Videospiele: Bahnbrechendes Design?
Videospiele nehmen Einfluss auf die Kultur - on- und offline. Das Victoria and Albert Museum in London untersucht mit einer neuen Ausstellung, wie Computerspiele als Objekte des digitalen Designs wirken.
Mehr als nur ein "Spiel"
Games eröffnen Spielern die Möglichkeit, ungewohnte Rollen einzunehmen. Es gibt Videospiele, die brandaktuelle gesellschaftliche Debatten aufgreifen, wie z.B. "Mafia 3", in dem ein afroamerikanischer Protagonist mit allen möglichen sozialen Herausforderungen konfrontiert wird, inklusive ungezügeltem Rassenhass vom Ku-Klux-Klan in den USA.
Facettenreiche Games
Ein ganzer Raum der Ausstellung "Videogames: Design/ Play/ Disrupt." im Victoria & Albert Museum (V&A) in London ist sozialen und politischen Dimensionen von Videospielen gewidmet und wie sie es schaffen, neue Perspektiven zu eröffnen - oder eben nicht. Von Genderthemen und sexueller Identität über Rassismus bis zur Sprache.
Sexismus in der Spielewelt
Echte Probleme der Videospielbranche werden auch benannt: Zwei Drittel der Führungspositionen sind mit heterosexuellen, weißen Männern besetzt. Auch erfolgreiche weibliche Game-Designer, wie die in New York lebende Jenny Jiao Hsia, sind eher die Ausnahme als die Regel.
Hommage an frühere Ästhetik
Manche Games investieren sehr viel in ihr Design: Das Computerspiel "Kentucky Route Zero" setzt Akzente mit brutalistischer Architektur und entsprechendem Design und versetzt so Spielerinnen und Spieler in eine Art Film noir. Darüber hinaus arbeiteten die Entwickler sehr kreativ mit 3D-Grafiken und optischen Täuschungen.
Ein Planet pro Kopf
Wie extrem manche Videospiele im Erschaffen von Welten werden können, demonstriert "No Man's Sky" von 2016: Hier können Game-Gourmands Science-Fiction-Szenarien erforschen. Jeder Planet hat jeweils sein Ökosystem mit eigener Flora und Fauna und unterschiedlichen Lebewesen.
Ein Universum an Universen
Alle Aspekte des Game-Designs werden in der Ausstellung akribisch untersucht. Eine ganze Videowand ist allein der Akzentsetzung durch die Farben in "No Man's Sky" gewidmet. Mehr als eine Quintillion Planeten (10 hoch 30) können Gamer in diesem Spiel besuchen.
Einfluss auf die Populärkultur
Die Spiele-Industrie ist heute Brötchengeber für eine rasant wachsende Gruppe von Menschen. Ob Design, Programmierung, Marketing oder Werbeartikel - die Beschäftigung rund um Spieleentwicklung ist heute fast ebenso groß wie die rund um Hollywood oder Popmusik. Da die Zugangsschwellen sinken, werden weiterhin steigende Zahlen erwartet - bei Konsumenten wie Entwicklern.
Die Fragestellung der Kuratorin
Kuratorin Marie Foulston gibt gerne zu, dass "Videogames: Design/ Play/ Disrupt" nicht die erste Ausstellung über Computerspiele ist, sie sei aber "die erste ihrer Art", dadurch, dass sie das Design zur Ausgangsfrage der Betrachtung mache. "Das ist der kuratorische Ansatz. Und wir hoffen, damit den herkömmlichen Blick auf Computerspiele infrage zu stellen."
Eine neue Art von Sportevent
Das Kompetitive war immer schon Teil von Videospielen, aber eSports füllen mittlerweile ganze Stadien. Im Bild zu sehen ist das Finale der eSports- Weltmeisterschaften 2017 im Nationalstadium Peking. Die Größen der Szene werden in Gamerkreisen wie Superstars gefeiert.
Auf neue Weise Digitales bewahren
Es ist ein starker Kontrast: die Inhalte der Ausstellung und das klassisch viktorianische Gebäude in South Kensington, in dem das V&A seinen Sitz hat. Aber sie ist Teil eines umfassenden Bemühens der Abteilung "Design, Architektur und Digitales", Wege zu finden, digitale Objekte zu bewahren. "Videogames: Design/Play/Disrupt" ist noch bis zum 24.02.2019 im Victoria & Albert Museum zu sehen.