Vor 200 Jahren geboren: Georg Büchner
Er wurde nur 23 Jahre alt und hatte doch eine herausragende weltweite Wirkung. Der Dichter Georg Büchner hinterließ drei Theaterstücke, eine Erzählung und ein paar Briefe. Heute kennt ihn die literarische Welt überall.
Furioser Bühnenautor
Der Dichter Georg Büchner (1813 bis 1837) hinterließ lediglich drei Theaterstücke, eine Erzählung und ein paar Briefe. Er wurde nur 23 Jahre alt, und hat doch bis heute eine weltweite, herausragende Wirkung. Seinen Bühnenklassiker "Woyzeck" inszenierte die belgische Truppe "NTGent" im Sommer 2013 - Büchners 200. Geburtsjahr - besonders überzeugend.
Wie sah Büchner aus?
Das fragen sich heute Büchner-Forscher in aller Welt. Von dem Dichter gibt es nur sehr wenige Abbildungen, die zu Lebzeiten entstanden. Im Frühjahr 2013 tauchte jedoch eine neue Zeichnung mit dem Konterfei des Dichters auf. Auf einem Dachboden in der deutschen Stadt Gießen fand man diese Bleistiftzeichnung von August Hoffmann aus dem Jahre 1833. Sie zeigt einen entschlossenen jungen Mann.
Auf den Spuren Büchners
Die Büchner-Forscher müssen sich heute vor allem auf die schriftlichen Hinterlassenschaften stützen. Das Geburtshaus im südhessischen Riedstadt-Goddelau steht allerdings noch. Dort kam Büchner am 17. Oktober 1813 zur Welt. Vor ein paar Jahren wurde das Bauernhaus restauriert. Im Jubiläumsjahr 2013 erfreuen sich die Büchner-Experten eines großen Ansturms - mit Gästen aus allen Erdteilen.
Ein aufrührerischer junger Mann
Georg Büchner wird heute bei Germanisten aus aller Welt auch als Revolutionsdichter verehrt. Schon mit jungen Jahren stellte er Fragen - an die Eltern, an die Schule, an die Institutionen des Staates. Legendär ist seine Flucht aus dem Elternhaus mit einer Leiter, an die diese Schrifttafel in Darmstadt erinnert. Doch Büchner nur auf seine aufrührerischen Werke zu reduzieren, wäre grundfalsch.
Große Gesamtschau
Darmstadt präsentiert im Jubiläumsjahr 2013 die zentrale Ausstellung zu diesem bedeutenden Dichter. Darauf weisen unter anderem seit Wochen auch die Straßenbahnen in der Stadt hin. In der Schau werden alle Facetten Büchners gewürdigt. Ebenso wie er sich gegen autoritäre Herrschaftsformen wandte, war er später ein sensibler Chronist der Zeit und beschäftigte sich mit der menschlichen Psyche.
Drei Klassiker
Die drei Bühnenstücke Büchners werden heute überall auf der Welt gespielt. In Gießen gastierte im Sommer auch eine griechische Truppe und zeigte ihre Version von "Dantons Tod". Das Stück verarbeitet Geschehnisse der französischen Revolution, die Büchner damals sehr bewegte. In "Dantons Tod" setzte sich der junge Dichter mit den Mechanismen der Revolution auseinander. Ein bis heute aktuelles Thema.
Liebe und Leidenschaften
Ebenso zum Klassiker entwickelte sich das zweite Stück: "Leonce und Lena". Hier von einer ungarischen Theatergruppe in Szene gesetzt, die im Juni 2013 in Gießen mit anderen Truppen aus aller Welt zu Gast war. Nach seiner revolutionären Anfangsphase hatte sich Büchner 1836 überraschend ganz anderem Stoff zugewandt: In "Leonce und Lena" geht es um Liebe und Leidenschaften der Menschen.
"Woyzeck" mit Puppen
Das meistgespielte Stück aber dürfte "Woyzeck" sein. Büchner hinterließ nur ein Fragment, die Uraufführung fand erst 100 Jahre nach seinem Tod statt. In "Woyzeck" schildert er das Elend eines einfachen Soldaten, der von seiner Umwelt in den Wahnsinn getrieben wird. Revolutionär damals: der Einsatz von Umgangssprache. In Gießen brachte es eine südafrikanische Truppe auf die Bühne - mit Puppen.
Büchner im Kino
Doch nicht nur auf der Bühne hat Büchner eine anhaltende Wirkung. Auch viele Filmregisseure beschäftigten sich mit den literarischen Vorlagen des Dichters. Am berühmtesten war der "Woyzeck"-Film von Werner Herzog mit Klaus Kinski in der Titelrolle. Zum 200. Geburtstag Georg Büchners kann man nun seine Texte lesen und ihn auf den Bühnen und im Kino sehen.