Vier mutmaßliche Islamisten festgenommen
24. Mai 2017Seit sechs Uhr in der Früh war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Bei sechs Razzien in Neukölln, Köpenick, Mariendorf und Zehlendorf wurden neun Männer in verschiedenen Teilen der Hauptstadt festgenommen. "Vier davon sind dem gewaltbereiten islamistischen Spektrum zuzuordnen", teilte die Polizei mit. Gegen drei von ihnen bestand bereits ein Haftbefehl, der Vierte soll einem Ermittlungsrichter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden.
An den Razzien waren der polizeiliche Staatsschutz mit Unterstützung von Spezialeinheiten und einer Einsatzhundertschaft beteiligt. Bei den Durchsuchungen von sechs Wohnungen oder anderen Räumen beschlagnahmten Polizei und Staatsanwaltschaft Waffen, Drogen und elektronische Geräte wie Handys und Computer. Die Männer im Alter zwischen etwa 17 und 41 Jahren stammen aus dem Irak und Syrien; beim jüngsten ist unklar, ob er nicht schon 18 ist. Sie sollen mit Kokain, Haschisch und Ecstasy gehandelt haben.
Verbindungen zu Anis Amri?
Der Drogenhintergrund der jetzt Festgenommenen erinnert an die Vorgeschichte des Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri. Dieser war ebenfalls von der Polizei wegen seiner Nähe zur gewaltbereiten islamistischen Szene beobachtet worden. Gleichzeitig war er als Drogenverkäufer für den organisierten Rauschgifthandel in Berlin unterwegs, verdiente so Geld und nahm selbst zahlreiche Drogen.
Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass Mitarbeiter des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) entsprechende Aktenvermerke allerdings manipuliert haben sollen, um womöglich die versäumte Gelegenheit einer Festnahme Wochen vor dem Anschlag zu vertuschen.
Behördliche Fehler wurden vertuscht
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) machte zuletzt außerdem bekannt, dass auch Namen aus dem Drogenumfeld von Amri gelöscht worden seien. Ob es einen Zusammenhang zwischen den nun festgenommenen mutmaßlichen Islamisten und dem Fall Amri gibt, teilte die Polizei nicht mit. Nun will das Land Berlin einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen.
pab/qu (afp, dpa)