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„Und am Ende kommt eine kleine rosa Karte...." - Zur Lage der Kinder in Kambodscha

4. Januar 2003

Sagenumwobene Tempelruinen, eine atemberaubende Dschungellandschaft und traumhafte Strände entlang der Küste – so stellt Kambodscha zumindest für Touristen dar. Aber für viele Kinder ist das schöne Land kein Paradies.

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Es gibt nur wenige Auswege für StraßenkinderBild: AP

Immer noch leiden vor allem die Kinder in Kambodscha unter den Folgen des Bürgerkriegs aus den 70er Jahre. Mehr als 10.000 Kinder leben in Kambodschas Hauptstadt auf der Straße. Viele haben den Kontakt zu ihren Familien verloren und sind vollkommen auf sich gestellt. Ihr Leben auf der Straße ist sehr gefährlich: Banden bedrohen sie, sie werden zusammengeschlagen oder sexuell missbraucht. Sie sind Opfer von Krankheiten und Prostitution.

Aber keiner will sie. „Sie sind ein bisschen wie der Abfall der Gesellschaft. Als ob sie auf den Index gesetzt wurden. Es sind die, die sich schon lange prostituieren. Die kleine Diebstähle begehen und die schon eine ganze Menge derjenigen Sachen verbrochen haben, die gefährlich für sie werden können, wenn sie noch weiter auf der Straße leben.“ erzählte Andrée Magnaldi, ein Mitarbeiter der Organisation „Friends“.

"Friends" — die Hoffnung der Straßenkinder

"Friends" ist eine lokale Organisation, die mit Straßenkindern in Kambodscha zusammenarbeitet. Eine Organisation, die sich um diejenigen kümmert, die am verletzlichsten sind in diesem Land. Man versucht die Straßenkinder wieder in ihr eigenes, ursprüngliches kulturelles Umfeld einzugliedern. Soweit das möglich ist.

In einer von „Friends“ gegeründeten Schule sind die Klassen so organisiert, dass die Straßenkids die notwendigen Basiskenntnisse erlernen können. Nach einer Grundausbildung sollen sie dann wieder in eine öffentliche Schule gehen.

Helfen den Kindern nach Hause zu gehen

„Früher habe ich auf der Straße gelebt und einige Zeit trieb ich mich vor dem Bahnhof herum. Ich habe Müll gesammelt.“ Der 19jährige Eung Veasna war auch mal Straßenkind. Er wurde früher immer von seiner Mutter geschlagen. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen und fing mit seinem Straßenleben an. Auf der Straße wurde er oft bedroht, er hatte manchmal den ganzen Tag nichts zu essen und meist keinen Platz zum Schlafen. Jetzt macht er bei „Friends“ eine Ausbildung zum Mechaniker. Er möchte eines Tages wieder nach Hause zurückkehren können.

Ein spezielles Mitarbeiterteam von "Friends" kümmert sich um diejenigen Kinder und Jugendlichen, die wieder nach Hause wollen. Sie machen ihre Familien ausfindig, sprechen mit den Angehörigen und bereiten eine mögliche Rückkehr vor. Eine Erfolgsgarantie ist das aber nicht. Oft werden die gegenseitigen Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht und beide Seiten müssen einsehen, dass ein Familienleben nicht mehr möglich ist. Dann hilft das Team von "Friends" den Kindern, auf eigenen Beinen zu stehen und mit Hilfe ihres erlernten Berufes zu überleben.

Und am Ende kommt eine kleine rosa Karte

Für „Friends“- Mitarbeiter wie Andrée Magnaldi ist der ergreifendste Moment immer, dann wenn ein ehemaliger Schützling mit einer kleinen rosa Karte wiederkommt. Denn die kleine rosa Karte bedeutet: „Ich lade dich zu meiner Hochzeit ein!“ „Das heißt, er arbeitet, er verdient sein Geld und jetzt will er eine Familie gründen. Das ist einfach schön für uns. Dann hat sich die Mühe gelohnt.“ sagte er. Und lächelte dabei.