Von der Affenliebe zum Kino-Mythos
14. Dezember 2005Siebeneinhalb Meter ist er groß und es gibt kein Entrinnen. "King Kong" gehört die Welt. Zum Mythos ist dieser neue Film geworden, noch ehe er im Kino zu sehen ist. Kein Wunder, schließlich kannte auch schon jeder "King Kong", obwohl nur wenige den Originalfilm aus den Dreißiger Jahren gesehen haben. Mit dem neuen Hype ist es so ähnlich. Lange bevor der Gorilla auf der Leinwand ist, ist der Medienrummel mindestens so groß wie der Affe selbst.
Ohnehin ahnt der Besucher schon vorm Betreten des Kinos, dass der neuseeländische Starregisseur Peter Jackson selbst aus dem Klassiker noch mehr Monster, noch unglaublichere Effekte und gleichzeitig noch mehr Liebesgeschichte rausholen kann. Tatsächlich hat der Regisseur des Fantasy -Epos "Der Herr der Ringe" sich aber stark am Original orientiert.
Erstes "King Kong"- Remake mit neun Jahren
Das liegt vielleicht auch daran, dass Jackson schon als Neunjähriger vom Original "King Kong" der Regisseure Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack so fasziniert war, dass er ihn unbedingt neu verfilmen wollte. Seine erste Super-8-Version drehe er bereits damals, wobei angeblich ein Pelzmantel seiner Mutter den Monsteraffen darstelle. In seiner aktuellen und mehr als 200 Millionen Dollar teuren Produktion behält Jackson die Handlung, Namen und Details bei, nur ist die Geschichte der Schönen und des Biestes diesmal mit 188 Minuten mehr als doppelt so lang wie das Original geworden.
Auch diesmal beginnt "King Kong" im von der Wirtschaftskrise gebeutelten New York von 1933. Die arbeitslose Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) reist aus Verzweiflung mit dem schüchternen und theaterbegeisterten Drehbuchschreiber Jack Driscoll (Adrien Brody) und dem Produzenten Carl Denham (Jack Black) zu einer ominösen Südseeinsel. Dort wollen sie ein Exotic-Drama drehen, treffen aber natürlich auf King-Kong und noch viel schrecklichere Monster, gegen die selbstverständlich gekämpft werden muss. Der Produzent bringt King Kong nach New York, um ihn als Weltwunder vorzuführen. Dort bricht der Gorilla allerdings aus und flüchtet mit dem blonden Mädchen auf das Empire State Building. Die Abschlussszene dürfte kennen, selbst wer den Film noch nie gesehen hat.
Perfekte Computer-Geburt für King Kong
Beim neuen "King Kong" überschlagen sich die Medien geradezu mit Superlativen. Jackson habe mit dieser Figur die perfekte, beeindruckendste und berührendste Figur geschaffen, die am Computer geboren werden könne. Wie schon für Gollum in "Herr der Ringe" hat er dafür den Schauspieler Andy Serkis in ein Kostüm gesetzt, das hinterher am Computer durch eine Affenoberfläche ersetzt wurde. Ein Recherprogramm übertrug die Gesichtszüge. Zur Vorbereitung hat Serkis Gorillas im Londoner Zoo und in Ruanda beobachtet, weshalb er sich seitdem dem Schutz der Menschenaffen verschrieben hat. Mit seinem Einsatz dürfte bewiesen sein, dass nicht nur Affen Menschen ganz gut imitieren können, sondern auch umgekehrt. Sein wahres Gesicht zeigt Serki in dem Film übrigens als Schiffskoch Lumpy.
King Kong geht wohl vor allem deshalb über das Original hinaus, weil er Gefühle entwickeln kann. Kritiker haben bereits eine Menge und vielleicht zu viel in den Film interpretiert: eine Liebesgeschichte, ein Emanzipationsdrama, Emotionalisierung statt einer Entsexualisierung und sicher enthält der Film mit dem skrupellosen Produzenten auch ironische Spitzen gegen das Filmgeschäft. Dabei soll Peter Jacksons "King Kong" gerade dieses retten und die Kinokassen füllen. Wie auch immer man zu dem neuseeländischen Regisseur steht, an seinen Effekten und Filmen kommt keiner vorbei. In dieser Hinsicht ist er vielleicht der "King Kong" Hollywoods.