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Virenjäger aus Moskau

Rolf Wenkel7. April 2003

Kaspersky Labs ist weit über die russischen Grenzen hinaus bekannt. Mit seiner Anti-Virus-Software ist Firmengründer Eugene Kaspersky voll auf Export programmiert.

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Lukratives Geschäft: Kampf gegen digitale BösewichteBild: APTN

Die Geschichte begann 1989, noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der junge Wissenschaftler Eugene Kaspersky heuerte damals bei einem Militär-Institut in Moskau an. Weniger, weil er sich für das Militär interessierte, sondern mehr, weil es da einen Computer gab. Swetlana Novikowa, heute Pressesprecherin bei Kaspersky Labs erinnert sich: "Das waren damals natürlich noch Sowjet-Zeiten, und er hat Glück gehabt: In dem Institut hat er den einzigen Computer bekommen, den es überhaupt in diesem Institut gab, und er war dabei, auf diesem Computer zu arbeiten, als Kaspersky ziemlich bald auf seinen ersten Virus stieß."

Vom Virensammler zum Firmengründer

Viren waren damals noch eine seltene Sache. Heute gibt es Tausende von Viren, Würmern, Trojanischen Pferden und Spionage-Programmen, die persönliche Daten und Passwörter ausspähen, Millionen von Computern lahm legen und Milliardenschäden anrichten. So könnte man aus heutiger Sicht vermuten, Eugene Kaspersky sei verärgert gewesen, als er auf seinen ersten Virus stieß. "Eigentlich nicht - es war mehr Neugier. Das passierte zum ersten Mal, dass er so einen Schädling gesehen hat. Damals gab es ganz wenige Computer", erklärt Swetlana Novikowa. Kaspersky fing an, Viren, die ihm seine Freunde und Bekannten brachten, zu sammeln und zu analysieren. Bald galt er in Russland
als Kapazität. Nur ins Ausland fahren, zu Kongressen und
Fachseminaren, das durfte er als Angehöriger eines Militär-
Institutes nicht. Also beschloss er, aus seinem Hobby seinen Beruf zu machen, er kündigte und arbeitete sechs Jahre bei einer russischen Computerfirma, bevor er sich 1997 selbständig machte.

Russische Erfolgsgeschichte

Innerhalb kürzester Zeit wurde seine Firma zum Marktführer in Russland, begann die Expansion ins Ausland. Swetlana Novikowa: "Unsere erste gute Erfahrung im Ausland war eigentlich in Deutschland. Weil Kaspersky damals, als er in Russland schon bekannt und populär war, sein Programm nach Hamburg geschickt hat, zur Hamburger Universität, zum testen. Da gibt es ein Antiviren-Testlabor. Sein Programm wurde mit verschiedenen anderen Antiviren- Programmen getestet und war der Sieger."

Heute ist Kaspersky Labs ein international agierendes Unternehmen mit 250 Mitarbeitern, mit Büros in Cambridge in Großbritannien und im kalifornischen Silicon Valley. Kaspersky-Produkte werden in 60 Ländern vertrieben, darunter natürlich auch in Deutschland, so Pressesprecherin Novikowa: "Wir haben hier Partner, unser Partner-Netzwerk umfasst ca. 30 Firmen in Deutschland, die unser Produkt weiter vertreiben. Und wir haben natürlich auch hier Kunden, das sind meistens kleine, mittelständische Unternehmen, die gerne eine Antiviren-Lösung haben möchten für ihre Netzwerke."

Doch nicht alle Kaspersky-Kunden sind klein, darunter finden sich auch Namen wie France Telecom, Airbus, die BBC oder das italienische Außenministerium. Pressesprecherin Swetlana Novikowa ist deshalb auch für die Zukunft optimistisch - wenn es denn in Russland mehr Marketing-Fachleute gäbe. Denn es ist nicht genug, geniale Software zu programmieren - man muss sie auch verkaufen, unterstreicht die Pressefrau: "Wir sind zum Beispiel momentan dabei, einige deutsche Spezialisten anzustellen bei uns in Moskau, die uns im Marketing und Management helfen können. Die Erfahrung ist eben sehr wichtig. Das fehlt in Russland leider."