Huthis halten US-Bürger gefangen
31. Mai 2015Es werde alles dafür getan, um die Gefangenen zu befreien, sagte ein Vertreter des amerikanischen Außenministeriums. Der Schutz von US-Bürgern im Ausland habe oberste Priorität. Aus Sicherheitsgründen und um die Privatsphäre der Betroffenen zu wahren, wollte der US-Beamte die Veröffentlichungen in der "Washington Post" nicht weiter kommentieren.
Die Zeitung hatte berichtet, die Huthis würden mindestens vier US-Bürger in einem Gefängnis in der Nähe der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gefangen halten. Drei der Gefangenen sollen in der Privatwirtschaft tätig sein, die vierte Person habe sowohl die US-amerikanische als auch die jemenitische Staatsbürgerschaft. Demnach habe die US-Regierung es bislang nicht geschafft, die Gefangenen zu befreien, weil sie keinen direkten Kontakt zu den Rebellen habe.
Gespräche im Oman?
Gleichzeitig berichtet ein Verteter der jemenitischen Regierung, die wegen der Kämpfe derzeit in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad sitzt, von Gesprächen zwischen Huthis und US-Beamten im Oman. Diese hätten das Ziel, einen Weg zur Lösung des blutigen Konflikt im Jemen zu ebnen. "Wir wurden darüber informiert, dass die Treffen auf Wunsch der Amerikaner stattfinden", sagte ein Sprecher der jemenitischen Regierung der Nachrichtenagentur Reuters.
Weder die Huthis noch die US-Regierung kommentierten diese Berichte. Wenn sie stimmen, wäre dies das erste offizielle Treffen zwischen den Huthi-Rebellen und der US-Regierung. Die USA sind der wichtigste westliche Verbündete Saudi-Arabiens, das die schiitische Miliz im Jemen bekämpft. Im März hatte Saudi-Arabien eine Militärallianz initiiert, um die Huthi-Rebellen zurückzudrängen. Die USA steuern Waffen und Technik bei. Oman beteiligt sich nicht an der Offensive, obwohl das Land zu den sechs Staaten des Golf Kooperationsrats zählt.
Setzt Saudi-Arabien Streubomben ein?
Kritik gegen die Art der Kriegsführung im Jemen kommt indes von Menschenrechtlern. Human Rights Watch (HRW) hat Hinweise, dass im Jemen international geächtete Streumunition eingesetzt wird. Fotos und Zeugenaussagen belegten, dass im von Huthi-Rebellen kontrollierten Nordjemen Zivilisten durch Streubomben verletzt worden seien, kritisierten die Menschenrechtler. Auch Kinder sollen unter den Verletzten sein.
HRW-Mitarbeiter hatten zuvor das Gebiet um die nordjemenitische Stadt Saada besucht. Bei einem Angriff sei die Streumunition aus der Luft abgeworfen worden. Dies deute daraufhin, dass die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz verantwortlich für den Einsatz sei, da nur sie Luftangriffe fliege. HRW appellierte an Saudi-Arabien und die Konfliktparteien im Jemen, auf Streumunition zu verzichten. "Diese Waffen können nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterscheiden und stellen, wenn sie nicht sofort explodieren, auch lange nach den Kämpfen eine Bedrohung für Zivilisten und besonders für Kinder da", mahnte der zuständige HRW-Experte.
Kämpfe gehen weiter
Saudi-Arabien bombardiert nach dem Tod eines saudischen Grenzsoldaten am Samstagabend massiv Stellungen der Huthi-Rebellen. Mehr als 20 Bombardements hätten von Samstagabend bis Sonntagmorgen in der Hauptstadt Sanaa unter anderem Armee-Stützpunkte, das Hauptquartier der jemenitischen Luftwaffe und ein von den Aufständischen benutztes Stadion getroffen, berichteten Augenzeugen.
Nach Angaben eines Sprechers des saudischen Innenministeriums hatten Huthi-Rebellen am Samstagabend Granaten über die Grenze geschossen und dabei einen Armeeangehörigen getötet. Sieben weitere Grenzsoldaten wurden demnach verletzt.
Stellvertreterkrieg im Jemen
Die Allianz mehrerer sunnitischer Staaten will dem ins Exil geflohenen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi wieder zur Macht zu verhelfen und den Vormarsch der Schiiten eindämmen. Das sunnitische Saudi-Arabien befürchtet, dass sein schiitischer Erzrivale Iran durch einen Sieg der Huthis im Jemen auf der Arabischen Halbinsel Fuß fassen könnte.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass bei den Kämpfen bislang knapp 2000 Menschen getötet und 8000 verletzt worden sind. Eine halbe Million Jemeniten sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen im Zuge der Kämpfe obdachlos geworden.
nem/SC (dpa, afp, rtr)