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Ungewöhnlich grausam?

Mark Hallam, Peter Hille25. Juli 2014

Die qualvolle Hinrichtung eines Doppelmörders in Arizona hat für heftige Kritik gesorgt. Vorerst will der US-Bundesstaat nun keine weiteren Häftlinge töten. Die Debatte um die Todesstrafe ist wieder in vollem Gang.

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USA Giftspritze in der Kritik (Photo: dpa - Bildfunk)
Bild: picture-alliance/dpa

Im US-Bundesstaat Arizona soll kein Todeskandidat mehr auf eine Liege geschnallt und mit einer Spritze voller Gift hingerichtet werden. Allerdings nur solange nicht, bis die Umstände der qualvollen Hinrichtung des verurteilten Doppelmörders Joseph Wood völlig geklärt sind. Das gab der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates, Tom Horne, am Donnerstag (24.07.2014) bekannt.

Er reagiert damit auf heftige Kritik an der Hinrichtung Woods einen Tag zuvor. Fast zwei Stunden lang hatte Joseph Wood schwer geatmet, nachdem ihm eine bislang kaum erprobte Giftmischung gespritzt worden war. Immer wieder gab der Todeskandidat Geräusche von sich, die wie ein Schnauben oder heftiges Luftholen klangen, so berichten Augenzeugen. Dann erst war der verurteilte Doppelmörder tot. 660 mal hatte Wood bis dahin nach Luft geschnappt, so ein Reporter für den Guardian, der jedes Röcheln und jeden Atemzug mitzählte.

Joseph Wood, Foto: AP Photo/Arizona Department of Corrections
Joseph Wood starb zwei Stunden nach der InjektionBild: picture alliance/AP Photo

Es gebe keine medizinischen Beweise dafür, dass die Hinrichtung Woods verpfuscht worden sei, sagte dagegen der Leiter der Strafvollzugsbehörde in Arizona, Charles Ryan. Wood wurde 1991 zum Tode verurteilt, weil er seine Freundin Debra Dietz und deren Vater Eugene mit Revolverschüssen in Brust und Bauch getötet hatte.

Neue Giftmischung

Als “zynisches Menschenexperiment“ bezeichnet Maja Liebing von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Hinrichtung gegenüber der DW. "Die Todesstrafe ist und war nie human. Dies zeigt sich auch an den zuletzt immer häufiger werdenden Zwischenfällen bei der Todesstrafe durch die Giftspritze."

Maja Liebing Amnesty International Foto: Amnesty International
Maja Liebing von Amnesty InternationalBild: Amnesty International

Justizbeamte hatten Wood ein Mix aus dem Beruhigungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon in den Arm gespritzt. Diese Kombination wurde im Januar vom US-Bundesstaat Oklahoma zur Hinrichtung von Dennis McGuire eingesetzt, auch er schnappte nach Luft und war nicht sofort tot. Mehrere US-Bundesstaaten verwenden wenig erprobte Giftmischungen, seitdem europäische Pharmakonzerne die Lieferung der bislang verwendeten Mittel eingestellt haben und Vorräte von US-Firmen aufgebraucht sind.

Strom, Gas, Spritze

Als eine von wenigen Industrienationen halten die USA an der Todesstrafe fest, in 32 Bundesstaaten werden Menschen hingerichtet. Mehr als 1360 Menschen sind so seit 1977 durch Giftspritzen, auf dem elektrischen Stuhl, am Galgen, in der Gaskammer oder im Gewehrfeuer eines Exekutionskommandos ums Leben gekommen. Ein US-Verfassungszusatz verbietet jedoch “grausame und ungewöhnliche“ Strafen, was von Kritikern regelmäßig als Aufruf zur Abschaffung der Todesstrafe verstanden wird. Befürworter argumentieren, damit sei der Staat nur dazu aufgefordert, zum Tode Verurteilte möglichst schmerzfrei umzubringen.

Demonstranten tragen ein Plakat vor den Supreme Court USA in Washington
Demonstration gegen die Todesstrafe vor dem US-Verfassungsgericht in Washington DCBild: Simon Broll

Für die Amerikanische Bürgerrechtsunion ACLU war Woods Hinrichtung “eine traurige Mahnung, dass das Experiment Todesstrafe in den USA gescheitert ist und gestoppt werden muss.“ Auch Amnesty International (AI) sieht in der Suche nach einer effektiveren Giftmischung keine Lösung. "Ob die Vollstreckung der Todesstrafe nach Plan verläuft oder nicht, ändert nichts daran, dass die Todesstrafe unvereinbar mit den grundlegenden Menschenrechtsprinzipien ist. Die Methoden der Exekutionen zu ändern ist daher keine Lösung, stattdessen muss die Todesstrafe endgültig abgeschafft werden", fordert Amnesty-Expertin Maja Liebing.

Die Europäische Union hatte die Hinrichtung Woods ebenfalls kritisiert. Man sei “sehr besorgt“, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Ashton. Brüssel tritt für eine weltweite Abschaffung der Todesstrafe ein.