Vor 450 Jahren gestorben: Pieter Bruegel der Ältere
Der flämische Meister revolutionierte die neuzeitliche Malerei. Pieter Bruegel der Ältere war schon zu Lebzeiten ein begehrter Künstler. Seine detailreichen Wimmelbilder sind Sozialreportagen des 16. Jahrhunderts.
Spitzname: Bauernbruegel
Pieter Bruegel der Ältere, der als Bauernbruegel in die Kunstgeschichte einging, wurde zwischen 1526 und 1530 in den Niederlanden geboren. Sicher ist, dass er als junger Maler in Antwerpen und später in Brüssel lebte, wo er auch heiratete und 1569 starb. Der Bauerbruegel war also durch und durch ein Städter. Den Spitznamen erhielt er, weil er das bäuerliche Leben in seinen Bildern porträtierte.
Bildungsurlaub in Italien
In den frühen 1550er Jahren machte sich Bruegel auf den Weg, um die Malerei, die Bildhauerkunst, die Architektur und die Landschaft Italiens zu studieren. Das war für Künstler seinerzeit nicht ungewöhnlich. Seine Route führte ihn über Lyon nach Rom, Neapel, Reggio Calabria bis nach Sizilien. Belegt ist das durch viele Zeichnungen, die auf dem Weg entstanden.
Weltbekannt: Der Turmbau zu Babel
Reinstes Cinemascope: 1563 setzte Bruegel die berühmte Erzählung aus dem Alten Testament in ein Bild um. Das Geschehen verlegte er von Babylon im orientalischen Zweistrom-Land in eine niederländische Polder-Landschaft. Ein Vorbild für seinen Turm, den er noch ein weiteres Mal in Öl malte, könnte das Kolosseum in Rom gewesen sein, das er bei seiner Italienreise genau in Augenschein genommen hatte.
Kampf zwischen Fasching und Fasten
Eingerahmt von Kneipe (links) und einer Kirche (rechts) stehen trinkfreudige Karnevalisten in diesem Wimmelbild von 1559 gläubigen Kirchenvertreterinnen gegenüber. Sie kämpfen mit Bratspieß und Brotschaufel gegeneinander. Drumherum geht das gemeine Volk seiner Arbeit nach. Bei genauem Hinschauen sind allerorten gesellschaftliche Missstände zu erkennen.
Zwei Affen regen die Phantasie an
Die beiden Affen in einem Fensterbogen malte Peter Bruegel 1562. Was uns der Künstler damit sagen wollte, ist nicht überliefert. Aber es gibt unter den Gelehrten unzählige Interpretationen des kleinen Gemäldes. Sind die Äffchen womöglich Sinnbild für menschliche Einfalt, Gefräßigkeit und Triebhaftigkeit? Oder stehen die Ketten für die von den Spaniern besetzten Niederlande des 16. Jahrhunderts?
Fantasy im 16. Jahrhundert
Bis heute beeindruckend und in einer modern bis animiert erscheinenden Präsenz hat Bruegel 1562 dieses Armageddon gestaltet, den Ort der biblisch-endzeitlichen Entscheidungsschlacht. Mensch-Tier-Mischwesen und von Gott abgefallene Engel bekämpfen sich bis aufs Blut. In welchem Verhältnis Bruegel zur Religion stand, ist umstritten.
Düsteres Wimmelbild
1563 - im Jahr, als Pieter Bruegel die Tochter seines ehemaligen Lehrers Pieter Coecke van Aelst heiratete - malte er "Die Tolle Grete". Durch das Zentrum stürmt eine übergroße, zahnlose Frau, behelmt und bewaffnet, gefolgt von einer wilden Horde weiterer Frauen und umringt von bedrohlich wirkenden Fabelwesen. Die Lage ist angespannt, es herrscht Chaos, ein monumentaler Albtraum in Öl auf Holz.
Jesus schleppt sich durch die Niederlande
1564 wählte Pieter Bruegel erneut einen biblischen Stoff, diesmal aus den Evangelien. Das Gemälde "Kreuztragung Christi" erzählt die Leidensgeschichte von Jesus als monumentales, fabulierlustiges Wimmelbild, gespickt mit Bild-in-Bild-Szenen. Auch dieses Geschehen verlegte Bruegel unverkennbar in seine Heimat. Gestalten der Bibel und Heilige zu glorifizieren war nicht sein Ding.
Grimmiger Maler und reicher Sammler
Unter dem Titel "Maler und der Käufer" entstand um 1565 diese Federzeichnung Bruegels. Es ist nicht bekannt, wer der abgebildete Künstler ist. Es handelt sich jedoch wahrscheinlich nicht um ein Selbstbildnis, da das einzige überlieferte Bruegel-Porträt einen Mann zeigt, der völlig anders aussieht.
Echte Flamen in erfundener Landschaft
Ein Dorf mit Kirche, ein Kloster auf steilem Fels, die Windmühle auf dem Hügel und eine sich öffnende Landschaft in den Farben des Frühsommers. "Die Heuernte" ist eines von sechs Jahreszeitenbildern, die Pieter Bruegel 1565 für den Landsitz eines Geschäftsmanns und Sammlers aus Antwerpen schuf.
Scharfer Beobachter
40 Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren sind bekannt. Hinzu kommen rund 90 Radierungen und Stiche. Dieses nicht sehr opulente Gesamtwerk gilt dennoch als Höhepunkt der flämischen Malerei. Meisterhaft ist auch die "Heimkehr der Jäger" von 1565 (hier im Detail) mit der in Kälte und Frost erstarrten Landschaft - und den schlittschuhfahrenden Menschen auf einem zugefrorenen See.
Bitte lächeln!
Ein Schnappschuss aus dem ländlichen Flandern um 1568? Nicht ganz. Das Bild (hier ein Ausschnitt) ist sorgsam komponiert. Es bildet eine flämische Bauernhochzeit des 16. Jahrhunderts realistisch ab. Im Hintergrund vor dem grünen Vorhang sitzt die Braut. Den Bräutigam sucht der Betrachter vergebens. In Flandern war es damals üblich, dass der frisch Vermählte nicht an dem Festmahl teilnahm.
Begründer einer Künstlerdynastie
Am 9. September 1569 starb Pieter Bruegel in Brüssel. Seine Söhne Pieter und Jan, die noch sehr klein waren, als ihr Vater starb, traten später in seine Fußstapfen - nannten sich jedoch Brueghel - mit h. Auch Jans Söhne Ambrosius und Jan gingen unter die Künstler. Der erfolgreichste unter ihnen aber blieb der Vater, beziehungsweise Großvater: Pieter Bruegel der Ältere.