Von der Leyen weist Plagiatsvorwurf zurück
28. September 2015Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (Archivbild) hat Anschuldigungen widersprochen, sie habe bei ihrer Doktorarbeit vor 25 Jahren regelwidrig Passagen von anderen Autoren übernommen. "Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen", sagte die CDU-Politikerin der Funke-Mediengruppe. Sie wisse seit Ende August, dass ihre Doktorarbeit ins Visier genommen worden sei. Noch am selben Tag habe sie die Medizinische Hochschule Hannover gebeten, ihre Dissertation durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle überprüfen zu lassen: "Soweit ich weiß, sind die Experten bei der Arbeit."
Die Internetplattform Vroniplag wirft von der Leyen vor, bei ihrer medizinischen Doktorarbeit Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens missachtet und an einigen Stellen Passagen anderer Autoren übernommen zu haben, ohne diese kenntlich zu machen. Die Prüfer gehen davon aus, dass rund zwölf Prozent des Textes im Hauptteil der Arbeit abgeschrieben worden seien, so die Plagiatsjäger. Man habe "37 Textpassagen festgestellt, die gegen wissenschaftlich anerkannte und auch in der damals maßgeblichen Promotionsordnung geregelte Zitierregeln verstoßen", zitierte "Spiegel Online" Gerhard Dannemann von der Humboldt-Universität Berlin.
Rücktritte durch Plagiatsvorwürfe
Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Dannemann, der laut dem Blatt zum Kernteam von Vroniplag gehört: "Ich halte die Mängel für schwerwiegender als bei Frau Schavan, wenn auch in einem anderen Fach." Der Juraprofessor ergänzte: "Wir sprechen hier nicht von einem Grenzfall." Die CDU-Politikerin Annette Schavan war 2013 als Bundesbildungsministerin zurückgetreten, nachdem ihr wegen Plagiatsvorwürfen der Doktortitel im Fach Erziehungswissenschaften aberkannt worden war. Zwei Jahre zuvor war der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in einem ähnlichen Fall zurückgetreten.
Vroniplag hatte 2013 in der Doktorarbeit des damaligen SPD-Fraktionschefs Frank-Walter Steinmeier (SPD) 61 Plagiate gefunden. Die Uni Gießen hatte dann aber weder eine Täuschungsabsicht noch ein wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt und das Prüfverfahren eingestellt.
Der forschungspolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, forderte eine sorgfältige und zügige Prüfung der Dissertation von der Leyens durch die Universität Hannover. Von der Leyen sei auch oberste Dienstherrin der Bundeswehr-Universitäten, "daraus erwächst eine ganz besondere Verantwortung".
pab/jj (afp, dpa)