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Das Schicksal Aschtianis

3. November 2010

Das Leben der Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani hängt am seidenen Faden. Der zum Tode verurteilten Frau droht die Hinrichtung. Die internationale Gemeinschaft fordert, das Urteil in eine Haftstrafe umzuwandeln.

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Sakine Mohammadi-Aschtiani (Foto: AP)
Sakine Mohammadi-Aschtiani: Ihr droht der Tod durch HinrichtungBild: AP

Die zum Tod durch Steinigung verurteilte Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani ist weiterhin am Leben. "Sie wurde heute nicht hingerichtet", sagte die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, am Mittwoch (03.11.2010) unter Berufung auf ihre eigenen Quellen im Iran. Französische und iranische Menschenrechtsaktivisten hatten zuvor die Sorge geäußert, dass Ashtiani womöglich noch am Mittwoch gehängt werden könnte. Der Mittwoch sei im Iran üblicherweise für Exekutionen vorgesehen, doch die Uhrzeit für Hinrichtungen an diesem Mittwoch sei bereits verstrichen, so Ahadi. "Die Gefahr bleibt aber. Es kann immer passieren", fügt sie hinzu.

Auch der französische Außenminister Bernard Kouchner bestätigte, dass Ashtiani nicht die sofortige Hinrichtung drohe. Das habe ihm sein iranischer Amtskollege Manuschehr Mottaki versichert, erklärte Kouchner am Mittwoch in Paris. Noch habe die iranische Justiz nicht ihr abschließendes Urteil gesprochen, habe Mottaki erklärt. Kouchner sagte, er habe auch im Namen der europäischen Partner seinen Amtskollegen aufgerufen, die Frau zu begnadigen und definitiv auf ihre Hinrichtung zu verzichten.

Scharfe Kritik von der EU und den USA

Catherine Ashton (Foto: DPA)
Catherine Ashton fordert eine Umwandlung der TodesstrafeBild: picture alliance / dpa

Am Vorabend hatte ebenfalls die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton den Iran aufgerufen, Aschtiani nicht hinzurichten. Zwar habe der Iran inzwischen von einer Steinigung als Hinrichtungsform Abstand genommen, aber auch die geplante Hinrichtung durch Erhängen sei nicht akzeptabel, erklärte Ashton am Dienstagabend (02.11.2010) in Brüssel. Sie rief dazu auf, die Todesstrafe in eine andere Strafe umzuwandeln.

Das Weiße Haus zeigt sich ebenso entsetzt. Der Fall demonstriere die "fundamentale Missachtung der Menschenrechte und besonders der Frauenrechte durch die iranische Regierung", erklärte Präsidentensprecher Robert Gibbs am Dienstag in Washington. "Wir fordern die iranische Regierung auf, die Hinrichtung auszusetzen und Frau Aschtiani gerecht zu behandeln, so wie sie es verdient."

Vorwurf: Mord am Ehemann und Ehebruch?

Aschtiani wurde nach iranischen Angaben im Jahr 2006 in zwei verschiedenen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt worden. Im ersten Fall wurde sie wegen angeblicher Verwicklung in den Mord an ihrem Ehemann zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Berufungsgericht wandelte das Urteil 2007 in eine zehnjährige Haftstrafe um. Im zweiten Fall wurde sie wegen mehrfachen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Angeblich soll Ashtiani die Vorwürfe vor laufender Kamera gestanden haben. Ihrem Anwalt zufolge war sie jedoch vorher geschlagen und gefoltert worden. Ihr Schicksal löste weltweit Empörung und Proteste aus. Im Juli wurde ihre Hinrichtung auf internationalen Druck zunächst ausgesetzt.

Derweil sitzen zwei deutsche Journalisten in einem iranischen Gefängnis. Sie hatten versucht mit dem Sohn und dem Anwalt Ashtianis zu sprechen. Statt wie vorgeschrieben seien die Männer ohne ein Journalistenvisum in den Iran gereist, so der Vorwurf. Deutschland bemüht sich um die Freilassung der beiden Inhaftierten.

Autorin: Diana Hodali (afp, dpa, kann, rtr)

Redaktion: Thomas Kohlmann