US-General warnt vor erstarkten Taliban
10. August 2009Eineinhalb Wochen vor der Präsidentenwahl hätten die radikalen Islamisten die Oberhand, sagte der Kommandeur der internationalen Schutztruppe ISAF, der US-General Stanley McChrystal, in einem auf der Internetseite des "Wall Street Journal" am Montag (10.08.2009) veröffentlichten Interview. Er gehe davon aus, dass sich die ausländischen Truppen für die kommenden Monate auf weiterhin hohe Verluste einstellen müssten. Die Taliban dehnten derzeit ihren Einfluss immer weiter über ihre Hochburgen im Süden und Osten des Landes hinaus aus, auch auf bislang vergleichsweise ruhige Regionen im Norden und im Westen, sagte McChrystal. "Es handelt sich derzeit um einen sehr aggressiven Feind".
Die künftige Strategie der ISAF
Der Schwung der Taliban müsse gestoppt werden, das sei harte Arbeit und mache einen Strategiewechsel beim Afghanistaneinsatz notwendig. McChrystal kündigte an, demnächst mehr Soldaten in bedrohten Städten und dicht besiedelten Gebieten einzusetzen. Ausdrücklich nannte der General dabei die Stadt Kandahar, eine der Hochburgen der Taliban.
Bis Ende August will sich McChrystal, der Mitte Juni das ISAF-Kommando übernommen hatte, zu einer weiteren strategischen Neuorientierung äußern. Vermutlich werde er die Entsendung von weiteren 10.000 Soldaten fordern, schreibt das "Wall Street Journal" unter Berufung auf hohe Militärs. Bereits in den letzten Wochen und Monaten hatten die USA und einige der NATO-Verbündeten ihre Truppen in Afghanistan massiv aufgestockt, um die bevorstehende Wahl abzusichern.
Neue Gewalt untermauert McChrystals Einschätzung
Auch an diesem Montag setzten die Taliban ihre Gewaltaktionen fort, diesmal in Puli Alam, der Bezirkshauptstadt der Provinz Logar. Die radikalen Islamisten besetzten dort vorübergehend einen Polizeiposten. Bei Schießereien mit Sicherheitskräften wurden nach offiziellen Angaben mindestens vier Taliban-Kämpfer und zwei Polizisten getötet. Bei einem Selbstmordanschlag im Einsatzgebiet der Bundeswehr in Kundus, im Norden des Landes, kam niemand zu Schaden.
Erklärtes Ziel der Taliban bleibt es, das Land vor der Präsidentenwahl am 20. August weiter zu destabilisieren. Erwartet werden immer wieder neue Anschläge der Extremisten, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Zudem haben die Taliban ihre Anhänger zum Wahlboykott aufgerufen und angekündigt die Abstimmung zu behindern. (qu/det/dpa/rtr/ap)