Vettel glaubt nicht an das Wunder
18. Oktober 2018Zuversicht, das Unmögliche noch möglich zu machen, klingt anders. "Es ist schwer genug, die nächsten vier Rennen perfekt zu absolvieren und idealerweise alle zu gewinnen", sagte Sebastian Vettel vor dem Großen Preis der USA in Austin. "Aber selbst dann weiß auch jeder, dass es nicht nur an uns hängt." Viel wahrscheinlicher als die große Aufholjagd des Ferrari-Piloten ist, dass Titelverteidiger Lewis Hamilton bereits beim Rennen am Sonntag (20.10 Uhr MESZ, ab 19.55 Uhr im DW-Liveticker) den Sack zumacht. Gewinnt der Brite und wird sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas aus Finnland Zweiter, wäre Hamilton in den anschließenden drei Saisonrennen in Mexiko-Stadt, Sao Paulo und Abu Dhabi nicht mehr von der Spitze der WM-Gesamtwertung zu verdrängen. Für Hamilton wäre es nach 2008, 2014, 2015 und 2017 der fünfte Weltmeistertitel. Damit zöge er mit dem legendären Argentinier Juan Manuel Fangio gleich. "Crazy", verrückt findet der 33-Jährige das. Nur Rekordweltmeister Michael Schumacher war mit sieben Titeln noch erfolgreicher.
Hamilton: "Es kann viel passieren"
Er werde nicht nachlassen, sagte Hamilton vor dem Rennen in Austin. "Es sind noch 100 Punkte zu vergeben. Ich weiß, dass wir genauso weitermachen werden wie bisher. Und zwar bis zur letzten karierten Flagge. Das ist unser Ziel. Ich weiß aus Erfahrung, dass viel passieren kann." Damit spielte Hamilton auf die Saison 2007 an, als er den Titel in den letzten beiden Rennen noch an den Finnen Kimi Räikkönen im Ferrari verloren hatte. Doch damals war Hamilton noch ein Formel-1-Neuling. "Lewis hat mit sechs Siegen aus den letzten sieben Rennen bewiesen, welche Extraklasse er besitzt", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über seinen Starpiloten: "Er ist sowohl auf der Strecke als auch abseits davon ein kompletterer Fahrer denn je zuvor."
Nicht schnell genug
Aus den letzten sieben Rennen holte Hamilton 168 von 175 möglichen Punkten und drehte einen Acht-Punkte-Rückstand auf Vettel in einen Vorsprung von 67 Punkten. Während der Mercedes-Pilot Rennen für Rennen so zuverlässig abspulte wie wie ein Schweizer Uhrwerk, patzte der viermalige Weltmeister Vettel mehrfach. Und auch sein Ferrari-Team zeigte Nerven. "Wir hatten unsere Schwierigkeiten", räumte der 31 Jahre alte Deutsche ein. "Wir haben in den vergangenen Wochen ein bisschen den Speed verloren. Ich denke, das war ausschlaggebend dafür, dass wir nicht wirklich dagegenhalten konnten. Unter dem Strich waren wir nicht schnell genug."
Kurs liegt Hamilton
Der Blick auf die Siegerliste in Austin ist nicht dazu angetan, Vettels Zuversicht zu steigern. Von den sechs bisherigen WM-Rennen auf dem "Circuit of The Americas" seit der Premiere 2012 gewann Vettel nur eines: 2013, damals noch im Red Bull-Renault. Fünfmal hieß der Sieger Lewis Hamilton, die letzten vier Rennen auf dem Kurs in Texas gewann der Brite allesamt. Der Kurs liegt ihm. Es ist angerichtet für die vorzeitige Mercedes-WM-Party.