189 augenscheinlich nicht innerhalb des für die Entwicklung veranschlagten Zeitrahmens und Budgets gelöst. Da somit anders als in der Vergangenheit beim Motortyp EA189 offenbar kein Weg gefunden wurde, um die strengeren US-amerikanischen Stickoxid-Normen zu erfüllen, kam es zur Verwendung der Software", begründet VW die Triebfeder der Affäre.

Wann wusste die Konzernspitze was?

Der Konzern glaubt zudem beweisen zu können, dass der gesamte Vorstand erst wenige Wochen vor dem öffentlichen Auffliegen des Abgas-Skandals von den Software-Manipulationen wusste. Andere Sichtweisen seien Behauptungen "ins Blaue hinein", argumentieren die Anwälte des Autobauers. "Die These ist falsch und wird ausdrücklich bestritten", heißt es in dem Papier. "Die Entscheidung, die Motorsteuerungssoftware zu verändern, wurde vielmehr von VW-Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene auf nachgeordneten Arbeitsebenen des Bereichs Aggregate-Entwicklung von Volkswagen getroffen", heißt es in der Klageerwiderung weiter.

"Der Vorstand von Volkswagen hatte weder von der Programmierung der unzulässigen Softwareveränderung noch von deren späteren Einsatz in den betroffenen Diesel-Aggregaten Kenntnis, sondern erfuhr von dieser Thematik erst im Sommer 2015."

Der Konzern informierte jedoch zunächst nicht die Öffentlichkeit. Die VW-Manager gingen davon aus, dass es mit einer Strafzahlung von weniger als 100 Millionen Euro zu einem Vergleich mit den US-Behörden kommen würde. Die US-Behörden gingen im September an die Öffentlichkeit, wovon der Konzern überrascht wurde.

Über das gesamte Ausmaß des Skandals mit elf Millionen betroffenen Wagen informierte VW Ende September die Öffentlichkeit per Pflichtmitteilung an die Finanzwelt.

cr/rb (dpa, tagesschau.de)