USA zerstören Deutschlands Finaltraum
1. Juli 2015Die Fußballerinnen aus den USA haben Deutschland aus allen WM-Titelträumen gerissen. Die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid unterlag am Dienstagabend (Ortszeit) dem Olympiasieger verdient mit 0:2 (0:0) und muss sich nun mit dem Spiel um Platz drei begnügen. Vor 51.176 frenetischen Zuschauern im Olympiastadion von Montreal schossen US-Spielführerin Carli Lloyd mit einem umstrittenen Elfmeter in der 69. Minute und die eingewechselte Kelley O'Hara (84.) die US-Girls ins Finale der WM in Kanada. Zuvor hatte Celia Sasic (60.) die große Möglichkeit zur deutschen Führung vergeben, als sie einen Strafstoß am linken Pfosten vorbeischoss.
Viel Tempo, Übergewicht für die USA
Im Vergleich zum Viertelfinale gegen Frankreich hatte Bundestrainerin Silvia Neid wie erwartet auf einer Position getauscht: Für Babett Peter rückte die etatmäßige Innenverteidigerin Saskia Bartusiak nach abgesessener Gelbsperre wieder in die Startelf. US-Trainerin Jill Ellis brachte in Lauren Holiday und Megan Rapinoe, die ebenfalls eine Gelbsperre abgesessen hatte, für Amy Rodriguez und O'Hara zwei frische Kräfte.
Von Beginn an entwickelte sich zwischen dem Weltranglisten-Ersten Deutschland und dem Zweiten eine rasante, temporeiche Partie mit vielen Chancen, von denen das US-Team die besseren hatte: Nach einer Ecke konnte DFB-Torhüterin Nadine Angerer den Kopfball von Julie Johnston (7.) aus kurzer Distanz reaktionsschnell mit dem Fuß abwehren. Kurz darauf musste Angerer noch einmal ihr ganzes Können aufbieten: Als US-Star Alex Morgan allein auf sie zulief, war die 36-Jährige erneut mit einer Fußabwehr zur Stelle.
Nach einer knappen halben Stunde rasselten Alexandra Popp und Morgan Brian im Luftkampf mit den Köpfen zusammen. Die Wolfsburger Stürmerin erlitt eine Platzwunde, konnte aber ebenso nach einer längeren Behandlungspause weitermachen wie die zunächst benommen wirkende US-Amerikanerin. In der zweiten Hälfte spielte Popp dann mit einem Kopfverband weiter.
Sasic vergibt vom Punkt
Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff schien sich das Blatt zugunsten des deutschen Teams zu wenden. Als Johnston Popp im Strafraum umriss, entschied die rumänische Schiedsrichterin Teodora Albon auf Strafstoß für Deutschland. Doch der sonst so sicheren Sasic versagten diesmal die Nerven. Auf der Gegenseite machte es Lloyd neun Minuten später besser und ließ Angerer beim allerdings sehr umstrittenen Elfmeter keine Chance. Annike Krahn hatte Alex Morgan an der Strafraumgrenze abgeblockt, dennoch entschied Albon auf Strafstoß und nicht auf Freistoß. Eine knappe Entscheidung. Die deutsche Mannschaft gab zwar auch nach dem Rückstand nicht auf, doch klare und durchdachte Aktionen gab es zu selten.
Am Ende fehlten Kraft und Konzentration, um das Spiel noch umzubiegen. So nahm das US-Team erfolgreich Revanche für die 2003 in den USA erlittene Halbfinal-Niederlage gegen den späteren Weltmeister Deutschland.
Angerer: "Stolz auf das Erreichte"
"Klar ist man erst mal enttäuscht", sagte Angerer nach dem Abpfiff. "Aber wenn man das gesamte Turnier betrachtet, können wir stolz auf das sein, was wir erreicht haben." Auch Bundestrainerin Neid war nicht unzufrieden, sagte aber woran es gelegen hatte: "Wir haben gut dagegen gehalten, aber im Angriffsdrittel nicht gut gespielt. Deshalb hatten wir wenig Chancen und schlechte Abschlüsse." Völlig niedergeschlagen war Krahn: "Selbst wenn es eine knappe Entscheidung war, ich darf nicht so hingehen und foulen. Dummerweise pfeift die Schiedsrichterin Elfmeter."
Während die US-Girls weiter vom dritten WM-Titel träumen dürfen, muss die die deutsche Mannschaft am Samstag (22 Uhr MESZ) in Edmonton im Spiel um Platz drei antreten. Gegner wird dann entweder England oder Japan sein, die im zweiten Halbfinale aufeinander treffen.
asz/ac (sid, dpa)
Hier gibt es das Spiel noch einmal zum Nachlesen im DW-Liveticker: