1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vom Feld in den Tank

17. Mai 2010

Wenn ihre leuchtend gelben Blüten vertrocknen, tragen Rapspflanzen winzige Körner. Daraus presst man Öl; auch essbarer Rapskuchen fällt dabei ab. Aber wie wird aus Rapsflanzen eigentlich Biosprit?

https://p.dw.com/p/NE5h
Rapskuchen
Kein Abfall: Bei der Biodieselproduktion entsteht RapskuchenBild: DW

Im Spätsommer säen die Biodieselproduzenten den Raps. Fast ein Jahr später, im Mai und Juni, blühen die Pflanzen leuchtend gelb.

In Deutschland hat sich die Anbaufläche für Raps in den verganenen fünfzehn Jahren verdoppelt, auf 1,4 Hektar im Jahr 2009. Die Bundesrepublik ist damit beim Rapsanbau die Nummer Eins in Europa.

Auf dem Feld: Blühende Rapspflanzen
Bild: Jürgen Uting

Wenn die Pflanze verblüht ist, trägt sie dünne bräunliche Schoten. Die tragen winzig kleine, kugelige Samen in sich. Im Juli und August sind die Samen dunkelbraun bis tiefschwarz. Dann kommen die Mähdrescher, es ist Erntezeit.

Vom Samen zum Öl

Sauber und trocken werden die Samen in riesige Silos gekippt. Die 21 Meter hohen Behälter sind bis oben hin gefüllt.

In den Silos lagern die Rapssamen
Bild: DW

Hier lagern die Samen im Trockenen, bis die Produktion beginnt. 40 bis 45 Prozent Öl enthalten die kleinen Körner. Eine Ölmühle zermahlt die Samen und presst sie aus. So gewinnt man Rapsöl.

Das Rapsöl kann ganz unterschiedlich verwendet werden, zum Beispiel in Schmierstoffen, Reinigungsmitteln und Kosmetikprodukten - oder aber als Speiseöl.

Beim Auspressen fällt außerdem Rapskuchen ab. Der enthält noch 13 Prozent Öl und viel Eiweiß. Der Rapskuchen ist auch für Menschen essbar, er schmeckt sehr würzig und etwas bitter ist. Als Tierfutter bekommen vor allem Kühe und Schweine dieses Nebenprodukt zu fressen.

Rapsöl
Bild: DW

Vom Öl zum Diesel

Dann geht es an den zentralen chemischen Prozess bei der Produktion von Biodiesel, die Umesterung. Dafür mischt man Methanol, also Alkohol, zum Rapsöl. Die Lösung wird für mehrere Stunden bei Temperaturen zwischen 50 und 70 Grad Celsius gerührt.

Danach sind zwei flüssige Schichten zu sehen. Die leichtere schwimmt oben, das ist der Biodiesel. Die untere, schwerere Schicht enthält hauptsächlich Glycerin. Das nimmt die Pharmaindustrie ab und verwendet es zum Beispiel für Gelatine-Kapseln und Tinkturen.

Das Herzstück bei der Biodieselproduktion: Die Umesterungsanlage
Bild: DW

Wenn der Biodiesel von der Glycerinschicht getrennt ist, wird er von dem restlichen Methanol befreit und in Erdtanks gefüllt. Dort wartet er darauf, von großen Tanklastern abgeholt zu werden.

An den Zapfsäulen steht der Biodiesel zum Tanken bereit
Bild: DW

Im Tank

An den Zapfsäulen steht dann der alternative Kraftstoff bereit. Nur noch 100 bis 200 Tankstellen bieten deutschlandweit Biodiesel an.

Der Preis pro Liter liegt um 1,05 Euro. Selbst in herkömmlichem Diesel sind 7 Prozent Biokraftstoff beigemischt. Mit reinem Biodiesel sollten nur eigens dafür freigegebene Autos fahren, weil sonst Schäden am Fahrzeug drohen.

Autorin: Brigitta Moll
Redaktion: Martin Heidelberger