Ban vermittelt im Kongo
7. November 2008
"Ich bin bereit, nach Afrika zu reisen, wenn es nötig ist", erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Montag (3.11.2008) in New York. "Der Konflikt entlang der Grenze zwischen Kongo und Ruanda hat katastrophale Folgen und muss endlich ein Ende haben." Ban will sich vermutlich noch am Wochenende in die Krisenregion fliegen und dort mit den Regierungschefs von Kongo und Ruanda Gespräche führen.
Ban ernannte außerdem den ehemaligen Präsidenten Nigerias, Olusegun Obasanjo, zu seinem Sonderbeauftragten für den Kongo. Seine Aufgabe sei es, eine "dauerhafte politische Lösung" für den von Rebellen kontrollierten Osten des Landes zu finden, erklärte Ban. Generalleutnant Babacar Gaye aus dem Senegal wurde erneut zum Befehlshaber berufen.
UN-Truppen überfordert?
"Wir tun mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln alles, um die Zivilbevölkerung zu schützen", erklärte UN-Untergeneralsekretär Alain Le Roy. Jedoch komme auf 10.000 Zivilisten nur etwa ein Blauhelmsoldat. Ban forderte deshalb eine Stärkung der UN-Mission im Kongo. Die dort stationierte Blauhelmtruppe sei angesichts der Aufgabe im Kongo mit der Situation überfordert, sagte Ban.
Zuvor hatte bereits der französische Außenminister Bernard Kouchner scharfe Kritik an der UN-Mission geübt. Der Einsatz sei ineffizient. Nur 800 der 17000 Soldaten seien überhaupt in der umkämpften Region stationiert. "Die Truppen müssen offensiver vorgehen und zu Verteidigungsoperationen bereit sein", sagte Kouchner.
Cholera und Hunger
Unterdessen verschärft sich die Lage in der Region: Mehr als 100.000 Zivilsten haben die Flüchtlingslager im Ostkongo überstürzt verlassen und sind auf der Flucht vor den Rebellen des abtrünnigen Generals Nkunda. 60 Prozent der Flüchtlinge sind Kinder. In einigen Flüchtlingslagern ist mittlerweile die Cholera ausgebrochen.
Ohne schnelle Hilfe von außen steuere die Region "unausweichlich" auf eine humanitäre Katastrophe zu, warnte die Hilfsorganisation Caritas. Ein erster Konvoi mit Hilfsgütern hatte am Montag (03.11.2008) die Krisenregion erreicht. Dennoch sind zehntausende Menschen immer noch ohne jegliche Versorgung und Nahrung. Die Zahl der Toten in den Lagern nehme täglich zu, sagten Hilfsorganisationen. Das Rote Kreuz berichtete außerdem von zahlreichen Vergewaltigungen durch die Rebellen. Nkundas Truppen stehen mittlerweile kurz vor der Provinzhauptstadt Goma.
Der alte Konflikt: Tutsi gegen Hutu
Der kongolesische Rebellengeneral Nkunda gehört der Volksgruppe der Tutsi an. Er will nach eigenen Angaben Hutu-Extremisten verfolgen, die für den Völkermord an den Tutsi 1994 in Ruanda verantwortlich sind und sich im Ost-Kongo verstecken sollen. Nkundas Truppen töten jedoch vor allem Zivilisten. (ako)