Unfassbares Leid und kein Ende
11. März 2016Verheerende Gemetzel, Vernichtung und Zerstörung - und immer weniger Hilfe: Für die Menschen in Syrien hat sich die Situation im vergangenen Jahr nach Ansicht von Hilfsorganisationen dramatisch verschlechtert. Zu dieser bitteren Bilanz kommt der Bericht "Fuelling the Fire" ("Öl ins Feuer gegossen") , den eine internationale Allianz von 30 Hilfsorganisationen, darunter Oxfam, Care und "Save the Children", veröffentlichte. Die Kriegsparteien richteten schlimmste Verwüstungen an, verhinderten Nothilfe und schnitten ganze Städte von jeglicher Versorgung ab. Kurz: 2015 sei für Syrien ein "Rekordjahr des Leidens" gewesen.
Während des vergangenen Jahres sei es immer schwieriger geworden, in Syrien Nothilfe zu leisten, wird in dem Report beklagt. Obwohl momentan einige belagerte Orte teilweise zugänglich seien, würden Hilfsorganisationen bei ihrer Arbeit behindert oder angegriffen. Weite Teile des Landes seien weiterhin von humanitärer Hilfe abgeschnitten.
Die Allianz der Hilfsorganisationen wirft den vier Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats Russland, USA, Frankreich und Großbritannien vor, sie hätten zur Verschärfung der Situation beigetragen. Sie hätten zu wenig diplomatischen Druck auf ihre Verbündeten ausgeübt, sie mit Waffen unterstützt oder direkt militärisch in den Konflikt eingegriffen.
"Angriffe auf Zivilisten und Helfer müssen aufhören", forderte Andy Baker, Oxfams Nothilfeleiter für syrien. "Russland, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien müssen endlich an einem Strang ziehen und stärkeren Druck auf die Konfliktparteien ausüben, um die völkerrechtswidrige Blockade ganzer Städte und Gebiete zu beenden." Die vier Staaten dürften auch keine Waffen mehr an Konfliktparteien liefern, um die Gewalt nicht noch weiter anzuheizen.
Bidjan Nashat, Programmdirektor und Vorstandsmitglied von "Save the Children Deutschland", sagte, immer mehr Kinder und Familien litten unter der Gewalt.: "Die Verantwortung dafür liegt bei den Konfliktparteien. Der Einsatz von Belagerungen als Kriegstaktik muss sofort beendet und dauerhafter Zugang für humanitäre Hilfe zu allen Gebieten muss zugelassen werden, sonst sterben noch viel mehr Kinder."
Der Aufstand in Syrien hatte im März 2011 mit Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad begonnen. Danach stürzte das Land immer tiefer in einen Bürgerkrieg. Dieser hat die größte Flüchtlingsbewegung seit Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. Mittlerweile ist jeder Vierte der rund 22 Millionen Syrer ins Ausland geflohen. Mehr als 250.000 Menschen sind umgekommen.
In den nächsten Tagen sollen die Friedensgespräche in Genf fortgesetzt werden.
SC/haz (epd, dpa)