Vor 70 Jahren: Mit "Kon-Tiki" zu Weltruhm
Ein waghalsiges Experiment: Der Norweger Thor Heyerdahl überquerte mit einem Floß von Südamerika aus den Pazifik. Nach drei Monaten landete er in Polynesien - wie angeblich vor ihm schon die Inka.
Drei Monate auf dem Wasser treiben
Fast 7000 Kilometer auf dem Pazifik mit einem Holzfloß zurücklegen, das sich nicht steuern lässt? Das klingt unmöglich. Doch der Norweger Thor Heyerdahl ließ sich von seiner riskanten Expedition nicht abbringen. 101 Tage dauerte die Überfahrt von der peruanischen Hauptstadt Lima. Am 7. August 1947 landeten Heyerdahl und seine fünf Begleiter schließlich auf der polynesischen Insel Raroia.
Mit seiner These alleine
Wie wurde Polynesien besiedelt? Diese Frage trieb den Ethnologen Heyerdahl um, denn kein anderes Inselreich liegt so weit entfernt von den Kontinenten. Wissenschaftler gingen davon aus, dass es von Asien aus besiedelt wurde. Heyerdahl aber meinte, dass es auch Südamerikaner gewesen sein konnten. Weil ihm niemand glaubte, begann er seine Expedition - mit einem Boot nach historischem Vorbild.
Auf neun Holzstämmen über den Ozean
Heyerdahl wollte beweisen, dass Ureinwohner aus Südamerika in der Lage gewesen waren, den Ozean zu überqueren. Das Floß baute er deshalb nach alter südamerikanischer Tradition aus Balsaholz. Fachleute warnten, dass Floß werde sich mit Wasser vollsaugen und sinken. Doch die spektakuläre Überfahrt auf dem Floß "Kon-Tiki" gelang.
Wie südamerikanische Ureinwohner - fast
Heyerdahl und sein Team nutzten für das Floß nur Materialien, die auch die Ureinwohner schon hatten. Doch ein bisschen moderne Ausrüstung hatten sie auch dabei: Funkgeräte, ein Schlauchboot, Überlebenspakete der US-Armee und eine Kamera. Mit dieser filmte Heyerdahl die Expedition. 1951 bekam er für seinen Dokumentationsfilm "Kon-Tiki" einen Oscar.
Abenteurer, aber kein Wissenschaftler?
"Kon-Tiki" machte den Forscher Heyerdahl bekannt. Die Expedition war ein Abenteuer - und in seinen Augen ein Beweis dafür, dass eine Besiedelung Polynesiens von Südamerika aus technisch möglich war. Andere Wissenschaftler sahen darin keinen Beleg, dass es wirklich so passiert war. Später zeigten auch genetische Tests, dass Polynesien wahrscheinlich von Asien aus besiedelt wurde.
Den Pazifik überqueren reichte nicht
"Kon-Tiki" blieb nicht Heyerdahls einzige Expedition: Mit dem Papyrus-Boot "Ra" wollte Heyerdahl 1969 von Marokko bis zur Karibikinsel Barbados fahren. Beim ersten Versuch löste sich das Boot auf. Mit "Ra II" (Foto) gelang 1970 die Fahrt über den Atlantik. Heyerdahl gilt mit seinen Expeditionen als Wegbereiter der "experimentellen Archäologie".
Ein Fall fürs Museum
Heute steht das Floß im "Kon-Tiki-Museum" in Oslo. Auch das Papyrus-Boot "Ra II" von Heyerdahls Atlantiküberquerung ist dort ausgestellt.
Die Expedition als Filmdrama
Im Jahr 2012 erlebte "Kon-Tiki" eine actionreiche Wiedergeburt. Die Expedition kam als dramatischer Spielfilm in die Kinos. Die norwegische Produktion wurde für den Oscar und den Golden Globe nominiert.