US-Präsidentschaftswahl: Kennedy tritt mit Trump auf
24. August 2024Der unabhängige US-Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy Jr. ist aus dem Rennen ums Weiße Haus ausgestiegen - zumindest in den am stärksten umkämpften Bundesstaaten der USA. Und der Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy von den Demokraten stellt sich nun hinter den Republikaner und Ex-Präsidenten Donald Trump.
Er habe sich mehrfach mit Trump und seinen Beratern getroffen, sagte der 70-jährige Kennedy Jr. am Freitag bei einem Auftritt im Bundesstaat Arizona. Dabei hätten sich Übereinstimmungen bei verschiedenen Themen gezeigt: bei Grenzsicherung, Redefreiheit und den Bemühungen, aktuelle Kriege zu beenden. "Es gibt immer noch viele Fragen und Einstellungen, bei denen wir sehr große Differenzen haben. Aber in anderen wichtigen Fragen sind wir uns einig."
Schon wenige Stunden später stand Kennedy Jr. in Arizona erneut auf der Bühne - diesmal bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump. Kennedys Schritt dürfte dem Ex-Präsidenten im Rennen gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris bei der Wahl im November möglicherweise einen gewissen Vorteil verschaffen - wenn auch noch unklar ist, in welchem Ausmaß.
Jubelnde Menge und scharfe Systemkritik
Trumps Anhänger in Glendale feierten den Gast, riefen "Bobby! Bobby!" - Kennedys Rufname. Der Ex-Präsident empfing ihn mit den Worten, ihm habe es nicht gefallen, wie dieser ihn im Wahlkampf angegriffen habe. "Aber er ist eine phänomenale Person", sagte Trump und betonte, dass sie gemeinsam "das korrupte politische Establishment" besiegen wollten. Der Republikaner forderte Kennedys Anhänger auf, sich ihnen anzuschließen.
Kennedy gab an, Trump habe ihm eine Rolle in dessen möglicher Regierung in Aussicht gestellt. Der beste Weg, ein sicheres Amerika aufzubauen, sei die Wiederherstellung der industriellen Basis und der Mittelschicht in den USA, so Kennedy auf der Bühne neben Trump. "Und wollen Sie nicht einen Präsidenten, der uns aus den Kriegen herausholt und der die Mittelschicht in diesem Land wieder aufbaut?" Zu seiner politischen Agenda als mögliches republikanisches Regierungsmitglied sagte der 70-Jährige, er wolle sich mit einem künftigen Präsidenten Trump dafür einsetzen, "die Chemikalien aus unserem Essen herauszubekommen".
Die Unterstützung für den Republikaner begründete er primär mit seiner Enttäuschung über die Demokraten. Kennedy warf ihnen vor, den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu beeinflussen.
Unter anderem monierte er, dass Kamala Harris nach Joe Bidens Verzicht auf eine erneute Kandidatur zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gekürt wurde, ohne bei den Vorwahlen angetreten zu sein. Scharfe Kritik übte er auch an den US-Medien, die er beschuldigte, unausgewogen und zugunsten der Demokraten zu berichten.
Image des politischen Außenseiters
Kennedy pflegt das Image eines politisches Außenseiters. Ursprünglich wollte er für die Demokraten ins Rennen ums Weiße Haus gehen. Er änderte seine Meinung, startete als Unabhängiger und zog zunächst auch größeres Interesse der Wählerschaft auf sich.
Kennedys Familie reagierte empört auf die Entscheidung des 70-Jährigen, zur Wahl von Donald Trump aufzurufen. "Die heutige Entscheidung unseres Bruders Bobby, Trump zu unterstützen, ist ein Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie am Herzen liegen", ließ Kennedys Schwester verlauten, die Menschenrechtsaktivistin Kerry Kennedy. "Es ist ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte", hieß es in der Erklärung, die auch von vier ihrer Geschwister unterzeichnet wurde.
Anwalt, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker
Robert F. Kennedy Jr. ist der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy. Der Anwalt für Umweltrecht ist ein Verfechter von Verschwörungsmythen und Impfgegner. Er hat etwa behauptet, dass Impfungen zu Autismus führten, WLAN Krebs verursache und Chemikalien in der Umwelt Kinder zu Transgendern machten. In diesem Jahr sorgte er für Schlagzeilen mit Aussagen über einen Wurm, der einen Teil seines Gehirns auffresse.
Experten zufolge ist noch unklar, ob Kennedys Unterstützung Trump tatsächlich Wählerstimmen einbringen wird. Zuletzt standen Umfragen zufolge nur noch vier Prozent der Wahlberechtigten hinter Kennedy. In dem knappen Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris könnte dieser Wähleranteil aber durchaus von Bedeutung sein.
AR/sti (rtr, afp, dpa)