1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fed stützt Übernahme

17. März 2008

In einer Krisensitzung hat die Fed beschlossen, die Übernahme der Bear Stearns Investmentbank durch die J.P. Morgan Chase zu sichern. Außerdem gibt es neue Kredite für Investmentbanken. Das soll Panik verhindern.

https://p.dw.com/p/DPTr
Eingangsbereich einer Filiale der Bank J.P. Morgan Chase in New York (Foto: AP)
Eine Bank hilft der anderenBild: AP

Angesichts einer drohenden Verschärfung der Finanzkrise hat die US-Notenbank die Übernahme der ins Trudeln geratenen Investmentbank Bear Stearns durch die drittgrößte US-Bank J.P. Morgan Chase mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) abgesichert.

Wie die Fed am Sonntagabend (16.3.2008) nach einer Krisensitzung mitteilte, wurde zugleich ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich große Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können. Zusätzlich wurde der Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Satz, zu dem sich Banken bei der Fed Liquidität verschaffen können, liege nunmehr bei 3,25 Prozent.

Angst vor Panik an der Wall Street

Die Maßnahmen der Notenbank, die in einer höchst ungewöhnlichen Wochenendsitzung beschlossen wurden, sollten befürchteten Panikreaktionen an den Finanzmärkten am Montag entgegenwirken. Mit dem neuen Kreditprogramm würden den 20 größten US-Investmentbanken kurzfristig Mittel zur Verfügung gestellt, teilte die Fed in Washington mit.

Zuvor hatte J.P. Morgan Chase den Kauf ihrer ins Straucheln geratenen Konkurrentin Bear Stearns angekündigt. Wie das Unternehmen in New York mitteilte, solle die Übernahme durch einen Aktientausch erfolgen. Man sei bereit, Bear-Stearns-Anteile gegen 0,05473 eigene Aktien zu tauschen. Auf Basis des Schlusskurses vom Freitag ergebe dies einen Preis von rund zwei Dollar pro Aktie. Das entspricht nur 93,3 Prozent der Marktkapitalisierung zum Kurs vom Freitag.

Bear Stearns als prominentestes Opfer der Finanzkrise

Die Verwaltungsräte beider Unternehmen hätten dem Vorschlag zugestimmt. Die US-Notenbank und die Regierung billigten die Übernahme ebenfalls. Ein Zusammenbruch von Bear Stearns hätte die Unsicherheit an den Finanzmärkten weiter verstärkt, was die Regierung unbedingt verhindern wollte. Bear Stearns war als bisher prominentestes Opfer der Finanzkrise in Not geraten.

Mit sofortiger Wirkung übernehme J.P. Morgan Chase die Handelsverpflichtungen von Bear Stearns und ihrer Tochtergesellschaften sowie die Aufsicht über sämtliche Operationen des Managements, hieß es in der Mitteilung des Bankhauses. Die Transaktion solle bis Ende des zweiten Quartals 2008 abgeschlossen sein.

Der Finanzvorstand von J.P. Morgan Chase, Michael Cavanaugh, machte keine Angaben zu der Frage, was jetzt mit dem 14.000 Beschäftigten von Bear Stearns passiert. Ebenso wurde nicht erklärt, ob der Name des Instituts erhalten bleiben soll.

Die kleinste der fünf New Yorker Investmentbanken

Bear Stearns war die Liquidität in der Woche zuvor weitgehend ausgegangen und sie musste eilig von J.P. Morgan Chase und der regionalen Notenbank von New York gestützt werden. Die Aktien waren daraufhin am Freitag um 45,88 Prozent auf 30,85 Dollar eingebrochen. Bear Stearns ist die kleinste der fünf großen New Yorker Investmentbanken.

Weltweit bisher 200 Milliarden Abschreibungen durch

Offensichtlich wurde die Krise bei Bear Stearns erstmals im Sommer 2007, als zwei Hedge-Fonds der Bank im Zusammenhang mit dem Kollaps am US-Hypothekenmarkt zusammenbrachen. Für das vierte Quartal musste die Bank erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust ausweisen. Wegen fauler Kreditpapiere bereinigte Bear Stearns schließlich im gesamten Geschäftsjahr 2007 (30. November) Wertverluste von 1,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn brach auf 233 Millionen Dollar ein, nach 2,1 Milliarden Dollar im Vorjahr. Bislang mussten Banken weltweit rund 200 Milliarden Dollar (128,5 Milliarden Euro) wegen solcher Verluste durch die Finanzkrise abschreiben. (kap)

Klein und angeschlagen: Eingangsbereich der Investmentbank Bear Stearns in New York (Foto: dpa)
Klein und angeschlagen: Bear Stearns in New YorkBild: picture-alliance/ dpa
Straßenschild der New Yorker Wall Street (Foto: Bilderbox)
Die Börse an der Wall Street bekommt Unterstützung von höchster StelleBild: Bilderbox