Viele Opfer bei Vulkanausbruch und Erdbeben
27. Oktober 2010Nach dem Erdbeben mit Tsunami im Westen Indonesiens ist die Zahl der Opfer rasant gestiegen. Besonders betroffen war die dünn besiedelte Inselkette Mentawai, die rund 280 Kilometer vor der Küste Sumatras liegt und nur per Schiff zu erreichen ist. Mindestens 311 Menschen wurden getötet, teilte der Katastrophenschutz am Mittwoch mit (27.10.2010). Mehr als vierhundert Menschen werden noch vermisst. Das Indonesische Rote Kreuz schätzt die Zahl der Obdachlosen auf etwa zweitausend.
Rund zehn Dörfer sollen zu großen Teilen zerstört worden sein. In zwei Küstenorten auf den Inseln Pagai und Silabu habe eine drei Meter hohe Flutwelle Hunderte Häuser mit sich gerissen, berichtete ein Sprecher des Krisenzentrums. Die Flutwelle sei bis zu 600 Meter tief ins Land eingedrungen. Das Wasser habe in manchen Gegenden bis zu den Hausdächern gereicht.
Ausmaß der Katastrophe wurde erst einen Tag später bekannt
Der Erdstoß von Montagabend hatte eine Stärke von 7,5. Das Zentrum des Bebens lag zwanzig Kilometer unter dem Meeresboden. Die Behörden hatten kurzfristig eine Tsunami-Warnung verhängt, gingen dann aber davon aus, dass keine Flutwelle ausgelöst worden sei. "Es war schwierig, an Informationen zu kommen, weil die Kommunikation nicht funktionierte", sagte der Sprecher des Katastrophenschutzes. Das Ausmaß der Schäden wurde erst rund 18 Stunden nach dem Beben deutlich.
Die Mentawai-Inselgruppe besteht aus siebzig kleinen Inseln. Dort leben etwa 68.000 Menschen. Touristen, vor allem aus Australien, haben die Inseln in jüngster Zeit als Surfer-Paradies entdeckt. Ob unter den Opfern der Naturkatastrophe auch Ausländer sind, ist noch unklar. Eine Gruppe von neun australischen Surfern, die zunächst vermisst worden waren, blieb unversehrt.
US-Präsident Barack Obama äußerte sich bestürzt über den Verlust von Menschenleben, die Verletzungen und Schäden. Die USA stünden bereit für "jegliche Art der Hilfe". Obama, der als Kind einige Jahre in Indonesien lebte, will das Land im November besuchen.
Merapi wieder aktiv, heftige Eruption befürchtet
Auf der indonesischen Hauptinsel Java brach am Dienstag der Vulkan Merapi aus, rund 1300 Kilometer vom Zentrum des Erdbebens im Westen des Landes entfernt. Der Vulkan schleuderte mehrmals Wolken mit heißer Asche und Steinen bis in eine Höhe von 1500 Metern. Mindestens 30 Menschen kamen nach Angaben der Behörden ums Leben. 34 Personen seien verletzt, einige hätten schwere Verbrennungen erlitten.
Die Behörden fürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte, weil viele Bewohner trotz vorheriger Warnungen nicht mehr flüchten konnten. Zahlreiche Bäume stürzten infolge des Vulkanausbruchs um und blockierten Zufahrtsstraßen. Mehrere hundert Häuser wurden beschädigt.
Die größte Sorge der Experten gilt nun dem steigenden Druck unter dem riesigen Lavadom. "Die Energie baut sich auf, wir hoffen, dass sie langsam entweicht", sagte der Vulkanologe Surono. Andernfalls stehe eine heftige Eruption bevor - "größer als alles, was wir in den vergangenen Jahren gesehen haben".
Tausende Menschen in Sicherheit gebracht
Seit dem Wochenende hatte die Aktivität des Merapi merklich zugenommen. Rund 19.000 Bewohner in einem Umkreis von zehn Kilometern um den Krater waren von den Behörden aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen. Die meisten folgten der Anordnung, viele Bauern aber weigerten sich, ihr Land und Vieh im Stich zu lassen.
Der rund 2900 Meter hohe Merapi - auf deutsch "Feuerberg" - gilt als der aktivste und gefährlichste der 129 aktiven Vulkane in Indonesien. Die Gegend ist dicht besiedelt, Tausende Menschen wohnen an den Hängen des Berges.
Bei einem Ausbruch im Jahr 2006 starben zwei Menschen durch Gerölllawinen. 1994 waren 66 Menschen bei einem Ausbruch des Merapi ums Leben gekommen. Die verheerendste Eruption der jüngeren Geschichte ereignete sich 1930. Damals wurden 13 Dörfer zerstört, 1370 Menschen starben.
Autorin: Ursula Kissel/Christian Fähndrich (rtr,dapd, dpa, afp)
Redaktion: Gerhard M Friese/Reinhard Kleber