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Unser Gast vom 01.03.2009 Thomas Reiter, Astronaut und Vorstand des Deutschen Zentrum für Luft- & Raumfahrt

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Thomas Reiter über Raumstationen, Reformen und Recycling. Über das Leben in Deutschland und im Orbit.

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Bild: DW-TV

Über 5.500 Mal hat Thomas Reiter die Erde umrundet. Bei zwei Langzeitmissionen 1995 und 2006 verbrachte er fast ein Jahr im All auf den Raumstationen MIR und ISS. Astronaut wollte er werden, seit er 1969 als Elfjähriger die Mondlandung im Fernsehen verfolgte. Seinem Helden Neil Armstrong, US-Astronaut und der erste Mann auf den Mond, schrieb er damals einen begeisterten Brief. Heute ist er selbst ein Vorbild und entwickelt als Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die deutsche und die europäische Raumfahrt weiter.

Thomas Reiter ist wie alle Raumfahrer ein Pionier. Als ehemaliger ESA-Astronaut ist er einer von weltweit 511 Menschen, die die Grenzen der Erde verlassen haben und in den Weltraum geflogen sind. Zwei Langzeitmissionen hat er absolviert: 1995/1996 auf der russischen Raumstation MIR und 2006 auf der Internationalen Raumstation ISS. Insgesamt verbrachte er 350 Tage im Weltraum. In der Geschichte der Raumfahrt ist er damit der Westeuropäer mit dem längsten Aufenthalt an Bord von Raumstationen.

Thomas Reiter wurde am 23. Mai 1958 in Frankfurt am Main geboren. Aufgewachsen ist er in der Neubausiedlung Buchenbusch in Neu-Isenburg. Ein Ort, den er als idyllisch in Erinnerung hat, obwohl er in der Einflugschneise des Rhein-Main Flughafens liegt. Die Begeisterung fürs Fliegen wurde Thomas Reiter in die Wiege gelegt. Seine Eltern Anneliese und Rudi Reiter waren beide passionierte Segelflieger, die ihre Wochenenden auf den Segelflugplätzen der Region verbrachten. Schon im Säuglingsalter ist Thomas Reiter mitgeflogen. Flugangst und Schwindelgefühle sind ihm deshalb völlig fremd. Optimal für einen Jungen, dessen Kindheitstraum es ist, Astronaut zu werden.

Als Elfjähriger verfolgt er im Fernsehen die Mondlandung der US-Astronauten Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin im Juli 1969. In einem Brief bittet er Neil Armstrong, ihm das Emblem der Apollo 11 Mission zu schicken und bietet ihm dafür sein Taschengeld an. Mit vierzehn Jahren beginnt er selbst mit dem Segelfliegen. Weil eine Ausbildung zum Astronauten in den siebziger Jahren in Deutschland völlig unmöglich erscheint, entschließt sich Thomas Reiter nach dem Abitur zu einer Pilotenlaufbahn bei der Bundeswehr und verpflichtet sich bei der Luftwaffe. An der Bundeswehruniversität Neubiberg in Oberbayern studiert er die Fächer Luft- und Raumfahrttechnik und legt 1982 die Prüfung zum Diplomingenieur ab. In den USA wird er anschließend zum Jet-Piloten ausgebildet.

1989 bewirbt er sich bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA um die Ausbildung zum Astronaut. Von 22.000 Bewerbern aus ganz Europa werden im Mai 1992 sechs ausgewählt. Thomas Reiter ist dabei, seine lange Erfahrung als Pilot zeichnen ihn aus.

1992 verfügt er über 2000 Stunden Flugerfahrung auf 15 verschiedenen Kampfflugzeug-Typen.

Im Mai 1993 wird er für eine Mission zur russischen Raumstation MIR ausgewählt. Im Kosmonautentrainingszentrum in Swjosdny Gorodok, dem "Sternenstädtchen" bei Moskau, bereitet er sich gemeinsam mit seinem schwedischen Kollegen Christian Fuglesang auf die Mission "EUROMIR 95" vor. Als Bordingenieur der Mission starte er am 3. September 1995 ins All. 179 Tage verbringt Reiter im Weltraum und darf während dieser Zeit zwei Weltraumspaziergänge absolvieren. Es ist, so sagt er später, der Höhepunkt seiner Mission. Am 29. Februar 1996 kehrt Thomas Reiter an Bord einer Sojus Kapsel zur Erde zurück. Die EUROMIR Mission diente der ESA vor allem dazu, Erfahrungen für das Forschungslabor Columbus zu sammeln, das am 11. Februar 2008 an die ISS angedockt hat.

Nach seiner Rückkehr arbeitet Thomas Reiter bis 1999 weiter als Testpilot für die Bundeswehr, bevor er im April 1999 seinen Dienst bei der ESA wieder aufnimmt. Dort beginnt er mit der Vorbereitung zu seiner zweiten Langzeitmission mit dem Namen "ASTROLAB". Diesmal wird er mit der NASA zur ISS reisen. Am 4. Juli 2006 startet Thomas Reiter an Bord des Space Shuttles Discovery vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral. Thomas Reiter ist der erste ESA-Astronaut, der einen Langzeitaufenthalt auf der ISS verbringt. Er bleibt 171 Tage im All und absolviert während dieser Zeit seinen dritten Außeneinsatz. Mit dem Space Shuttle kehrt er am 22. Dezember 2006 wieder zurück auf die Erde.

Nach dieser zweiten Mission wird der Astronaut in den Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) berufen. Seit dem ersten Oktober 2007 leitet Thomas Reiter am DLR die Abteilung Raumfahrtforschung und –entwicklung.