Vor WM-Viertelfinale: Suarez bangt um Cavani
5. Juli 2018Sein Urteil fiel auf den ersten Blick etwas harsch aus. "Wir hängen nicht von einem einzigen Spieler ab, vielmehr von der kollektiven Arbeit auf dem Platz", raunzte Luis Suarez am vergangenen Dienstag in Richtung Plenum, anscheinend ein wenig genervt von den Diskussionen um seinen Sturmpartner. Schließlich gab es Grund, stolz zu sein und auch ein wenig zu feiern.
Das kleine Uruguay steht nach dem Erfolg gegen Portugal (2:1) schließlich im Viertelfinale der WM in Russland. Und da sollte aus Sicht Suarez' wohl erst einmal das Große und Ganze zählen und nicht ein persönliches Schicksal im Team.
Edison Cavanis Wadenverletzung bewegt aber dennoch wohl alle Menschen in dem kleinen südamerikanischen Land zutiefst. Und das sportliche Schicksal der "Selección" und damit auch das von Suarez hängt selbstredend vom Gesundheitszustand des kongenialen Sturmpartners ab. Dessen ist sich Suarez auch durchaus bewusst.
Letzte Titelchance für das Sturmduo?
Deshalb ließ er seinen zunächst eher barschen Worten eine fast kreidehafte Äußerung folgen. "Ich bin einer von drei Millionen Uruguayern, die auf Edis Einsatz hoffen", säuselte Suarez. "Er ist ein Schlüsselspieler für uns. Und er ist hervorragend in Form."
Wahrscheinlich ist es die letzte Chance für die beiden 31 Jahre alten Angreifer, doch noch einen Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen. Suarez und Cavani - das Weltklasse-Duo droht auseinandergerissen zu werden im Viertelfinale gegen Frankreich am Freitag (Anstoß 16 Uhr MESZ, ab 15.45 Uhr Uhr im DW-Liveticker).
Das Krankenhaus von Nischni Nowgorod, in das Cavani zur Untersuchung gebracht wurde, geht offenbar mit der ärztlichen Schweigepflicht etwas lax um. Das Bulletin mit dem Befund zu Cavanis Verletzung gelangte, inklusive genauer Größenangabe des Blutergusses, über den Kurznachrichtendienst Twitter an die Öffentlichkeit.
Emotionen schäumen über
Es ist zwar nicht so, dass sich Suarez nicht auch alleine stark genug fühlen würde, die (Sturm-) Aufgabe gegen die Franzosen im Alleingang zu lösen. Wenn da nicht seine manchmal übersprudelnden Emotionen wären, die ihn sogar zu einem berüchtigten Beißer haben werden lassen.
Bei der WM in Brasilien vor vier Jahren biss Suarez dem Italiener Giorgio Chiellini im Achtelfinale in die Schulter. Danach war die WM für den Uruguayer beendet, die FIFA sperrte Suarez für vier Monate, sein Team schied im Viertelfinale prompt aus. "Ich habe gelitten. Es war einer meiner schwierigsten Tage meines Lebens", sagte Suarez damals.
Die Liste seiner Vergehen auf dem Feld - im Privatleben gilt Suarez im Übrigen als überaus umgänglich und als guter Familienvater - ist aber noch deutlich länger. Im Jahr 2003 fiel er mit einem Kopfstoß gegen einen Schiedsrichter auf.
Vier Jahre später prügelte er sich bei Ajax Amsterdam mit einem Teamkameraden. 2011 fiel er zudem mit einer rassistischen Beleidigung auf. Und dass er sich trotz seines reiferen Alters nun dauerhaft im Griff hat, würde er wohl selbst nicht behaupten. Zu sehr kann er sich mental in eine Partie hineinsteigern.
Der Fußball-Arbeiter
Cavani ist der deutlich nüchternere Typ auf dem Feld. "Ich sage immer, ich bin ein Fußball-Arbeiter", sagt der Angreifer über sich selbst, der während einer Partie permanent in Bewegung ist und nahezu das ganze Feld beackert.
Suarez hat bisher in den vier WM-Partien zweimal getroffen, Cavani erzielte drei Tore. Nicht zuletzt aufgrund dieser Zahlen wäre es für die Uruguayer überlebenswichtig, dass Suarez und Cavani gegen die Franzosen gemeinsam auflaufen können.