Verstärkung im Kampf gegen den Tierhandel
5. Oktober 2016Für so manche bedrohte Tierart könnte es bald Besserung geben. Zumindest hat die Welt-Artenschutzkonferenz dafür wichtige Grundlagen geschaffen. Delegierte aus 182 Staaten beschlossen in den vergangenen Tagen auf der CITES-Konferenz in Johannesburg zahlreiche Handelsbeschränkungen, um bedrohte Tiere und Pflanzen besser zu schützen.
Mehr als 2500 Delegierte suchten vom 24. September bis 5. Oktober nach internationalen Lösungen, um den schädlichen, oft illegalen Handel von Tieren und Hölzern zu unterbinden. Nach Angaben von Umweltschützern ist vor allem der illegale Tierhandel ein lukratives Geschäft. Weltweit würden pro Jahr bis zu 23 Milliarden Dollar damit umgesetzt. Nur der Drogen- und Menschenhandel bringe noch mehr ein.
Handelsverbot für Elfenbein und Rhino-Horn
Die Zahl der Elefanten geht vor allem wegen Wilderei stark zurück. 1980 lebten noch etwa 1,2 Millionen Tiere auf der Welt. Heute sind es noch etwa 415.000. In den Savannen Afrikas sind die Bestände in den letzten Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Alle 15 Minuten wird in Afrika ein Elefant wegen seiner Stoßzähne illegal getötet - 27.000 Dickhäuter in einem Jahr.
Auf der Konferenz sprachen sich die Delegierten für eine Schließung der nationalen Elfenbeinmärkte aus und gaben den Staaten Richtlinien auf den Weg, wie sie effektiver gegen den Handel mit dem Luxusgut vorgehen sollen, unter anderem durch eine bessere Strafverfolgung. "Die Konferenz endet mit dem bestmöglichen Ergebnis für die Rüsselträger", freut sich Arnulf Köhncke von der Umweltschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF). "Nun liegt es an den Staaten, die Entscheidungen rigoros umzusetzen. Wenn es gelingt, wäre das ein wichtiger Schritt für den Kampf gegen die Wilderei."
Bekräftigt haben die Delegierten auch das weitere Handelsverbot von Nashorn-Horn. "Wir sind erleichtert dass die Staatengemeinschaft das Handelsverbot aufrecht erhalten hat", sagt Daniela Freyer von der Naturschutzorganisation Pro Wildlife, die als Beobachter in Johannesburg ist. "Die Wilderei für den Handel als Statussymbole und Wunderheilmittel bedroht die letzten Nashörner. Nur mit einem dauerhaften Handelsverbot haben sie eine Chance, zu überleben."
Nach Angaben von Pro Wildlife wurden seit 2008 in Afrika 6.000 Nashörner gewildert - meist Breitmaulnashörner, von denen es noch etwa 20.000 Exemplare gibt. Zudem sei die Wilderei in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und erreichte 2015 ein Rekordniveau mit über 1300 getöteten Nashörnern. Bei Schwarzmarkpreisen von bis zu 60.000 Dollar pro Kilo ist das Horn von Nashörnern mehr Wert als Gold.
Keine Schuppentiere und Haie als Medizin und Delikatesse
Als ein wichtiger Schritt für den Artenschutz gilt nun auch das beschlossene umfassende Handelsverbot für Schuppentiere. "Schuppentiere sind die meist-geschmuggelten Säugetiere der Welt. Sie könnten aussterben, bevor die meisten Menschen überhaupt davon gehört haben", erklärt Köhncke.
Denn trotz der bisher bestehenden Handelsbeschränkungen wurden in den letzten 10 Jahren schätzungsweise eine Million Schuppentiere weltweit gewildert und illegal gehandelt. Alle in Asien heimischen Schuppentierarten sind schon so stark dezimiert, dass die Tiere verstärkt aus Afrika eingeschmuggelt werden. Nachfrage besteht vor allem in China und Vietnam. Dort gilt das Fleisch als Delikatesse und die Schuppen werden in der traditionellen Medizin eingesetzt.
Gute Nachrichten gibt es aus Johannesburg auch für Haie und Rochen. Die Delegierten sprachen sich für einen strengeren Schutz von einigen Arten aus. Seidenhaie werden vor allem wegen den Haifischflossen gefangen, Fuchshaie aufgrund ihres Fleisches und Teufelsrochen vor allem wegen ihrer Bedeutung für die chinesische Medizin.
Schmuggelverbot für Papageien und Reptilien
Ein großes Problem für viele Tierarten ist auch der zunehmende Handel von wilden Tieren. Obwohl viele Wildtiere in ihren Herkunftsländern unter Schutz stehen, werden sie außerhalb des Landes im Internet und auf Tierbörsen ungehindert verkauft. "Für einige Arten zahlen Sammler in Europa Preise von 5.000 bis 10.000 Euro pro Tier", so Sandra Altherr von Pro Wildlife.
Auf der Artenschutzkonferenz beschlossen die Delegierten nun den Schutz von 55 Reptilienarten. "Nie zuvor wurden so viele verschiedene Reptilien, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden, unter Schutz gestellt", sagt Altherr. Auch der Handel von Wildgefangenen Graupapageien wurde von den Delegierten untersagt.
Zufrieden zeigten sich die Umweltschützer auch über die Einschränkungen beim internationalen Handel von Löwen-Produkten: Zukünftig dürfen Knochen von Löwen aus freier Natur nicht mehr verkauft werden. Der Handel mit Löwenknochen stieg in den vergangenen Jahren enorm, weil sie als Ersatz für Tigerknochen in der sogenannten Traditionellen Medizin eingesetzt werden.