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Vom Sex-and-Crime zur Architektur

Constantin Fritz19. November 2003

Rem Koolhaas wuchs in Gegensätzen auf. Sie finden ihre Fortsetzung in seinem Leben und seiner Gestaltung.

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Rem Koolhaas: Bei ihm hat das Provisorische, Unfertige immer Platz neben absoluter PerfektionBild: AP

Rem Koolhaas wurde 1944 in Rotterdam geboren. Als ältestes von drei Kindern wuchs er im vom Krieg zerstörten Rotterdam auf. Er selbst beschreibt seine frühe Umgebung so: "überall Ruinen und alle sehr arm." Diesen Eindrücken folgten fünf Jahre in der exotischen Umgebung Indonesiens, wo Rems Vater Kulturdirektor wurde. Seine Art zu denken und zu gestalten scheint stark geprägt von diesen gegensätzlichen Erlebnissen zu sein: Das Provisorische, Unfertige findet bei ihm immer Platz neben absoluter Perfektion. Schönheit kann für ihn ohne Hässlichkeit nicht existieren.

Erst Journalist, dann Architekturtheoretiker

Zurück in den Niederlanden begann Koolhaas seine berufliche Karriere als Journalist für die "Haagse Post" und als Drehbuchautor: Er schrieb Skripts für die Sex-and-Crime-Filme des amerikanischen Regisseurs Russ Meyer. Im Alter von 24 Jahren entschloss er sich, Architekt zu werden. Nach dem vierjährigen Studium an der renommierten Experimentierstätte "Architectural Association" in London entwickelte Koolhaas ab 1972 an der Cornell University in Ithaca, New York mit O. M. Ungers Architekturtheorien.

Praxis mit OMA

Um auch Praxisprojekte zu realisieren, gründete er 1975 in London zusammen mit seiner Frau Madelon Vriesendorp und Eila und Zoe Zenghelis das "Office for Metropolitan Architecture" (OMA), dessen Zielsetzung die Neudefinition des Verhältnisses von Architektur und der jeweils zeitgenössischen kulturellen Situation ist. Da mehr und mehr Aufträge aus den Niederlanden kamen, zentralisierte Koolhaas die OMA-Aktivitäten ab 1980 in Rotterdam, wo das Büro mit einer Dependance in New York bis heute seinen Hauptsitz hat.

Theorie mit AMO

Ende der 1990er Jahre initiierte Koolhaas mit AMO (Umkehrung der Abkürzung OMA) einen architekturtheoretischen "Thinktank". Hier sollten kulturelle Phänomene – beispielsweise die Auswirkungen der Digitalität auf die Gesellschaft – erforscht werden. "Die große Herausforderung der Architektur ist es, mit der sich schnell wandelnden Welt mitzuhalten", sagte er kürzlich in Berlin.

Professor in Harvard

Neben seinen Bauaktivitäten ist Koolhaas seit 1995 Professor für Architekturpraxis und Städtebau an der "Graduate School of Design" der US-amerikanischen Harvard-Universität. Dort unterrichtet er nicht Architekturgestaltung, sondern erforscht mit seinem ausgewählten Studentenkreis besondere Themen: Die Entwicklung des Pearl River Delta in China oder das Konsumverhalten der modernen Gesellschaft.

Preise

Koolhaas hat zahlreiche wichtige Auszeichnungen erhalten, darunter 2000 den Pritzker-Preis, der als Nobelpreis der Architektur gilt und 2003 den renommierten japanischen Kunstpreis Praemium Imperiale.