"Vor der Morgenröte": Filmbiographie über Stefan Zweig
Stefan Zweigs Flucht vor den Nazis führte ihn nach Brasilien. 1942 nahm sich der Schriftsteller dort das Leben. Ein neuer Film beleuchtet nun das Schicksal Zweigs - eine Flucht-Geschichte mit aktueller Brisanz.
Leben im Exil
Nachdem der neben Thomas Mann meistübersetzte deutschsprachige Schriftsteller seiner Zeit sein Leben in Europa bedroht sah, emigrierte Stefan Zweig nach Brasilien. Schon früh hatten die Nationalsozialisten die Werke des Autors verbannt. Der 1881 in Wien geborene Zweig verließ seine Heimat, ging nach London und ließ sich schließlich nach einer Zwischenstation in New York in Brasilien nieder.
Schauspielerin & Regisseurin
Seit vielen Jahren ist Maria Schrader eine profilierte und erfolgreiche Schauspielerin vor den Filmkameras und auf den Theaterbühnen. 2007 wagte sie sich erstmals auf den Regiesessel und inszenierte den Film "Liebesleben", eine beeindruckende Verfilmung des gleichnamigen Romans der israelischen Autorin Zeruya Shalev. "Vor der Morgenröte" ist nun Schraders zweite Regiearbeit.
Ankunft in Brasilien
Maria Schrader hat das Leben von Stefan Zweig im Exil in sechs filmische Episoden aufgesplittert, ihr Film ist keine streng narrativ erzählte Schriftstellerbiografie. Im Prolog zeigt sie den berühmten aus Europa kommenden Autor Stefan Zweig (Josef Hader, r.) bei einem Empfang in Rio de Janeiro. In der brasilianischen Hauptstadt wird er wie ein Staatsgast mit entsprechendem Bankett begrüßt.
Spannungen beim Schriftstellerkongress
Im gleichen Jahr, 1936, findet in Buenos Aires ein weltweit beachteter Schriftstellerkongress statt. Stefan Zweig ist Ehrengast. Es wird von ihm erwartet, dass er sich scharf von Deutschland distanziert. Doch Zweig, der vor den Nazis fliehen musste, steht dem Treiben der Funktionäre skeptisch gegenüber. Er sieht sich nicht als politisches Sprachrohr. Und Deutschland bleibt seine kulturelle Heimat.
Leben in Bahia
Die dritte Episode in Maria Schraders Film zeigt Stefan Zweig mit seiner zweiten Frau Lotte (Aenne Schwarz) im brasilianischen Bahia. Dort schreibt der Schriftsteller, der so tief verwurzelt ist in europäischer Kultur und Geschichte, an einem Buch über Südamerika: "Brasilien: Ein Land der Zukunft."
Treffen in New York
Sein Exil in Brasilien unterbricht Stefan Zweig 1941, um in New York seine erste Frau Friderike (Barbara Sukowa) zu treffen. Auch sie hatte Europa verlassen. Friderike übergibt ihrem ehemaligen Mann, mit dem sie in Freundschaft verbunden ist, einen Stapel Bittbriefe aus Europa. Stefan Zweig soll sich für bedrängte Autoren engagieren. Doch der Schriftsteller ist selbst in einer prekären Situation.
Abgeschiedenheit in Petrópolis
Zweig sucht nach seinem Aufenthalt in den USA schließlich wieder Ruhe in Brasilien. Mit seiner zweiten Frau zieht er in das zwei Autostunden von Rio de Janeiro entfernte Petrópolis. Dort sucht ihn auch der Schriftsteller Ernst Feder (Matthias Brandt) auf, ehemaliger Ressortleiter des "Berliner Tageblatts". Feder wird zu einem engen Vertrauten des berühmten Schriftstellers.
Tod im Exil
Doch all die Ruhe und Abgeschiedenheit nutzen Stefan Zweig nichts. Der Verlust der Heimat wird unerträglich. Auch das Gefühl der Ohnmacht, nichts an den schrecklichen Ereignissen in Europa ändern zu können, ist für Zweig nicht zu verkraften. In Petrópolis nimmt sich der Schriftsteller gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte im Februar 1942 das Leben.