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Politik

VW plant E-Mobilität in Griechenland

Stephanos Georgakopoulos
13. November 2020

VW und Griechenland wollen auf der Insel Astypalea zeigen, dass eine flächendeckende CO2-neutrale Mobilität schon heute möglich ist. Durch Elektromobilität soll die griechische Insel zu einem Vorzeigemodell werden.

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Griechenland | Griechische Insel Astypalea | Pressefoto
VW-Projekt: Klimaneutrale Mobilität auf der griechischen Insel Astypalea Bild: Volkswagen AG

Die kleine Ägais-Insel Astypalea, gelegen zwischen Santorin und Kos, soll nach den Plänen des Volkswagen-Konzerns und der griechischen Regierung zu einem Modell für klimaneutrale Mobilität werden. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten der deutsche Konzern und Griechenland am 4. November. Dabei sprach der VW-Konzernchef Herbert Diess von einem "nach meinem Wissen weltweit einzigartigen Projekt". Innerhalb der kommenden Jahre soll auf der knapp 100 km² großen Insel Astypalea ein ökologisches Vorzeigeprojekt entstehen, ausgestattet mit Elektroautos, E-Scootern, E-Bikes und sogar selbstfahrenden Linienkleinbussen. Auch einen Carsharing-Mobilitätsdienst soll es geben.

Infografik von VW |  Insel Astypalea | DEU
Astypalea soll Modellinsel für klimaneutrale Mobilität werdenBild: Volkswagen AG

Dem ehrgeizigen Plan zufolge sollen rund 1500 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor durch 1000 Elektrofahrzeuge ersetzt werden. Wahrscheinlich wird es sich dabei um die VW-Elektromodelle ID.3 und ID.4 handeln. Die Athener Regierung subventioniert den Kauf der Fahrzeuge mit bis zu 12.500 Euro pro Stück. VW wiederum will sie zum Selbstkostenpreis anbieten und investiert mittelfristig rund zehn Millionen Euro in das Projekt. Ähnlich hoch soll auch die Beteiligung des griechischen Staates ausfallen.

Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energie

Warum wurde gerade diese Insel mit ihren nur 1300 Einwohnern ausgesucht? Laut VW-Konzernchef Diess stammt die Idee einer CO2-neutralen Insel von der griechischen Regierung. Dazu erklärt Maik Stephan, der Leiter Geschäftsfeldentwicklung des VW-Konzerns und Projektleiter auf Astypalea, im Interview mit der DW: "Wir haben gemeinsam Astypalea ausgesucht, da die Insel genau die richtigen Dimensionen in Bezug auf Größe, Anzahl der Fahrzeuge, Einwohnerzahl und Touristenzahl hat. Außerdem kommt kaum Autoverkehr vom Festland auf Astypalea und es existiert keine Stromleitung vom Festland zur Insel".

Maik Stephan Volkswagen Group
Maik Stephan, VW-Projektleiter auf Astypalea: Ein ideales Labor für die Mobilität der Zuknunft Bild: Swayam Creations, Mumbai

Wie auf den meisten Ägäisinseln wird Strom auch auf Astypalea mit Dieselgeneratoren erzeugt. Der Bürgermeister der Insel, Nikolaos Komineas, sagt im Gespräch mit der DW, dass man für das Projekt "mit einem zusätzlichen Strombedarf von etwa sechzehn Prozent rechne", daher plane man auch eine Energiewende. Demnächst soll ein Hybridsystem einer Windkraft- und Photovoltaikanlage eingerichtet werden, dessen Strom in speziellen Batterien gespeichert wird. Parallel dazu müsse auch das Straßennetz erneuert werden, so Komineas. Das sei nötig, um autonome Mobilität überhaupt erst zu ermöglichen.

Astypalea als Testfeld für autonomes Fahren

Das ehrgeizige Projekt könnte das international angeschlagene Image von Volkswagen nach dem verheerenden Dieselskandal aufpolieren und zum Aushängeschild für die Elektrifizierungsstrategie des Autokonzerns werden. Das sei aber noch nicht alles, meint der griechische Autojournalist Nikos Kounitis, der selbst von der Insel stammt: "Es geht sehr wahrscheinlich auch um Tests für autonomes Fahren. Die diesbezügliche Rechtslage in der EU ist kompliziert, zum Beispiel, was die Nutzung oder Dauer von Versuchen auf öffentlichen Straßen betrifft. Astypalea wird jedoch nach griechischem Recht als abgelegene Region eingestuft, so dass hier derartige Tests mit autonomen Fahrzeugen leichter zu realisieren wären." Ein weiterer Vorteil sei, dass die Tests immer noch innerhalb der EU, also in relativer Nähe zur Konzernzentrale in Wolfsburg und nicht etwa im weit entfernten China oder in den USA stattfinden würden, fügt der Mobilitätsexperte hinzu.

Die Energiewende bei der Stromerzeugung auf Astypalea wird vom griechischen Staat realisiert. Dazu Maik Stephan: "Das ist auf jeden Fall eine Voraussetzung für uns, weil es keinen Sinn machen würde, Elektromobilität auf der Insel anzubieten und den Strom dabei weiter mit Dieselgeneratoren zu erzeugen." VW werde der Athener Regierung bei dieser Aufgabe zur Seite stehen, verspricht der Projektleiter: "Wir tragen zu dieser Transformation auch bei, indem wir beim Thema grüne Energieversorgung und Speichertechnologien mit unserer Expertise beratend zur Verfügung stehen."

CO2-freie Mobilität schon heute möglich

Alles deutet darauf hin, dass auf Astypalea ein ideales Labor für die Mobilität der Zukunft entstehen könnte, wie Maik Stephan sagt: "Von dieser Einzigartigkeit versprechen wir uns, viel zu lernen und das Gelernte dann auf zukünftige Projekte zu übertragen." Deshalb auch das hochgesteckte Ziel, so der Projektleiter. Man wolle demonstrieren, dass CO2-neutrale Mobilität in einem Ökosystem bereits heute flächendeckend und vollständig realisierbar sei, nicht erst 2040 oder 2050.

griechischer Autojournalist und Mobilitätsexperte Nikos Kounitis
Mobilitätsexperte Nikos Kounitis: "Astypalea hat die ideale Größe"Bild: Giorgos Vdokakis

Der Mobilitätsexperte Kounitis findet, dass das Projekt auf Astypalea in jedem Fall ein guter Anfang sei, um die noch in den Startlöchern steckende Elektromobilität in Griechenland voranzubringen. Er meint, dass wegen der überschaubaren Größe des Straßennetzes der Insel Elektrofahrzeuge wohl kaum Probleme mit der Reichweite haben würden: "Astypalea hat die ideale Größe, um mit den heute zur Verfügung stehenden Batterien bestens zurecht zu kommen." Der Autojournalist hält es im Übrigen nur für eine Frage der Zeit, bis das Umsteigen auf Elektromobilität auch in Griechenland spürbar an Schwung gewinnt. Denn, so Kounitis: "An den immer strengeren Abgasnormen der EU kommt man auch hier nicht mehr vorbei."