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Alternativer Nobelpreis

2. Oktober 2008

Monika Hauser, Gründerin der Frauenrechtsorganisation medica mondiale, erhält den Alternativen Nobelpreis 2008. Mit DW-RADIO sprach sie über ihr Engagement in Bosnien, Hartnäckigkeit und persönliche Erfolge.

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Monika Hausers Einsatz begann im Bosnien-KriegBild: picture-alliance/dpa

DW-RADIO: Frau Hauser, Sie haben schon viele Preise erhalten, unter anderem auch das Deutsche Bundesverdienstkreuz, das Sie nicht angenommen haben, weil die deutschen Innenminister damals, 1996, gerade beschlossen hatten, die bosnischen Flüchtlinge in ihre noch immer unsichere Heimat zurückzuschicken. Werden Sie diesen Preis denn annehmen?

Monika Hauser: Ja, diesen Preis werde ich sehr gerne annehmen, auch weil es bei diesem Preis wirklich darum geht, dass gesellschaftliche Alternativen aufgezeigt werden und dass Bewegungen geehrt werden, die eine Veränderung in diese Welt gebracht haben. Das ehrt mich sehr, und ich freue mich wirklich sehr darüber.

Sie haben ihr Engagement im ehemaligen Jugoslawien begonnen. Was hat Sie 1992 bewegt, ohne jede offizielle Unterstützung nach Bosnien zu fahren?

Ich war sehr wütend damals. Zum einen über das, was bosnischen Frauen geschehen ist, nämlich diese Vergewaltigungen im Krieg. Und ich war wütend über die Weltpresse, wie sie über die Frauen berichtet hat. Das war ein Schlüssellochblick, kein Detail der Vergewaltigungen hat ausgereicht. Die Frauen sind meines Erachtens erneut instrumentalisiert und benutzt worden. Da habe ich gesagt, da möchte ich mich einmischen. In der Stadt Zenica habe ich dann zwanzig hoch motivierte bosnische Fachfrauen gefunden, die bereit waren, mit mir zusammen dieses Projekt aufzubauen.

Die Verurteilung der Täter ist ein besonderes Anliegen von Ihnen, und Vergewaltigung von Frauen ist für Sie, schreiben Sie selbst, immer wieder eine schwere Menschenrechtsverletzung. Und erstmals ist damals vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal ICTY in Den Haag dieses als schweres Kriegsverbrechen verurteilt worden. Sehen Sie das als Ihren persönlichen Erfolg an?

Das ist der Erfolg von uns mit anderen lauten Fürsprecherinnen zusammen. Solche großen Erfolge kann man auch nur in der Vernetzung erreichen. Aber sicherlich ist es auch unserer Hartnäckigkeit zu verdanken. Wir haben nicht locker gelassen und immer wieder darauf hinzuweisen, dass es für die Frauen sehr, sehr wichtig ist, zu sehen, dass Täter verurteilt werden. Es ist einfach auch eine ethische Fragestellung, dass sich die internationale Gemeinschaft darum kümmert, dass Männer dafür verantwortlich gemacht werden. Daher ist es auch leider jetzt nur ein halber Sieg, dass in der neuen Anklageschrift gegen Karadzic zwar Kriegsvergewaltigungen als Unterpunkte mit aufgezählt sind, aber leider nicht, so wie wir gefordert haben, als eigenständige Anklagepunkte erscheinen.

Das Interview führte Ulrike Mast-Kirschning