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Ohio setzt Hinrichtungen aus

20. Oktober 2015

Der US-Bundesstaat Ohio hat die Todesstrafe ausgesetzt und die Hinrichtung von zwölf Verurteilten verschoben. Den Henkern fehlt es derzeit an der richtigen Giftmischung, weil europäische Firmen nicht mehr liefern.

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Tötungskammer in der Southern Ohio Corrections Facility in Lucasville (Foto: AP)
Tötungskammer in der Southern Ohio Corrections Facility in LucasvilleBild: picture-alliance/AP Photo/K. Sato

Wegen Engpässen bei den Betäubungsmitteln für Giftmischungen hat der US-Bundesstaat Ohio die Vollstreckung der Todesstrafe bis 2017 ausgesetzt. Die Hinrichtungen von zwölf Verurteilten seien verschoben worden, teilte die Strafvollzugsbehörde mit. Es sei in den vergangenen Jahren "außerordentlich schwierig" geworden, die nötigen Medikamente für die Giftcocktails zu beschaffen, erklärte die Behörde. Die Hinrichtungen würden ausgesetzt, um dafür mehr Zeit zu haben.

Die nächste Exekution in Ohio soll den Angaben zufolge nun im Januar 2017 stattfinden. Hingerichtet werden soll dann der Todeskandidat Ronald Phillips, der 1993 die dreijährige Tochter seiner Freundin vergewaltigt und totgeprügelt hatte. Die letzte Hinrichtung in Ohio war im Januar 2014 vollstreckt worden.

Qualvoller Todeskampf

Eine Reihe qualvoller Hinrichtungen hatte im vergangenen Jahr eine Debatte über die in den USA verwendeten Giftcocktails ausgelöst. Die Behörden greifen zurzeit auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern.

Immer mehr Todeskandidaten reichen Klagen gegen die Vollstreckung ihres Urteils ein, seit der verurteilte Straftäter Clayton Lockett im April 2014 im US-Bundesstaat Oklahoma nach einer Giftinjektion große Qualen erleiden musste. Lockett wand sich 43 Minuten lang im Todeskampf vor Schmerzen, bis er schließlich einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Daraufhin verhängte Oklahoma ein Moratorium für die Vollstreckung von Todesurteilen.

Erfolgreiche Klagen

Anfang Oktober wurden mehrere Hinrichtungen in Arkansas von einem Richter gestoppt, nachdem Todeskandidaten eine Offenlegung der Zusammensetzung der Giftmischungen verlangt hatten. Insgesamt neun Todeskandidaten in Arkansas hatten geklagt, acht von ihnen hatten bereits einen Termin für ihre Hinrichtung. Die ersten beiden Exekutionen hätten am 21. Oktober stattfinden sollen. Das Gericht erklärte, den Todeskandidaten dürfe nicht verschwiegen werden, mit welcher Giftmischung sie hingerichtet werden sollen.

31 der 50 US-Bundesstaaten erlauben die Todesstrafe. Im Jahr 2014 wurden laut Todesstrafen-Informationszentrums 35 Menschen hingerichtet. Im laufenden Jahr seien bislang 24 Todesurteile vollstreckt worden. Nach Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup befürworten gegenwärtig 61 Prozent der US-Amerikaner die Todesstrafe, weniger als jemals zuvor seit 1994 (80 Prozent). Demnach gehen die Meinungen weißer und schwarzer Bürger auseinander: 68 Prozent der Weißen, doch nur 39 Prozent der Afroamerikaner befürworteten die Todesstrafe.

stu/SC (afp, ap, epd)