USA vernichten letzte Chemiewaffen-Bestände
8. Juli 2023Er sei stolz darauf, ließ US-Präsident Joe Biden verlauten, dass die Vereinigten Staaten die letzte Chemiewaffenmunition in ihrem Arsenal vernichtet hätten. "Dies bringt uns einen Schritt näher an eine Welt heran, die frei von den Schrecken chemischer Waffen ist", so Biden in einer vom Weißen Haus veröffentlichten schriftlichen Erklärung.
Chemische Waffen seien für einige der schrecklichsten Ereignisse mit menschlichen Verlusten verantwortlich, so Mitch McConnell, der republikanische Minderheitsführer im US-Senat, der die Beseitigung dieser Waffen vorangetrieben hat. "Obwohl der Einsatz dieser tödlichen Kampfstoffe immer ein Schandfleck in der Geschichte bleiben wird, hat unsere Nation heute endlich ihr Versprechen eingelöst, unser Arsenal von diesem Übel zu befreien". McConnell ist Senator im US-Bundesstaat Kentucky, wo eine der Anlagen zur Vernichtung der Waffen steht.
Die nun unschädlich gemachten letzten Bestände an Chemiewaffen in den USA lagerten im US-Army Pueblo Chemical Depot in Pueblo im Bundesstaat Colorado sowie im Blue Grass Army Depot (BGAD) in Richmond in Kentucky. Vergangenes Jahr wurde nach US-Angaben in der Anlage in Kentucky bereits die letzte M55-Rakete mit dem Nervengift VX vernichtet.
Zuletzt noch 127 Tonnen im Arsenal
Im Rahmen des Chemiewaffenübereinkommens, das 1997 vom US-Senat ratifiziert wurde, hatten sich die USA und andere Unterzeichnerstaaten verpflichtet, ihre Chemiewaffenbestände bis zum 30. September 2023 zu vernichten. Nach Angaben der Seuchenbehörde CDC erreichten die US-Bestände an chemischen Kampfstoffen 1968 fast 40.000 Tonnen. In den Vereinigten Staaten warteten zuletzt noch rund 127 Tonnen auf ihre Vernichtung.
Die Vernichtung ist ein Meilenstein gut 26 Jahre nach Inkrafttreten der Konvention zum Verbot von Chemiewaffen. Die Kontrollbehörde zum Verbot der Chemiewaffen (OPCW) wacht über die Durchsetzung des Abkommens. Nach Angaben der in Den Haag ansässigen Organisation waren die USA der letzte Staat, der im Besitz dieser Kampfstoffe war. Die Vollzugsmeldung aus Washington bedeute, dass weltweit "alle gemeldeten Chemiewaffenbestände unwiderruflich vernichtet wurden". Mehr als 70.000 Tonnen der tödlichsten Waffen wie Senfgas oder Sarin sind seit 1997 unschädlich gemacht worden.
OPCW: "Die Welt muss weiter auf der Hut sein"
Wegen der Verwendung von Chemiewaffen in jüngster Zeit müsse die Welt aber weiterhin auf der Hut sein, warnte die OPCW. In den vergangenen zehn Jahren hatten in Syrien Regierungstruppen im Bürgerkrieg mehrfach verbotene Kampfstoffe eingesetzt.
Beim Verdacht auf Einsatz von Chemiewaffen in Konfliktfällen schickt die OPCW Ermittler in das betreffende Land. Die Behörde inspiziert auch regelmäßig die chemische Industrie in Vertragsstaaten. Zu den Ländern, die die Konvention nicht unterzeichneten, gehören Nordkorea, Israel, Ägypten und Südsudan. Die OPCW war für ihren Einsatz 2013 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Viele der schockierendsten Angriffe auf Menschen sind auf Chemiewaffen zurückzuführen. Sie kamen erstmals im Ersten Weltkrieg in großem Stil zum Einsatz. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden damals fast 100.000 Menschen durch chemische Waffen getötet. Seitdem fielen dieser Art Munition mehr als eine Million Menschen zum Opfer.
AR/wa (rtr, dpa, afp)