Usain Bolt - schnell wie der Blitz
15. August 2016Es ist die Sehnsucht nach dem Einzigartigen. Wer Usain Bolt bei einem Rennen zusieht, meint, einem historischen Ereignis beizuwohnen. Jedes Mal ist ein neuer Weltrekord möglich. Und er weiß es bestens, sich auf großer Bühne zu inszenieren. Dafür lieben ihn die Zuschauer. Sieg, Spiel und Spaß - in diesem Sinne entspricht der Jamaikaner ganz dem Ideal der Olympischen Spiele.
Und die wiederum liebt Usain Bolt. Hier hat er die maximale Aufmerksamkeit - beim Publikum und von den Medien. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking lief er über die 100 Meter, die 200 Meter und die 400-Meter-Staffel jeweils zu Gold - in Weltrekordzeit - und avancierte zum Superstar. Vier Jahre später in London wiederholte der 1,96-Meter-Athlet sein Spektakel. Jedes Mal siegte er überlegen, während sein Lauf so leicht aussah wie eine Übungseinheit.
"Noch nicht voll in Form"
Und auch in Rio 2016 war er über die 100 Meter wieder der Schnellste. Schafft er es erneut - das Triple Triple - den dritten Dreifacherfolg? Schritt eins ist gemacht! Dabei hatte es lange nicht danach ausgesehen. Im Vorfeld während der Qualifikation der Olympischen Spiele zerrte sich "Lightning Bolt" den Oberschenkel. Für einen Sprinter eine unangenehme Verletzung. Erst beim Diamond-League-Meeting in der britischen Hauptstadt zwei Wochen vor Beginn der Spiele erlief sich der Jamaikaner den vom Verband geforderten Leistungsnachweis. Vor den Spielen führte er weder die Weltrangliste über 100 noch über 200 Meter an.
Der Arzt seines Vertrauens
Bei seinen großen Auftritten ging es in den vergangenen Jahren meist nicht darum, ob er gewinnen würde, sondern nur, in welcher Zeit. Doch diesmal hat der Ausnahmeathlet wenig Wettkampfpraxis. Und die Frage ist, ob sein Oberschenkel auch bei den weiteren Rennen hält. Im 100-Meter-Finale hatte man den Eindruck, dass er ihn nicht behindert.
Im vergangenen Jahr hat Usain Bolt bei der WM in Peking über alle drei Distanzen wieder mal Gold abgeräumt. Jetzt steht er vor seinem 30. Geburtstag, seine großen Rivalen LaShawn Merritt, Tyson Gay und Justin Gatlin sind jedoch auch nicht jünger, sondern teilweise wesentlich älter.
Ganz wichtig für Usain Bolt ist dabei ausgerechnet ein Deutscher: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Fußballnationalmannschafts-Arzt und ehremaliger Vereinsdoc beim FC Bayern München. Für den prominenten Leichtathleten ist er der Doktor seines Vertrauens, der ihn in seiner erfolgreichen Karriere mehrmals wieder rechtzeitig fit gemacht hat. Mit welchen Mitteln, mag der ein oder andere sich dabei fragen.
Der Glaube an die Illusion
Anders als seine Rivalen - alle Finalläufer bei der letzten WM sind mindestens einmal des Dopings überführt worden - wurde bei Usain Bolt noch nie ein positiver Dopingbefund festgestellt. Deshalb wünschen sich sowohl der Leichtahtletik-Verband, die Führung des Internationalen Olympischen Komitees als auch die meisten Zuschauer Usain Bolts Siege. Um den illusorischen Glauben an saubere Spiele aufrecht zu erhalten. Und um den Mann mit seiner karibischen Fröhlichkeit in seiner üblichen Jubelpose zu sehen.