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US-Experte berichtet von neuer Atomanlage

21. November 2010

Das Atomprogramm des kommunistischen Nordkorea ist offenbar weit umfangreicher als bisher angenommen. Ein US-Wissenschaftler besuchte eine neue Fabrik zur Urananreicherung.

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Undatiertes Satellitenbild der nordkoreanischen Atomanlage in Yongbyon (Foto: dpa)
Undatiertes Satellitenbild der nordkoreanischen Atomanlage in YongbyonBild: picture-alliance / dpa

Vertreter der Regierung Pjöngjang hätten die weitläufige Anlage dem US-Atomexperten Siegfried Hecker in der vergangenen Woche gezeigt, berichtete die "New York Times" am Samstag (20.11.2010) Ortszeit in ihrer Onlineausgabe. Hecker, derzeit Professor an der Stanford-Universität und früher Leiter der US-Forschungseinrichtung Los Alamos National Laboratory, sagte der Zeitung, er sei angesichts des Entwicklungsstands der neuen Anlage "sprachlos" gewesen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il im September mit seinem Sohn und desgniertem Nachfolger Kim Jong Un (Foto: AP)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il im September mit seinem Sohn und designiertem Nachfolger Kim Jong UnBild: AP Photo/Xinhua

Er habe "hunderte und aberhunderte" frisch installierte Gaszentrifugen gesehen, die aus einem "ultramodernen Kontrollraum" gesteuert würden. Die Nordkoreaner, so Hecker weiter, hätten behauptet, dass bereits 2000 Zentrifugen installiert seien und laufen würden.

Hochanreicherung offenbar möglich

Offenbar solle das Werk vor allem der zivilen Nutzung der Kernenergie dienen, es könne aber auch leicht in eine Anlage zur Produktion hochangereicherten Urans umgewandelt werden. Auf einem niedrigen Niveau angereichert, dient Uran als Kernbrennstoff, auf einem höheren Niveau hingegen kann atomwaffenfähiges Material produziert werden. Die USA verdächtigen Nordkorea bereits seit Jahren, ein Anreicherungsprogramm zum Atombombenbau zu betreiben.

Protest in Südkorea gegen den nordkoreanischen Atomtest 2006 (Foto: dpa)
Protest in Südkorea gegen den nordkoreanischen Atomtest 2006Bild: DPA

Erst am vergangenen Donnerstag hatte das in Washington ansässige "Institute for Science and International Security" (ISIS) Satellitenbilder veröffentlicht, die auf den Bau eines neuen Leichtwasserreaktors im nordkoreanischen Atomkomplex von Yongbyon hindeuten, mit dem nach Einschätzung von US-Experten die Herstellung von waffenfähigem Plutonium möglich ist.

US-Regierung informiert

Wo sich die neue Uran-Anlage befindet, ist bislang unbekannt. Auch ist offen, warum die Nordkoreaner Hecker das Objekt gezeigt haben. Wie die "New York Times" weiter berichtet, hat Hecker nach seiner Rückkehr aus Nordkorea zunächst die US-Regierung informiert. Diese habe am Freitag und Samstag Kontakt mit den Verbündeten aufgenommen, um sich für eine internationale Reaktion auf das offenbar rasch fortschreitende nordkoreanische Atomprogramm abzustimmen.

Das kommunistische Land hatte erstmals im Oktober 2006 und dann im Mai 2009 Atomwaffen getestet. Kurz vor dem zweiten Test war Nordkorea aus den Sechser-Gesprächen mit Südkorea, China, den USA, Russland und Japan über die Beendigung seines Atomprogramms ausgestiegen.

Nordkoreas Delegation bei den Sechser-Gesprächen im Dezember 2008 (Foto: AP)
Nordkoreas Delegation bei den Sechser-Gesprächen im Dezember 2008Bild: AP

In den vergangenen Monaten signalisierte Pjöngjang wiederholt, es sei bereit, unter bestimmten Bedingungen an den Verhandlungstisch zurückzukehren. US-Präsident Barack Obama sagte dazu vergangene Woche in Seoul, erst müsse Nordkorea "die Aufrichtigkeit seines Anliegens" unter Beweis stellen. Jetzt kündigte die US-Regierung eine Asien-Reise ihres Sondergesandten für Nordkorea an. Stephan Bosworth werde am Sonntag (21.11.2010) nach Südkorea fliegen und anschließend Japan und China besuchen, teilte das Außenministerium in Washington mit.

Autor: Michael Wehling (dpa/afp/dapd/rtr)

Redaktion: Pia Gram

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