Viel nackte Haut in Berlin: Ausstellungen von Newton, Testino und Pigozzi
Drei zeitgleiche Foto-Ausstellungen in der Berliner Helmut Newton Foundation zelebrieren den menschlichen Körper. Unsere Sicht auf die Nacktheit sei eine andere geworden, sagt Kurator Matthias Harder.
Durchs Guckloch
Mode, Erotik, Anatomie und Kunst verfließen ineinander in der Dreier-Ausstellung "Undress," "Unseen" und "Pool Party", die bis zum 19. November in der Berliner Helmut Newton Stiftung zu sehen sein wird. Sie zeigt kontroverse Fotos der Nacktfotografie-Pioniere Helmut Newton, Mario Testino und Jean Pigozzi - und macht so aus dem Ausstellungsbesucher einen zufälligen Voyeur.
Am Pool mit Bono und Jack
"Es war Helmuts Wunsch, weitere Fotografen in der Stiftung auszustellen - wir kommen dem selbst posthum noch nach", erklärt Kurator Harder. "Helmut überschritt stetig Grenzen - Testino habe ihn dabei oft inspiriert." Beide waren auch Gäste der legendären Poolpartys bei Pigozzi, wie hier der Sänger Bono und Schauspieler Jack Nicholson. Daher fiel die Wahl unweigerlich auch auf dessen Bilder.
Newton enthüllt
"Unseen" lautet der Titel des Helmut-Newton-Teils und spielt damit darauf an, dass viele dieser Bilder noch nie zuvor ausgestellt wurden. Mode, Portrait und Nacktheit sind die Schlüsselgenres der Schau. Der Besucher erhält aber auch Einblicke in die Entstehung einiger legendärer Aufnahmen.
Aufregende Körperlandschaften
Mit 50 Fotos wird im Teil "Undressed" die Arbeit von Mario Testino vorgestellt, einem der bekanntesten Modefotografen der Welt. Laut Kurator Harder sollen die Installationen mit großen, vergrößerten Bildern eine eigene Körperlandschaft erschaffen. "Ein metaphorisches Ausziehen von Mario Testino. Wir tauchen tief in sein Archiv und seine Arbeitsweisen ein", sagt Harder.
Wenn Gott hinabsteigt
Auch wenn die Fotos von Jean Pigozzis "Pool Party" mit 35 Aufnahmen den kleinsten Platz der Ausstellung einnehmen, so sind sie dennoch unterhaltsam. Die Schnappschüsse, entstanden in seiner Villa Dorane am Cap d'Antibes, zeigen einige Stars: Elizabeth Taylor, die im Morgenmantel einen Cocktail schlürft, Mick Jagger, der Zeitung liest - und Helmut Newton, der den Gastgeber fotografiert.
In dreifacher Ausführung
Die Ausstellungsserie zeigt Werke der späten Sechziger bis heute. Doch sie porträtiert nicht nur den Zeitgeist der verschiedenen Jahrzehnte. "Was ich an den drei Ausstellungen liebe, ist, dass man einigen Menschen gleich dreimal begegnet", so Kurator Hader. "So beispielsweise das berühmte deutsche Model Nadja Auermann - jeder Künstler hat sie in einer komplett anderen Situation abgelichtet."
Der Teufel trägt YSL
Wie Kurator Harder betont, sind Nacktheit und Mode eng verbunden: "Newton fing in den frühen Siebzigerjahren damit an, Nackheit in seine Bilder zu schmuggeln. Seine Arbeiten kamen bei den Modemagazinen gut an - und was es in die Modewelt schafft, spiegelt sich später auch in der Gesellschaft." Das Foto oben zeigt Yves Saint Laurent mit einem Model in seinem Pariser Atelier.
Alles geht
Trotz der expliziten Inhalte macht sich Harder keine Sorgen, das Publikum könne negativ auf die Fotoschau reagieren. Er erwartet 80.000 Besucher. "Die Leute gehen nicht ins Museum, um zu sehen, wie Madonnen verletzt werden. Newton, Testino and Pigozzi schaffen zeitlose Kunstwerke. Museen sind Orte, die uns erlauben zu entdecken, was außerhalb ihrer Mauern unerhört wirken könnte."