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Vor und hinter der Kamera

Jens Thurau7. September 2007

Die meisten Politiker sind vor der Kamera völlig anders als dahinter. Es gibt aber auch Ausnahmen - und sogar Kurt Beck konnte merken, dass es manchmal sogar befreiend ist, vor der Kamera zu toben.

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Bild: DW

Dienstag dieser Woche, Pressekonferenz der Grünen. Beide Parteichefs sind da, Reinhard Bütikofer und Claudia Roth. Sie haben zuvor zwei Tage in Klausur gesessen mit ihrem Bundesvorstand. Irgendetwas ist dabei schief gelaufen.

Jens Thurau

Claudia Roth ist – wie man so schön sagt – eine Laus über die Leber gelaufen. Die Zeitungen schreiben von einem Streit zwischen ihr und Bütikofer um die grüne Haltung zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr.

Sollen sie es doch sehen

Das Schöne an Claudia Roth – finde ich – ist, dass sie sich in solchen Momenten nicht verstellen kann. Sie tritt energisch von einem Fuß auf den anderen, die reckt kämpferisch das Kinn vor, sie formuliert schärfer als sonst. Sie müht sich um Haltung, aber es gelingt ihr kaum. Und irgendwann gibt sie es auf. Sollen doch alle sehen, dass sie sich ärgert.

Claudia Roth ist impulsiv und emotional und geradeheraus und sie kann ziemlich nervenverzehrend sein. Das darf einem gefallen oder nicht. Aber sie ist eine der wenigen politischen Figuren, die vor und hinter der Kamera gleich sind.

Getobt. Kurt Beck

Vor und hinter der Kamera. Kurt Beck, der SPD-Chef, hat die letzten Monate vor der Kamera gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Er hat immer seriös und bodenständig ausgesehen und blieb sachlich, als andere – vor allem aus der eigenen Partei - seine Führungsqualitäten offen angeprangert haben. Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt. Er sei es leid, dass aus der dritten Reihe geschossen werde, sagte er zu Wochenbeginn mit ernstem Gesicht im abendlichen Fernsehen. Zuvor, in den SPD - Gremien, soll er das drastischer ausgedrückt haben: Er lasse sich diesen Sch... nicht länger bieten, soll er getobt haben. Getobt. Kurt Beck. Das ist kaum zu glauben. Aber es lässt für die Zukunft hoffen. Vielleicht kann Beck seine Beliebtheit ja dadurch steigern, dass die Menschen deutlich merken, ihm ansehen, was ihn quält, ärgert, freut – so wie das bei Claudia Roth möglich ist. Es muss ja nicht gleich das Sch..wort dabei falle.