Mutmaßliche Frauenmörder in Indien erschossen
6. Dezember 2019Polizisten hätten mit den Verdächtigen den Tatort begehen wollen, sagte ein Mitarbeiter der Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Dabei hätten die Männer plötzlich versucht, die Waffen der Beamten zu ergreifen und zu fliehen. Die Polizisten hätten die Männer aus Notwehr erschossen. Bei dem Zwischenfall wurden demnach zwei Polizisten verletzt. Die Familie des Opfers begrüßte den Tod der Männer. Dagegen kritisierten Frauenaktivistinnen das Verhalten der Polizei.
Die vier Männer im Alter zwischen 20 und 30 wurden verdächtigt, vergangene Woche eine 27 Jahre alte Tierärztin vergewaltigt und getötet zu haben. Die junge Frau verschwand laut Polizeiangaben bei einer Mautstation nahe der Millionenstadt Hyderabad, wo sie ihren Motorroller geparkt hatte. Männer hatten der Frau demnach angeboten, bei der Reparatur ihres Rollers zu helfen, dann sollen sie die Frau verschleppt, vergewaltigt und getötet haben. Anschließend sollen sie die Leiche zu einer rund 25 Kilometer entfernten Straßenunterführung gebracht, mit Benzin übergossen und angezündet haben. Die Frau hatte kurz zuvor noch ihre Schwester per Handy alarmiert.
Empörte Demonstranten
Der gewaltsame Tod der Veterinärin löste landesweit wütende Proteste aus. Tausende Menschen demonstrierten nach der Tat in mehreren Städten und forderten mehr Rechte für Frauen. Viele Demonstranten forderten eine rasche und harte Verurteilung der vier Verdächtigen. Am Samstag hielt die Polizei in Hyderabad nur mit Mühe eine aufgebrachte Menge davon ab, die Wache zu stürmen, in der die vier Männer festgehalten wurden.
Nach dem Tod der vier mutmaßlichen Täter riegelte die Polizei das Gelände ab. Hunderte Menschen strömten zusammen, um die Polizisten zu feiern. Einige zündeten zur Feier Feuerwerkskörper an, die Beamten wurden mit Blütenblättern bestreut. Auch aus anderen Landesteilen wurde von Freudenfeiern berichtet. Die Schwester der Ermordeten erklärte ebenfalls, der Tod der Verdächtigen freue sie.
Frauenrechtlerinnen pochen auf Strafverfolgung
Die Anwältin Vrinda Grover hingegen bezeichnete das Vorgehen der Polizei als "absolut inakzeptabel". Gewalttaten müssten "Aufklärung und Strafverfolgung" nach sich ziehen, sagte Grover, keine "Morde". Menschenrechtsaktivisten werfen Polizei und Behörden immer wieder vor, mit außergerichtlichen Tötungen Gerichtsverfahren zu verhindern - oftmals, um die Aufarbeitung von eigenen Versäumnisse und Fehlverhalten zu verhindern.
In Indien hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder gegeben, die auch international Bestürzung auslösten. 2012 war eine Studentin in einem Bus in Neu Delhi während der Fahrt von mehreren Männern vergewaltigt und so schwer verletzt worden, dass sie starb. Dieser Fall hatte in dem Land zu großer Empörung und schärferen Gesetzen geführt. Nach den amtlichen Statistiken wurden im Jahr 2017 in Indien 33.000 Vergewaltigungen gemeldet, darunter mehr als 10.000 Vergewaltigungen von Minderjährigen. Nach Angaben von Experten verzichten jedoch viele Opfer auf eine Anzeige.
kle/se (afp, dpa, rtre)