Zum Weltkusstag
6. Juli 2017Manche Küsse haben schon die Welt bewegt. Etwa der erste Kuss, der je in einem Film gezeigt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war der kurze Schmatzer ein Aufreger, der einerseits die Moralwächter auf den Plan rief, aber andererseits die Leute so neugierig machte, dass sie in Scharen zu den Vorführungen kamen.
Heute wird geknutscht, was das Zeug hält, egal welchen Geschlechts das Pärchen ist. Natürlich gibt es immer noch viele Menschen, die verschämt weggucken, wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen küssen. Größtenteils aber gehört das mittlerweile zur Normalität. Hier.
Skurrile Kussverbote
Woanders auf der Welt gibt es Orte, an denen man für einen kleinen, harmlosen Kuss ins Gefängnis kommen kann. In Dubai etwa. Dort ist ein Kuss in der Öffentlichkeit strikt verboten, wie in den meisten arabischen Ländern oder in Malaysia, Kuala Lumpur und Indonesien. Selbst in Russland wird es nicht gerne gesehen. Für romantische Flitterwochen sind diese Länder eher ungeeignet.
Manche Bundesstaaten der USA sind bekannt für besonders skurrile Anti-Kuss-Gesetze. So ist es etwa in Colorado einem Mann nicht gestattet, seine schlafende Frau zu küssen. In Nevada dürfen Männer überhaupt gar nicht küssen, wenn sie einen Bart tragen. In Minnesota herrscht Knutschverbot nach übermäßigem Knoblauchverzehr. In Connecticut und Michigan ist es Paaren untersagt, sich "am Tag des Herren" (Sonntags) oder noch schlimmer: vor einer Kirche zu küssen.
Medizinisch ganz und gar unbedenklich
Während die Kussverbote also in streng religiösen Ländern durchaus ernst zu nehmen sind, werden die alten Gesetze aus den USA sicherlich nicht mehr ernsthaft angewandt. Schließlich passt sich moderne Kusskultur auch dem (westlichen) Zeitgeist an. Inzwischen haben unzählige wissenschaftliche Studien wichtige Erkenntnisse über den Austausch von Körperflüsigkeiten gebracht:
Küssen macht schlank. Küssen macht gesund, ist gut für die Haut, fördert die Durchblutung. Selbst die Übertragung schädlicher Bakterien beim Kuss kann das Immunsystem stärken. Küssen macht glücklich durch einen hohen Ausstoß an Serotonin, Endorphinen und Adrenalin. Menschen, die viel küssen, haben mehr Erfolg im Beruf. Manche Philematologen, also Kussforscher, wollen auch herausgefunden haben, dass Menschen, die viel küssen, weniger Autounfälle haben.
Gefahren des Küssens
Wirklich gesundheitsgefährdend sind Küsse nur dann, wenn einer der Partner bestimmte Bakterien im Speichel hat, die das Immunsystem des anderen nicht bekämpfen kann. Das jedoch kommt selten vor.
Vorsicht ist bei Epidemien angesagt: Wegen der Schweinegrippe im Jahr 2009 griff man selbst im kuss-liberalen Deutschland zu drastischen Mitteln. Auf dem Heavy Metal Festival in Wacken, wo bis zu 80.000 Leute zusammen feiern, war Küssen verboten, damit sich die Krankheit nicht weiter verbreitete.
Eine weitere, nicht zu unterschätzende "Gefahr" birgt lange und intensive Knutscherei: Die Nervenenden von Lippen und Zunge leiten die Reize über das zentrale Nervensystem direkt in die Geschlechtsorgane. Ist der Kuss besonders zärtlich und ausgiebig, sollte das Pärchen schnellstmöglich ein Séparée finden, wo es ungestört ist.
Nur in der halben Welt so populär
So selbstverständlich der Kuss als Liebesbekundung in Europa ist - in vielen Ländern spielt der Kuss eine weniger wichtige Rolle. Eine Studie von 2015 hat 168 Volksgruppen aus allen Kontinenten auf ihr Verhältnis zum "romantischen" Kuss untersucht. Dabei sind die US-Forscher aus Indiana zu dem Ergebnis gekommen, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Ethnien dem Kuss nur eine geringe bis gar keine Bedeutung beimessen. Zu ekelig, zu erotisch. Vorsichtig vermuten die Forscher, dass die Freude am Küssen mit dem sozialen Gefüge zusammenhängt, in dem die Menschen leben. Denn in stärker industrialisierten Gegenden wird mehr geküsst als in manchen entlegenen Waldgebieten des Amazonas etwa.
Hier sind 25 gesungene Küsse in unserer Playlist zum Welttag des Kusses