USA: Der lange Weg zur Abtreibung
Vor einem Jahr kippte der Supreme Court ein Grundsatzurteil zum Schwangerschaftsabbruch. Seitdem mussten viele Abtreibungskliniken schließen - und Frauen für eine sichere Abtreibung teils hunderte Meilen weit reisen.
Schwierige Schwangerschaften
Eine schwangere Frau betrachtet in einer Abtreibungsklinik in New Mexico das Ultraschallbild ihres ungeborenen Kindes. Seit der Entscheidung des Obersten Gerichts haben 14 US-Bundesstaaten in den USA ihr Abtreibungsrecht massiv verschärft. New Mexico nicht, deshalb nehmen auch viele Frauen aus anderen Bundesstaaten die weite Reise auf sich, um abzutreiben zu können, ohne sich strafbar zu machen.
Teamwork in der Klinik
Alan Braid führt seit 1972 Schwangerschaftsabbrüche durch und betrieb zwei Klinken für Frauengesundheit und Abtreibungen in Texas und Oklahoma. Seine Tochter Andrea Gallegos schloss sich 2020 als Klinikleiterin der Arbeit ihres Vaters an. Die neue Rechtslage zwang sie zur Schließung der Alamo Women's Clinic, doch sie gaben nicht auf und eröffneten in den Staaten New Mexico und Illinois erneut.
Der weite Weg nach Albuquerque
Caitlyn ist 19 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und jobbt in einem Restaurant. Sie hatte fürchterliche Angst vor dem Flug von Texas nach Albuquerque, berichtet sie unter Tränen. Für einen sicheren Schwangerschaftsabbruch war sie gezwungen ihren Heimatstaat zu verlassen. Ihre eigene Mutter lehne Abtreibungen strikt ab, doch Caitlyn war sich sicher: ein drittes Kind? "Das wäre einfach zuviel".
Mifepriston, die "Abtreibungspille"
Mifepriston heißt ein oral einzunehmender Wirkstoff zur Abtreibung - für viele Frauen eine risikoarme Alternative zum gynäkologischen Eingriff. In den USA wird das Medikament bei mehr als der Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüche angewendet. Abtreibungsgegner in Texas haben bereits Klage gegen die Zulassung des Mittels eingereicht, die endgültige Entscheidung des Obersten Gerichts steht noch aus.
Raus aus Texas
Noch fliegt Andrea Gallegos so gut wie jede Woche 900 Meilen von Texas nach Illinois, um die dort neu eröffnete Frauenklinik zu leiten. Das liberale Abtreibungsrecht in Illinois erlaubt einen Abbruch bis zur 24. Schwangerschaftswoche; ist die Gesundheit der Mutter gefährdet, sogar darüber hinaus. Bald schon wird die 40-jährige ihr Zuhause verlassen und mit ihrer Familie ganz nach Illinois ziehen.
Abtreibungsgegner in Aktion
Ein Polizist ermahnt Abtreibungsgegner vor der neuen Abtreibungsklinik in Carbondale, Illinois. Diese protestierten vor der Klinik und versuchten, den Wagen einer Patientin aufzuhalten. Die "Pro-Life"- oder "Right-to-Life"-Bewegung in den USA geht von einem uneingeschränkten Lebensrecht des ungeborenen Fötus vom Moment der Befruchtung aus, viele Mitglieder vertreten strengreligiöse Ansichten.
Ein sicherer Ort
Auch Jen und ihr Freund sind gemeinsam 600 Meilen mit dem Auto angereist, um in Albuquerque eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Mit Hilfe der Familie oder einer unabhängigen Beratung könnten Frauen ihre Entscheidung selbst treffen, sagt der Arzt Alan Braid. Er möchte mit seiner Klinik "einen sicheren Ort für Frauen schaffen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben".