Von der Ferieninsel zum Schlachtfeld: Die Insel Ibo nach Zyklon Kenneth
Ende April wütete Zyklon Kenneth in Mosambik. Wegen des starken Regens waren abgelegenen Orte wie die Ferieninsel Ibo bisher nicht erreichbar. DW-Korrespondent Adrian Kriesch hat es dorthin geschafft.
Massive Schäden
Die Insel Ibo liegt im Norden Mosambiks. Einige tausend Menschen leben hier. Der Zyklon hat fast alle Häuser auf der Insel zerstört oder beschädigt. Das Grundstück von Njamu Shabani wurde dem Erdboden gleichgemacht. Ihre gesamte Nachbarschaft sieht aus, als ob ein Bulldozer darüber gerollt wäre.
Kaputte Häuser, zerstörte Leben
"Ich habe alles verloren", sagt Njamu Shabani, während sie ein paar Tücher zum Trocknen auf den Trümmern ausbreitet. "Den Kühlschrank, meinen Fernseher, alles. Ich habe nicht einmal mehr etwas zu essen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."
Improvisierte Notunterkünfte
Im Moment lebt Njamu Shabani mit ihrer Familie in dieser provisorischen Hütte. Sie hofft, dass die Regierung ihr bald Hilfe schicken wird. Vergangenen Mittwoch besuchte Mosambiks Präsident Filipe Nyusi die Insel. Er versprach den Bewohnern Unterstützung, doch sie läuft nur schleppend an.
Warten auf Hilfe
Nur spärlich kommen Hilfslieferungen am kleinen Flughafen von Ibo an. Erst am Donnerstag wurde mit der Verteilung von Lebensmitteln begonnen. Seit dem Zyklon regnet es täglich. Hilfsflüge vom rund 8 Kilometer entfernten Festland können deswegen häufig nicht starten.
Ohne Felder keine Ernten
Der Zyklon und die heftigen Regenfälle danach haben die Felder auf der Insel zerstört. Einige stehen noch immer unter Wasser. Da Ibo eine Insel ist, fließt der Regen grundsätzlich aber ab. Auf dem Festland besteht noch immer erhöhte Überschwemmungsgefahr.
Fischfang bedroht
Der Hunger ist seit dem Zyklon ein permanenter Begleiter für die 6000 Bewohner der Insel. Viele Menschen leben vom Fischfang, es gibt kaum andere Einkommensquellen. Doch der Sturm hat viele Boote weggespült. Die Fischer beklagen, dass viele Mangroven zerstört und die Fische vertrieben wurden.
Zusammengeflickte Boote
"Der Sturm hat mein Boot weit heraus getrieben", sagt Yusuf Abedi, während er im grünen Deutschland-Trikot sein Boot repariert. "Erst vor zwei Tagen habe ich es mit Freunden wiedergefunden und zurück ans Ufer gebracht. Jetzt versuchen wir, es wieder seetüchtig zu machen. Hoffentlich klappt das, damit ich wieder fischen kann.“
Urlaubsparadies ohne Touristen
Gleich neben dem Strand steht das Hotel Miti Miwiri. Davor liegen umgestürzte Mango-Bäume, eine Palme ist aufs Dach gestürzt. "Der Tourismus wird für die nächsten Monate wahrscheinlich flachliegen", sagt Besitzer Jörg Salzer.
"Es muss weitergehen"
Jörg Salzer lebt seit über zehn Jahren auf Ibo. "Ich stehe selber noch ein bisschen unter Schock. Mein privates Haus ist eingestürzt, ich habe kaum noch Klamotten", sagt er. "Ich versuche aber so gut wie möglich meinen Leuten zu vermitteln: Es muss weitergehen." Letzten Mittwoch gelang es ihm, das Halbfinale der Champions League zu zeigen - ein kleiner Funken Normalität inmitten der Krise.