UNICEF beklagt Not der Rohingya-Kinder
20. Oktober 2017"Ausgestoßen und verzweifelt": Mit diesen Worten überschreibt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen seinen Bericht über "Rohingya-Kinder in Gefahr". Jede Woche fliehen nach UNICEF-Angaben bis zu 12.000 Minderjährige vor der Gewalt in Myanmar nach Bangladesch. Inzwischen lebten dort rund 320.000 Kinder, die zu der muslimischen Minderheit gehören.
In Zahlen bedeutet das: 60 Prozent der inzwischen fast 600.000 Flüchtlinge gehören zu den Schwächsten. Sie hätten "Gewalttaten gesehen, die kein Kind jemals sehen sollte", sagt UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. "Und alle haben furchtbare Verluste erlitten." Daher brauchten sie nicht allein Nahrung, sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und Impfschutz, die oft knapp sind, sondern auch Bildung und psychologische Hilfe, "um das, was sie durchgemacht haben, zu verarbeiten".
"Das hört nicht so schnell auf"
Jedes fünfte Kind ist nach Schätzungen der UN-Organisation akut unterernährt. "Das wird nicht so schnell aufhören", sagt UNICEF-Mitarbeiter Simon Ingram. Trotz großer Anstrengungen von Hilfsorganisationen und der Regierung in Bangladesch reiche die Versorgung in den überfüllten Lagern nicht aus. Vor der am Montag in Genf beginnenden Geberkonferenz ruft UNICEF Regierungen und private Spender auf, die humanitäre Hilfe für die Rohingya zu unterstützen.
Nur ein Bruchteil der benötigten Mittel stehe bislang bereit. Allein für die kommenden Monate braucht das Hilfswerk nach eigener Aussage rund 76 Millionen Dollar (64 Millionen Euro), um die Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen. Außerdem müssten Jungen und Mädchen in den chaotischen Lagern vor Ausbeutung und Menschenhandel bewahrt werden.
Diejenigen schützen, die in der Heimat blieben
Neben internationaler Hilfe für die Geflohenen verlangt UNICEF auch wirksamen Schutz für die Angehörigen der muslimischen Minderheit im Bundesstaat Rakhine in Myanmar. Die Massenflucht hatte Ende August begonnen. Nach koordinierten Angriffen von Rohingya-Extremisten auf Sicherheitskräfte hatte die Armee mit großer Gewalt zurückgeschlagen. Die Vereinten Nationen und mehrere Staten werfen dem Militär des überwiegend buddhistischen Landes "ethnische Säuberung" vor. Die Regierung in Myanmar weist dies zurück.
jj/mak (afp, rtr, kna)