Ungebrochener Zauber: 150 Jahre Neuschwanstein
5. September 2019Am 5. September 1869 ließ der bayerische Märchenkönig Ludwig II. den Grundstein zu einem der teuersten Bauprojekte seiner Zeit legen: Schloss Neuschwanstein. Er selbst weilte zu diesem Zeitpunkt auf Schloss Berg am Starnberger See, einem anderen Rückzugsort des menschenscheuen Königs. Der Ort des Grundsteins geriet in Vergessenheit.
Anlässlich des runden Jubiläums der Grundsteinlegung konnte die Bayerische Schlösserverwaltung nun das Geheimnis lüften: Mithilfe von Spezialisten des Landeskriminalamts, die im Alltag Blindgänger und Brandsätze entschärfen, wurde der Grundstein mit der eingelassenen runden Messingkapsel geortet. Er liegt ganz in der Nähe eines auf 1869 datierten Ziegels in der Südwand. Möglicherweise markierte der Grundstein einen Eckpunkt des Schlossbaus, wie er ursprünglich geplant war.
Entnommen werde der Stein aus Denkmalschutzgründen aber nicht, so die Bayerische Schlösserverwaltung. Der Fund ist eine kleine Sensation. Die darin enthaltene Messingkapsel enthält unter anderem den ursprünglichen Bauplan und ein auf Porzellan gemaltes Porträt des Märchenkönigs.
Sehnsuchtsort und lukrative Marke
Um das berühmteste aller Schlösser in Bayern ranken sich ebenso viele Geheimnisse wie um seinen Erbauer Ludwig II., dem das Schloss als privater Rückzugsort für seine Traumwelten diente.
Dass er in dem abgelegenen Traumschloss kurz vor seinem Tod festgesetzt und als geisteskrank entmündigt werden würde, ahnte Ludwig bei der Grundsteinlegung 1869 nicht. Möglicherweise schwante ihm ebenso wenig, was ihn der Bau kosten würde: Das unvollendet gebliebene Schloss, das Ludwig mit damals modernster Technik wie Beheizung und automatischer Toilettenspülung ausstatten ließ, verschlang Unsummen, in Euro umgerechnet einen dreistelligen Millionenbetrag.
Die Bauschulden des Königs hat das Schloss allerdings dank anhaltender Besucherströme längst eingespielt. Bis heute wurden 60 Millionen Neuschwanstein-Besucher gezählt. Sie kommen auch trotz der noch bis 2022 andauernden Sanierungsarbeiten. Die Prunkräume des Schlosses werden seit zwei Jahren komplett saniert. Es ist das erste Mal seit der Öffnung für Besucher vor über 130 Jahren. Draußen hingegen ist etwa das Baugerüst am historischen Torbau schon wieder abgebaut. Das Tor strahlt in neuem Glanz - auch als beliebtes Fotomotiv für die Touristen.