USA beenden Kampfeinsatz im Irak
31. August 2010Am Dienstag (31.08.2010) lief sie aus, die Frist, die US-Präsident Barack Obama zum Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak vorgegeben hat. Und tatsächlich, der Kampfeinsatz ist nach siebeneinhalb Jahren offiziell zu Ende, die letzten Kamptruppen überquerten bereits am 19. August die Grenze zu Kuwait. Knapp 50.000 US-Soldaten verbleiben allerdings auch nach dem Abzug noch im Irak. Ihre Aufgaben sollen sich aber auf Ausbildung und Beratung der einheimischen Truppen beschränken. Sie sollen das Land bis Ende 2011 verlassen. Auf Befehl von Obamas Vorgänger George W. Bush hatten die US-Truppen den Irak im März 2003 besetzt. Obama selbst lehnte den Krieg immer ab.
"Volle Verantwortung" für den Irak
"Der US-Rückzug aus dem Irak ist ein unerlässlicher Schritt auf dem Wege zur Wiederherstellung der vollen Souveränität und zum Aufbau eines freien, unabhängigen und florierenden Landes", sagte Iraks Regierungschef Nuri al-Maliki. Die sich häufenden Anschläge seit Beginn des Abzugs der US-Kampftruppen beschrieb der Regierungschef als die verzweifelten Taten von Aufständischen. In Richtung Washington sagte Maliki, die Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinigten Staaten würden in Zukunft auf diplomatischer und wirtschaftlicher Ebene laufen. Maliki hatte sich schon in den vergangenen Tagen eine Einmischung in die Innenpolitik verbeten.
Der Abzug der US-Truppen hatte Befürchtungen bezüglich der ohnehin angespannten Sicherheitslage im Irak genährt. Iraks Generalstabschef Babaker Sebari warnte Anfang des Monats, sein Land werde erst 2020 in der Lage sein, allein für seine Sicherheit zu sorgen. Premier Maliki betonte dagegen, dass er Armee und Polizei seines Landes für fähig halte, "volle Verantwortung" für die Sicherheit zu übernehmen.
"Selbständigkeit und Eigenverantwortung"
US-Präsident Obama will den Irak mit dem offiziellen Ende des Kampfeinsatzes in eine neue Ära der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entlassen. "Der heutige Tag markiert eine deutliche Wandlung unseres Verhältnisses mit dem Irak", sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs am Dienstag in Washington. "Die Zukunft des Irak wird künftig von den Irakern selbst bestimmt." Die USA könnten sich nun darum kümmern, "dieses Land hier aufzubauen", sagte er mit Blick auf die zahlreichen innenpolitischen Probleme Amerikas.
Anlässlich des Truppenabzugs ist US-Vizepräsident Joe Biden am Montag in den Irak gereist. Die US-Regierung bezweckt mit der Reise Bidens, den Druck auf die führenden irakischen Politiker zur Regierungsbildung zu erhöhen. Zwar liegt die Parlamentswahl inzwischen schon fast ein halbes Jahr zurück. Doch die Parteien, die bei dem Urnengang am 7. März die meisten Stimmen erhalten hatten, haben bislang noch keine Koalition zustande bekommen. Weder das Bündnis Irakija des früheren Ministerpräsidenten Ijad Allawi noch die Rechtsstaatsallianz von Regierungschef Maliki hatten eine ausreichende Mehrheit erreicht. Die komplizierten Koalitionsverhandlungen führten bislang zu keinem Ergebnis.
Ernüchternde Bilanz eines Krieges
Die Bilanz des Krieges ist insgesamt ernüchternd: Zwar ist der Diktator Saddam Hussein gestürzt. Für viele Menschen folgte der Invasion 2003 aber ein Absturz ins Elend. Über anderthalb Millionen Menschen wurden aus ihren angestammten Heimen vertrieben. Über 100.000 Zivilisten fielen den Kämpfen zum Opfer. Das US-Verteidigungsministerium geht davon aus, dass 4418 US-Soldaten seit 2003 im Irak ums Leben kamen. Zwischenzeitlich waren mehr als 160.000 Amerikaner in dem Land stationiert. Der Krieg kostete bislang fast eine Billion Dollar.
Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten
Die Bildung einer stabilen Regierung ist immer noch nicht gelungen. Befürchtet wird, dass sich das Parlament in eine sunnitisch geprägte Opposition und eine Regierung der schiitischen Mehrheit spalten könnte und damit den Konflikt zwischen den beiden Religionsgruppen befeuert.
Zu Zeiten Saddam Husseins dominierte die sunnitische Minderheit das Land. Nach seinem Sturz nahm die Macht der schiitischen Mehrheit zu. Mit dem Rückzug der Amerikaner steigt nun die Gefahr der Einflussnahme der unmittelbaren Nachbarstaaten wie dem Iran auf die religiösen Gruppen im Irak.
Autorin: Anika Bever (afp, ap, dpa, rtr)
Redaktion: Dirk Eckert